New Work

Die größten Hürden für die Zukunft der Arbeit

19.03.2020
Von   
Lynn Thorenz ist Director Research & Consulting, IDC Deutschland und Schweiz.
Die digitale Transformation kann nur gelingen, wenn Unternehmen Arbeitsplatzumgebungen, Organisation und Erfolgsmetriken im Sinne von New Work ändern. Welche Hürden der Zukunft der Arbeit entgegenstehen, lesen Sie hier.

Seit Jahrzehnten haben technologische Fortschritte die Art und Weise, wie wir arbeiten, verändert, und Unternehmen sich entsprechend angepasst. In der digitalen Welt von heute ist die Transformation des Arbeitslebens - "New Work" oder "Zukunft der Arbeit" - allerdings eine große Herausforderung, die Organisationen nur schwer meistern können.

Die Zukunft der Arbeit besteht darin, die Art und Weise, wie Arbeit erledigt wird, neu zu überdenken. Es handelt sich um eine fundamentale Veränderung des Arbeitsmodells, das die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine fördert.
Die Zukunft der Arbeit besteht darin, die Art und Weise, wie Arbeit erledigt wird, neu zu überdenken. Es handelt sich um eine fundamentale Veränderung des Arbeitsmodells, das die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine fördert.
Foto: Elnur - shutterstock.com

Die traditionellen Arbeitsmodelle sind weder flexibel genug, noch adaptiv oder skalierbar. In der modernen Arbeitswelt arbeiten Menschen Seite an Seite mit "digitalen Kollegen", mit dem Effekt, dass sie sich auf anspruchsvollere Aufgaben konzentrieren können. In Zukunft wird sich der Humanismus als neuer Wertetreiber in der Arbeitswelt durchsetzen, wobei Fähigkeiten wie Einfallsreichtum, Kreativität und Soft Skills massiv an Bedeutung gewinnen werden. Das erfordert eine völlig neue Arbeitsplatzumgebung, neue Organisationsstrukturen und neue Erfolgsmetriken. Mit graduellen Anpassungen im Sinne reiner Oberflächenkosmetik ist hier nicht weiterzukommen. Um die Zukunft der Arbeit zur Gegenwart zu machen, müssen vielmehr folgende Hürden genommen und Lösungen gefunden werden.

1. New Work vs. starre Arbeitswelten

Seien wir ehrlich. Arbeitsumgebungen von vor 20 Jahren sind heute nicht mehr agil genug, um den Erfolg von Unternehmen in den nächsten 20 Jahren zu sichern. Sich wiederholende, manuelle Vorgänge schränken die Skalierbarkeit und das Wachstum ein. Monolithische, aufgeblähte und nicht integrierte Anwendungen behindern die Effektivität und demoralisieren die Mitarbeiter. Die schiere Anzahl der Tools und Datentypen, die heute für den Ablauf eines Arbeitsprozesses erforderlich sind, verursacht unnötige Reibungsverluste und kontextuelle Verschiebungen. Das verringert die Geschwindigkeit sowie Produktivität und erhöht die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter bei gleichzeitiger Frustration. Anforderungen in Bezug auf Security und Konnektivität schränken den Zugang zu Unternehmensressourcen ein, was zu Arbeitsabläufen führt, die von physischen Strukturen und festgelegten Tageszeiten bestimmt werden.

Lösungsansatz: Schaffen Sie einen intelligenten, digitalen Arbeitsplatz.

IDC prognostiziert, dass bis 2024 ein Drittel der G2000-Firmen auf einen globalen, sicheren, in hohem Maße integrierten und auf Zusammenarbeit ausgelegten, intelligenten Digital Workplace angewiesen sein wird, der es Unternehmen ermöglicht, als grenzenlose Organisation zu funktionieren. Eine entsprechende Arbeitsumgebung ebnet den Weg zu einer hyperskalierten, ultraschnellen und hochgradig vernetzten Organisation.

2. Zukunft der Arbeit sucht Talente

Mit der Beschleunigung des technologischen Fortschritts nimmt die "Halbwertszeit" der relevanten und erforderlichen Kompetenzen ab. Tatsächlich gaben drei Viertel der Befragten einer weltweiten IDC-Befragung zur Zukunft der Arbeit an, dass es für ihre Organisation zumindest in Teilbereichen problematisch ist, Digitalkompetenz zu rekrutieren. Nur sehr wenige Organisationen würden in Sachen Rekrutierung und Bindung der besten Talente und der Entwicklung digitaler Fertigkeiten als Klassenbeste bezeichnen. Der wachsende Bedarf an neuen Fähigkeiten hat dazu geführt, dass Organisationen unterschiedliche Online-Schulungsprogramme nutzen. Das schränkt die Möglichkeiten der Organisation ein, den Verlauf zu kontrollieren, die Ausbildungsprioritäten anzupassen und die Effektivität zu messen. Den Unternehmen fehlt es an modernen, intelligenten, agilen und anpassungsfähigen Lernsystemen, die für die Ausrichtung und Bewertung des Mitarbeiterpotenzials und die Neuqualifizierung der Angestellten erforderlich sind. Darüber hinaus verhindert die traditionelle Mentalität der "One-and-Done-Education", dass sich die Arbeitnehmer selbst auf neue Strategien des lebenslangen Lernens einlassen.

Lösungsansatz: Bieten Sie Ihren Mitarbeitern moderne, digitale Lernmöglichkeiten an.

Um Engpässe bei am Markt verfügbaren Talenten zu überwinden, erfordert New Work intelligentere, agilere und anpassungsfähigere Lernwege. Bis 2022 wird ein Drittel der G1000-Unternehmen dynamische und auf künstliche Intelligenz (KI) basierende Bildungswege als Hauptansatz für die Karriereentwicklung und Nachfolgeplanung anbieten. Für diese Unternehmen werden Talente zu einem ganz klaren Wettbewerbsvorteil.

3. New Work braucht neue Führung

Herkömmliche, statische und abgeschirmte Organisationsstrukturen, die eher auf die Funktion als auf das Ergebnis ausgerichtet sind, hemmen den Konsens und wirken sich negativ auf Geschwindigkeit, Agilität und Unternehmenswert aus. Die Zusammenarbeit wird stark behindert, was wiederum die Innovationsfähigkeit immens einschränkt. Diese Organisationen agieren eher reaktiv als vorausschauend und proaktiv. Hierarchische Führung, Entscheidungsfindung und Top-down-Mandate sind das Gegenteil von Anpassungsfähigkeit und Agilität. Müde Teams, die nicht in der Lage sind, sich anzupassen, verzögern den Fortschritt ebenfalls. Traditionelle Balanced Scorecards und KPIs messen leider nicht die Fähigkeiten, die für eine digital transformierte Organisation am wichtigsten sind, nämlich Kreativität, Collaboration und Innovation.

Lösungsansatz: Bilden Sie rekonfigurierbare Teams.

Organisationen, die ihre starren Strukturen und Führungsstile ändern wollen, um New Work Wirklichkeit werden zu lassen, sollten die Einführung eines agilen, funktionsübergreifenden Betriebsmodells "Squad" in Betracht ziehen. Bis 2024 werden zwei Drittel der Mitarbeiter in leistungsstarken G2000-Unternehmen von statischen Rollen in dynamische, multidisziplinäre, ergebnisorientierte und rekonfigurierbare Teams wechseln.

4. Vertrauen im New-Work-Fokus

Die Spannungsfelder zwischen zuverlässiger Sicherheit und Verfügbarkeit von Ressourcen sind in der heutigen Arbeitswelt ziemlich offensichtlich. Aufwendige und sich wiederholende Sicherheitsmaßnahmen beeinträchtigen die Produktivität und damit auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter. Die Anwender wünschen sich einerseits eine Hyperpersonalisierung, andererseits größtmöglichen Schutz für persönliche Daten. Das ist für Unternehmen oftmals nur schwer in Einklang zu bringen ist. Die heutige Mehr-Generationen-Belegschaft macht es zusätzlich schwer, da hierbei unterschiedliche Datenschutz- und Sicherheitsprioritäten gesetzt werden.

Die Notwendigkeit, individuelle, temporäre Identitäten für fest angestellte oder auch freiberufliche Mitarbeiter zu erstellen, führt zu einem zusätzlichen Sicherheitsrisiko und schränkt die Erfahrung der Kollegen ein, die mit mehreren digitalen Identitäten umgehen müssen.

Lösungsansatz: Stellen Sie Vertrauen in den Fokus Ihrer Firmen-DNA.

Finden Sie einen Weg, um Authentifizierung, Sicherheit und Compliance in Einklang zu bringen und dabei gleichzeitig gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, Vertrauen zu schaffen und die Innovationskraft zu steigern. Schließen Sie sich den erfolgreichen Unternehmen an, die daran arbeiten, digitale Innovationen in ihre Sicherheits-, Datenschutz- und Vertrauensprotokolle zu integrieren. Bis 2023 werden 30 Prozent der Belegschaft über eine eigene mobile und sichere digitale Arbeitsplatzidentität verfügen, die es ihnen ermöglicht, auf die von ihnen benötigten Werkzeuge und Daten in allen Geschäftsbereichen zuzugreifen. In Organisationen mit hoher Performance ist Vertrauen der Kern ihrer DNA und der entsprechende Marktwert direkt damit verbunden. Wichtig: Die Sicherheitsmaßnahmen müssen für die Mitarbeiter transparent sein.

Zukunft der Arbeit - neu denken und zwar jetzt!

Die Zukunft der Arbeit besteht darin, die Art und Weise, wie Tasks erledigt werden, neu zu überdenken. Es handelt sich um eine fundamentale Veränderung des Arbeitsmodells, das die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine fördert, neue Fähigkeiten und Arbeitnehmererfahrungen ermöglicht sowie ein intelligentes und dynamisches Umfeld unterstützt, das weder durch zeitliche, noch durch räumliche Grenzen eingeschränkt ist.

Nach Jahren des Hin und Her in der digitalen Transformation ist jetzt ein Wendepunkt erreicht: Endlich sehen wir die digitale Wirtschaft am Horizont auftauchen. Deshalb ist es eigentlich falsch, von New Work zu sprechen. Die Umgestaltung der Arbeit ist entscheidend für den digitalen Wandel und deshalb ist die Zukunft der Arbeit jetzt! (pg/fm)