Die heimlichen Obsessionen der Comdex-Besucher

09.12.1994

Mindestalter-Beschraenkung (auf 16 Jahre) und freiwillige Selbstkontrolle (no porn) aenderten nichts daran: Die am heissesten umlagerten Comdex-Staende waren die mit den aus der Business- Perspektive weniger interessanten Produkten. Waehrend im "Las Vegas Convention Center" die grossen Anbieter ihre potentiellen Kunden mit einem Mammut-Aufgebot anzulocken suchten, waren die wirklichen Attraktionen auf den bedeutend kleineren Ausstellungsflaechen im "Sands" zu bewundern - insbesondere in der Multimedia-Halle.

Das - vorwiegend maennliche - Messepublikum draengte sich vor allem vor der CD-ROM-Anwendung "Penthouse Interactive". Mit Hilfe der Software kann sich der Benutzer in die Rolle eines Fotografen versetzen, der unter Einsatz seiner Maus vergroesserungsfaehige Aufnahmen fuer ein Pin-up-Magazin schiesst.

Halbwegs realitaetsnah raekelt sich auf dem PC-Bildschirm ein spaerlich bekleidetes "Model". Durch blosses Antippen eines Push- Buttons laesst sich die Frau ueberreden, die restlichen Kleidungsstuecke auch noch abzulegen. Das behauptete jedenfalls der Praesentator. Den Beweis blieb er allerdings schuldig. "This is Comdex, and I kinda have to play your dad, ya know?" entschuldigte er sich - und setzte dabei das schiefe Grinsen eines Reeperbahn- Schleppers auf.

Weniger sexy ging es beim Virtual-Reality-Experten Forte Technologies zu. Das in Rochester, New York, ansaessige Unternehmen zeigte Anwendungsmoeglichkeiten fuer sein Produkt "VFX1". Das System besteht im wesentlichen aus einem Datenhelm mit 3D-Visualisierung, Stereokopfhoerern und integriertem Mikrofon, einem "Cyberpuck" als Eingabegeraet, diversen Schnittstellen-Karten und einer Tracking- Software, mit der sich der Bildausschnitt per Kopfbewegung steuern laesst. Die Messebesucher warteten geduldig, bis sie an der Reihe waren, in die virtuelle Realitaet einzutauchen. Zur Auswahl standen ein Flugsimulator und - vom Publikum eindeutig bevorzugt - ein ziemlich blutruenstiges Killer-Spiel.