Trend zu durchschnittlichen Gehaltssteigerungen setzt sich fort

Die Fünfprozent-Hürde gilt bereits als magische Grenze

05.06.1992

GUMMERSBACH (CW) - Im Durchschnitt 4,3 Prozent mehr Gehalt erhielten die Fach- und Führungskräfte in der Datenverarbeitung 1991 im Vergleich zum Vorjahr. Damit setzt sich laut aktueller Kienbaum-Gehaltsstudie der Trend magerer Gehaltserhö. hungen, um fänf Prozent der letzten Jahre fort,

312 Unternehmen, davon 38 aus Ostdeutschland, die in einem gesonderten Teil aufgeführt sind, lieferten nach Aussage von Erhard Schmidt, Kien. baum-Vergütungsexperte für DV-Gehälter, Daten von Mitarbeitern aus 30 typischen DV-BErufen. Dargestellt sei die Höhe der jahresgesamtbezüge, die Struktur, die Entwicklung sowie alle wichtigen Zusatzleistungen. Diese Jahresgesamtbezüge setzen sich aus dem Bruttomonatsgehalt pro Jahr, Weihnachts- und Urlaubsgeldern, variablen Extras wie Prämieng Tantiemen, Boni oder sonstigen jahresabschlußvergütungen zusammen. Darin nicht enthalten sind laut Untersuchung geldwerte Vorteile, wie sie den Berechtigten beispielsweise durch die private Nutzung von Dienstwagen entstehen.

Gute Schulbildung ist bares Geld wert

Die durchschnittliche Höhe des Einkommens wird laut Schmidt einer Position von einer Vielzahl von Einflußfaktoren bestimmt. Neben der Funktion und dem Alter (Berufserfahrung) wirkten sich unter anderem die Größe der DV-Abteilung, die Rechnerart, Größe und Ertragslage des Unternehmens sowie die hierarchische Einstufung auf das Gehalt aus. Demzufolge seien die Gehaltsspannen in den einzelnen Positionen beträchtlich. So liege beim DV-Leiter das Minimum bei zirka 48 000 Mark, das Maximum bei etwa 174 000 pro Jahr. Bei Anwendungsprogrammierern pendelten diese beiden Gehaltswerte zwischen 33 000 Mark und 114 000 Mark.

"Je tiefer die Position hierarchisch angesiedelt ist", so die Erfahrung des Kienbaum DV-Gehaltspezialisten, "um so dichter liegen diese beiden Werte zusammen, da teilweise tarifliche Einbindungen auch eine engere Gehaltsspanne zur Folge haben."

Eine gute Schulbildung sei nach wie vor von Vorteil. Eindeutig lasse sich laut Kienbaum ein Trend zur Höherqualifizierung erkennen. Noch vor fünf Jahren hatten zum Beispiel bei den Anwendungsprogrammierern 41 Prozent die Mittlere Reife als höchsten Bildungsabschluß und nur 16 Prozent einen Hochschulabschluß angegeben. In diesem Jahr sei die Anzahl der DV-Mitarbeiter mit dem Abschluß Mittlere Reife auf sechs Prozent zurückzegangen, und die Hoch- und Fachhochschüler seien bereits mit 38 Prozent vertreten. Die qualifizierte Ausbildung habe laut Schmidt den Vorteil eines höheren Einkommens: Die Studie ergab ein um 16 Prozent höheres Einkommen von Hochschülern gegenüber Volksschülern in Führungspositionen"

Keinen Einfluß auf die Vergütung übt dagegen nach Schmidts Erfahrung der Firmensitz eines Unternehmens aus. "Allenfalls hat die Gemeindegröße einen gewissen Einfluß auf die Gehaltshöhe", meint der Gummersbacher Berater. So würden Betriebe in Ballungsräumen überdurchschnittlich bezahlen, während bei mittleren Gemeindegrößen Vegütungsabschläge von bis zu sechs Prozent, gegenüber dem Durchschnitt zu verzeichnen seien. In Stuttgart werde demnach zehn Prozent, in Hamburg acht Prozent, in Düsseldorf, Köln und München sechs sowie in Frankfurt fünf Prozent Über dem Durchschnitt gezahlt.

Das Alter und damit auch die Berufserfahrung sowie die Größe der DV-Abteilung, gemessen an der gesamten Beschäftigtenzahl blieben für die Vergütungshöhe bestimmende Faktoren. "Zusätzlich hat die Größe der DV-Abteilung Einfluß auf die Führungsposition, da hier das Element der Personalverantwortung zum Tragen kommt", so der Vergütungsexperte.

Ein Leiter DV-Betrieb, der in einem Unternehmen mit zehn DV-Mitarbeitern arbeitet, erhalte rund 104 000 Mark pro Jahr, sein Kollege mit über 140 Mitarbeitern beziehe ein um 38 000 Mark höheres Einkommen. Ein 30jähriger Anwendungsprogrammierer komme auf ein Salär von etwa 68 000 pro Jahr, sein 18 Jahre älterer Kollege mit 48 Jahren dagegen könne 14 000 Mark mehr auf seinem Konto verbuchen.

Ein weiterer wichtiger Faktor sei die Größe und Rechnerart der DV-Anlage. "Tendenziell werden in der Großrechnerwelt die höchsten Gehälter gezahlt, da hier in der Regel Spezialkenntnisse erforderlich sind", weiß Schmidt, wogegen in kleineren Unternehmen ein breiteres Fachwissen gefordert werde. Lege man die monatlichen Wartungskosten zugrunde, so erhält ein Leiter DV-Betrieb, der an einer Anlage mit 20 000 Mark Wartungskosten pro Monat arbeitet, rund 105 000 Mark jahresgehalt.

Fast 30 000 Mark mehr verdiene sein Kollege, der an einer Anlage arbeitet, die über 300 000 Mark im Monat Wartungskosten verschlingt.

Die Datenverarbeitung bleibt weiterhin eine Domäne des Mannes: Bis 1990 ist laut Untersuchung der Frauenanteil annähernd gleich geblieben. So lag 1990 der Anteil in den Führungspositionen bei vier Prozent, in den Fachpositionen bei 18 Prozent. 1992 seien diese Werte auf sechs Prozent beziehungsweise 21 Prozent gestiegen. Den höchsten Frauenanteil verzeichneten die Positionen

- Datentypistinnen: 98 Prozent,

- Mitarbeiterin Informationssysteme: 67 Prozent und

- Mathematisch-Technische Assistentin: 36 Prozent.

"Aber auch als qualifizierte Arbeitskraft erhält die Frau in der DV ein um durchschnittlich zwölf Prozent geringeres Salär als ihr männlicher Kollege in gleicher Position", hat Schmidt errechnet.

Ein Drittel aller DV-Mitarbeiter ist Kienbaum zufolge in irgendeiner Form am Unternehmenserfolg beteiligt (Tantiemen, Prämien, Boni etc.). In den Führungspositionen betrage der durchschnittliche Anteil etwa zwölf Prozent und in den Fachpositionen fünf Prozent des Gesamteinkommens.

Dienstwagen als steuergünstiges Extra

Mit fortschreitender Geldentwertung, und steigender Seuerprogression wachse die Bedeutung nichtmonetärer Zusatzleistungen. An erster Stelle steht die betriebliche Altersversorgung. Fast 84 Prozent aller Mitarbeiter kämen bereits in den Genuß einer solchen Firmenrente. In Großunternehmen sei die Finanzierung über Pensionsrückstellungen die verbreitetste Form. In kleineren Unternehmen dominiere die Direktversicherung.

Die Gewährung von Dienstwagen werde immer weniger von dienstlichen Erwägungen bestimmt. Man sieht hier, so der Gummersbacher Gehaltsprofi, "eher eine gute Möglichkeit, vor allem Führungskräften ein steuergünstiges Extra zukommen zu lassen". Die Vergabe von Firmenwagen in der DV beschränke sich ausschließlich auf Führungskräfte und sei bis zu einem gewissen Grad von der Unternehmensgröße unabhängig. Insgesamt erhielten 50 Prozent der Leiter Organisation und Datenverarbeitung einen Dienstwagen.

Die Studie "Führungs- und Fachkräfte in der Datenverarbeitung 1992" ist zum Preis von 700 Mark (zuzüglich MwSt) bei der Kienbaum Vergütungsberatung, Postfach 10 05 52, 5270 Gummersbach, zu beziehen.