Wenn Gartner lästert

Die fünf SaaS-Lügen

24.03.2009
Von 
Dr. Andreas Schaffry ist freiberuflicher IT-Fachjournalist und von 2006 bis 2015 für die CIO.de-Redaktion tätig. Die inhaltlichen Schwerpunkte seiner Berichterstattung liegen in den Bereichen ERP, Business Intelligence, CRM und SCM mit Schwerpunkt auf SAP und in der Darstellung aktueller IT-Trends wie SaaS, Cloud Computing oder Enterprise Mobility. Er schreibt insbesondere über die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen IT und Business und die damit verbundenen Transformationsprozesse in Unternehmen.
Anzeige  Über Software as a Service (SaaS) sind viele unbewiesene Theorien in Umlauf. Die Analysten von Gartner haben die fünf wichtigsten aufgedeckt. So dauert die Implementierung von SaaS-Anwendungen oft länger als gedacht, zudem sind sie nicht immer kostengünstiger als On-Premise-Lösungen.

Die Beliebtheit des SaaS-Konzeptes speist sich häufig aus nicht oder nur unzureichend verifizierten Annahmen. Das macht es für Unternehmen schwierig, bei SaaS zwischen Dichtung und Wahrheit zu unterscheiden. Der US-Marktforscher von Gartner hat deshalb in seinem Report "Fact-Checking: The Five Most-Common SaaS Assumptions" die fünf bekanntesten und unbewiesenen Hypothesen zu SaaS analysiert und auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft.

Günstig, schnell gemacht, leicht integrierbar und so weiter

1. SaaS ist kostengünstiger als On-Premise-Software.
Den Analysten zufolge stimmt dies nur für die ersten beiden Jahre, nicht aber für die Berechnung des TCO über einen Zeitraum von fünf Jahren. Bereits im dritten Jahr kann eine On-Premise-Lösung im Vergleich zu einer SaaS-Anwendung kostengünstiger sein.

2. SaaS-Lösungen lassen sich schneller implementieren als On-Premise-Software.
Auch diese Behauptung stimmt nur bedingt, denn das trifft nur für die Abbildung einfacher Geschäftsanforderungen und Geschäftsprozesse zu. Je komplexer die Anforderungen und Geschäftsabläufe sind, desto länger dauert die Implementierung von SaaS-Anwendungen - unter Umständen bis zu sieben Monate und mehr.

3. Den Analysten zufolge trifft es in den meisten Fällen nicht zu, dass SaaS als ein Utility-Modell konzipiert ist und - ähnlich wie beim Strom - nur der tatsächliche Verbrauch in Rechnung gestellt wird.

4. SaaS- und On-Premise-Anwendungen lassen sich nicht miteinander integrieren.
Das ist ebenfalls falsch. Den Analysten zufolge gibt es zwei Methoden um SaaS- mit On-Premise-Applikationen zu verbinden. Zum einen besteht die Möglichkeit der Batch-Synchronisierung, zum anderen gibt es die Echtzeit-Integration mit Hilfe von Web Services.

5. SaaS genügt nur einfachen Basis-Anforderungen.
Auch diese Behauptung ist nicht korrekt. SaaS-Applikationen sind auf der Ebene von Metadaten gut konfigurierbar und anpassungsfähig. Letzteres gilt insbesondere für Applikations-Plattformen, die als sogenannte Application Platform as a Service (APaaS) ebenfalls im Service-Modell angeboten werden. So wurde bereits Individual-Software komplett auf Basis von SaaS und APaaS entwickelt. Allerdings gibt es hier noch Lücken bei der Abbildung komplexer End-to-End-Prozessen mit umfassenden Workflows.