Die Gedanken sind blau

08.01.1988

Auch unser DV-Fachjargon hat seine Wortbildung des Jahres 1987: Neurocomputing - ein Begriff aus der KI-Forschung. Soweit Trauerwein die Sache verstanden hat, handelt es sich darum, die Fähigkeit von Nervenzellen des menschlichen Gehirns, der sogenannten Neuronen, in vernetzten Computersystemen zu simulieren.

Das Neue und Interessante ist der Bottom-up-Ansatz: Das einzelne Neuron weiß nicht, was es tut, handelt elektro-impulsiv, ohne "Programm" - erst auf einer höheren Ebene entsteht durch lose, improvisierte Verknüpfungen "Intelligenz", nämlich das, was wir als bewußtes Denken wahrnehmen.

Wie aber kommt es, daß diese neuralen Muster-Prozesse in vielen Fällen ähnliche Outputs hervorbringen, etwa den Gedanken, mit IBM auf der richtigen Seite zu stehen, oder die Vorstellung, Big Blue meine es gut mit den Kunden? Sind, von oben herab gefragt, die Gehirnzellen der Computer-Profis von Natur aus IBM-minded? Dann ließen sich ja die neuralen Aspekte des blauen Sicherheitsdenkens doch formal beschreiben.

Man sieht: Die KI-Forschung sollte sich 1988 verstärkt mit der "Intelligenz" von DV/Org.-Leitern beschäftigen.