Die Förderbänder steh'n nicht still - wenn's ein Lobbyist nur will

03.02.1978

BONN/BAD GODESBERG - Mehr als 400 DV-Profis aus Bonner Behördenstuben trafen sich am 25. Januar im herausgeputzten Bahnhof Rolandseck, um sich von Nixdorfs Spaßmachern samt Gefolge den Fördernerv kitzeln zu lassen: "Manus manu lavatur" schallte die Hymne der neugegründeten "Deutschen Gesellschaft zur Förderung", deren Vorstand Götz Klingenburg (Nixdorf AG, Bonn) in seiner Eröffnungsrede keinen Zweifel daran ließ, "daß dieser Abend dann ein Erfolg sein wird, wenn die Zuhörer nachdenklich, in tiefe Diskussionen verstrickt und von dem Willen beseelt, diese Gesellschaft zu ändern, nach Hause führen und keinen Schlaf finden würden".

Klingenburg todernst über die Ziele der Gesellschaft: "Fördern und gefördert werden sind ja nicht etwa eine Lebensform unter vielen anderen - gleichberechtigt oder gar abgeleitet - nein: Fördern und gefördert werden sind vielmehr besonders hohe und hehre Möglichkeiten der menschlichen Selbstdarstellung und -verwirklichung." Gefördert würden vor allem die Lobbyisten: "Lobbius kommt einmal aus dem Lateinischen und bedeutet ,der Bankbesitzer". Damit ist die Zielsetzung aller Lobbyistentätigkeit beschrieben - das Geld."

Den zweiten Ursprung des Wortes sieht Klingenburg in einem indianischen Ausdruck, wo unter "Lobs" ein Vielfraß und Allesfresser verstanden wird.

Aus den "Dadaistischen Variationen" des Ferdinand von Hülsenbeck, erschienen 1972 in den Dada-Blättern, rezitierte Werner Gerdes:

"Ma - Mann - Manna - Manno - Mannes - Mannesmann - Mannometer Mannometerware - Mannometerwaren - Mannometer waren Bundesmittel schön."

Dr. Hugberg Flitner von der GMD, Birlinghoven, reimte den "Fastvortrag" zum Thema Papier:

"Schon erörtert man die Frage:

Wie papierlos ist's Büro,

fordert Abschaffung der Plage.

Papierlos sei auch das Klo?

Papierlos das Lob, das paper.

Wie gut ginge es Poullain und Leber,

wenn's kein Papier gegeben hätte.

Jetzt wälzt die Sorge sie im Bette.

All das hätt' nicht geschehen müssen.

Ein Bildschirm ist ein bess'res Ruhekissen.

Man löscht den Text und frei ist das Gewissen."

Dv-liches und Erbau-liches gab Gerd Müller-Gerbes vom Radio Luxemburg zum besten - in Form einer Talk-Show mit Ernest Hemingway und Hedwig Courths-Mahler.

Zum Mitsingen stimmten Fritz Flick, WDR, und Werner Gerdes die "Moridatenverarbeitung" an, in der das Leid eines potentiellen EDV-Benutzers beschrieben wurde, der auf die Versprechungen cleverer "Salesmänner" vertraut hatte.

Mindestens fünf Vorhänge hätte Dr. Hans-Gerd Pärli vom Mathematischen Beratungs- und Programmierdienst, Dortmund, verdient, der mit eigens für diese Rolle gewachsenem Bart einen DV-Spezialisten und Offizier der sowjetischen Armee mimte und die "DV-Solidarität auf dem westöstlichen Divan" mit russischem Akzent zum besten gab. Temperamentvoller Abschluß: ein "unmathematischer" Kasatschok.

Das Beispiel eines konkreten Förderungsbeitrages der "Deutschen Gesellschaft" zeigten sodann Gerdes und Klingenburg: Eine Blackbox war zu bezuschussen, mit der sich alles auseinandersägen und wieder zusammensetzen läßt: Minister, Beamte, Jungfrauen, Küchenmädchen und Omnibusfahrer. Einzige Bedingung: Es mußte Blut fließen, damit dieses Projekt überhaupt in das Programm für die Humanisierung der Arbeitswelt paßt. Die Realisierung scheiterte auch daran, daß kein Beamter durchgesagt werden durfte. Denn: "Wo kriegst du hier 'nen Menschen her, der kein Beamter ist?"

Zu guter Letzt sangen Dr. Gerhard Kohnen und Dr. Pärli mit kräftiger Unterstützung des Publikums nach der Melodie "Unrasiert und fern der Heimat . . .":

Ach wie war es doch vorde-em

Ohne Datenschutz bequem.

Aber Datenschutz muß sei-ein.

Selbst ein Rindvieh sieht das ein.

Refrain: Deutschland, deine Förderungen manus manu lavatur.

Datenschutz wird groß geschrieben,

Fehlt nur der Datenschützer.

Doch zum Glück kommt unsrem lieben

BMI ein BULL daher.

Es lebe hoch die Theorie-ie,

Ge-Em-De-eternally.

Für die Praxis muß nichts sei-ein,

Denn dort läuft es von allein.

Nixdorf, Siemens, AEG-e,

Große Summen tun nicht weh.

Ist "impuls" mal was gelungen,

Gibt es kleine Brötchen nur.

I und D, du meine Güte,

Ist Matthöfers liebstes Kind.

Doch das Geld fehlt in der Tüte -

Drum ist's auch wohl für den Wind.

Seid nicht ängstlich, Antragsteller,

Der Staatszuschuß läuft und läuft;

Gibt's doch reichlich Steuergelder.

Auch von dem, der jetzt frei säuft.

Drum laßt uns denn nun am Ende

frohen Muts sein und auch stolz.

Sind wir doch - keine Einwände -

Allesamt aus gleichem Holz.