Aufstieg, Krisen und Skandale

Die Geschichte der Telekom

18.01.2016
Von 
Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.

Neue Technologie: Migration auf All-IP

Flankierend startet die Telekom eine Investitions- und Technologieoffensive, in deren Mittelpunkt der Netzausbau und der Umstieg auf IP stehen. Obermann verspricht 2013 Investitionen von 30 Milliarden Euro bis Ende 2015, sechs Milliarden davon für den Netzausbau. Bis Ende 2016 sollen 2,5 Millionen neue WiFi-Hotspots entstehen. Festnetztarife erhalten ab April 2013 eine Daten-Flatrate. Schon 2018 soll jede Netzverbindung auf IP basieren. Als erstes telefonieren Mazedonien, Kroatien, Ungarn und die Slowakei vollständig über IP-Technologie.

Mit dem IPTV-Service Entertain bringt die Telekom eine stetig steigende Programmflut nach überall.
Mit dem IPTV-Service Entertain bringt die Telekom eine stetig steigende Programmflut nach überall.
Foto: Deutsche Telekom

Das Netz wird immer schneller - zur International Supercomputing Conference im Juni 2013 in Leipzig demonstriert die Telekom mit Alcatel Lucent Verbindungen mit 400 GBit/s schnellem Datenpfad. Im Februar 2014 meldet die Telekom 580 Mbit/s Übertragungsrate in einem Live-Netz. In Kroatien entsteht eine herstellerunabhängige 100-GBit/s-Glasfaserverbindung. LTE+ beschleunigt das Mobilnetz auf bis zu 150 Mbit/s. In den LTE-Netzen wird jetzt auch die 2600-MHz-Frequenz genutzt. 2015 gründet die Telekom das an drei Standorten aktive Innovationslabor 5g:haus, im September sendet man dort im Feldtest erfolgreich im Vollduplex-Modus mit 5G. Im Juni 2015 sichert sich die Telekom den wichtigsten Funk-Rohstoff: 100 von 270 versteigerten MHz im Bereich 700, 1500 und 1800 MHz.

Funktechnologie steckt bald in allem: Im März 2014 gelingt es der Telekom und dem Institut für Rundfunktechnik erstmals in Deutschland, ein Mobilgerät mit dem Fernseher zu koppeln. Direkt in Wearables integrierte und per Barcode-Scanner aktivier- und vernetzbare SIM-Karten (eSIMs) sollen das Geschäft beflügeln. Auf dem Testfeld "Digitale Autobahn" präsentiert die Telekom im November zusammen mit Continental, Nokia und Fraunhofer ESK Echtzeit-LTE-Kommunikation zwischen Fahrzeugen. Freilich kommt dabei auch Skurriles heraus: Braucht wirklich jemand eine Waschmaschine, die per WLAN mit einem Bestellsystem für Waschmittel verbunden ist?

Glasfaser-Fans erfreut es wenig, doch am 18.11. meldet die Telekom die Fertigstellung von zehn Vectoring-Ortsnetzen. Für weitere 5,9 Millionen Haushalte wird 2015 der umstrittene Vectoring-Ausbau beantragt.

Den Netzausbau treibt die Telekom nicht, wie viele wünschen, vor allem mit Glasfaser voran, sondern auch mit Vectoring, einer Technologie, die mehr aus den vorhandenen Kupferadern holen soll, aber auch beim Endkunden viel Strom verbraucht.
Den Netzausbau treibt die Telekom nicht, wie viele wünschen, vor allem mit Glasfaser voran, sondern auch mit Vectoring, einer Technologie, die mehr aus den vorhandenen Kupferadern holen soll, aber auch beim Endkunden viel Strom verbraucht.
Foto: Deutsche Telekom

"Innovationen" wird seit 2013 groß geschrieben. So gründet die Telekom den Inkubator hub:raum, und startet im Februar 2013 einen von da an jährlich stattfindenden weltweiten Innovationswettbewerb. Die Siegeridee wird mit einer halben Million Euro von der Telekom zum Produkt entwickelt. Ab Mai 2013 unterstützt T-Systems für die Volks- und Raiffeisenbanken die Crowdfunding-Plattform www.viele-schaffen-mehr.de für die Finanzbranche. Vielversprechende Studenten in naturwissenschaftlich-technischen Fächern erhalten Stipendien, und mit Deutsche Telekom Capital Partners baut das Unternehmen 2014 einen Innovationsfonds auf. Im Herbst 2015 bündelt das Unternehmen alle Venture-Capital-Aktivitäten in der Deutsche Telekom Strategic Investments. Im selben Jahr erntet die Telekom den ersten Lohn dieser Anstrengungen: 400 Millionen Euro bringt der Verkauf des Startups Scout24 an der Börse.