Pro-Microsoft-Kurs erzürnt die Anwender

Die Firmenpolitik von Cisco läßt 40 Millionen User im Regen stehen

18.09.1998

Die Ursache für die Verärgerung der Anwender liegt bereits 16 Monate zurück. Damals hatte Branchenprimus Cisco mit Microsoft die Vereinbarung getroffen, proprietäre Erweiterungen für die eigene Router-Software zu entwickeln, die eine Schnittstelle zu dem angekündigten Verzeichnisdienst Active Directory Services von Windows NT 5.0 beinhaltet. Auf diese Weise, so der Plan, könnten dann NT-5-Benutzer Netz-Equipment von Cisco leichter administrieren. So kann der Systemadministrator beispielsweise via Active Directory festlegen, wieviel Netzbandbreite einem User zur Verfügung steht, um Multimedia-Applikationen zu verwenden. Das sind Funktionen, die Betreiber von großen Unternehmensnetzen bereits heute gerne in ihren Netware-Installationen nutzen würden. Dementsprechend haben sie wenig Verständnis dafür, daß Cisco insgesamt 40 Millionen NDS-Benutzer im Regen stehen läßt und Administrationsdienste für ein Betriebssystem entwickelt, das wahrscheinlich erst nach der Jahrtausendwende erhältlich ist. "Falls Cisco die NDS nicht unterstützt", droht bereits Larry Bradley, Netz-Manager an der Georgetown University School of Business in Washington, DC, "werden wir künftig bei einem anderen Hersteller wie etwa Ascend einkaufen."

Über die Produktpolitik von Cisco

In das gleiche Horn stößt Tom Ferris, Netz-Consultant bei einem großen Finanzinstitut in Washington, das ein Netz mit 3500 Anwendern betreibt und jährlich rund eine Million Dollar für Cisco-Geräte ausgibt. Verärgert darüber, daß Cisco seine Anfragen in Sachen NDS-Unterstützung nicht beantwortete, eröffnete Ferris im Internet ein Diskussionsforum. Unter "www. nwfusion.com/forum/cisnds.html" diskutiert Ferris hierüber mit Gleichgesinnten.

Unterstützung bekommen die Anwender auch von Mary Petrosky, Analystin bei der Burton Group in Salt Lake City. Sie kritisiert, daß ohne eine native Unterstützung der NDS in Ciscos Betriebssystem IOS das Management der Geräte via Directory-Dienst zeitaufwendig und kostspielig ist. Aufgrund der geharnischten Anwenderkritik sucht Cisco jetzt auch nach Wegen, andere Directory Services zu unterstützen. Allerdings ist das Unternehmen laut Larry Giancarlo, Senior Vice-President of Global Alliances bei Cisco, noch weit davon entfernt, ein Produkt ankündigen zu können.

Cisco empfiehlt Verwendung von DEN

Bis zu diesem Zeitpunkt vertröstet, empfiehlt der Router-Gigant den Anwendern, auf Administration via Directory Enabled Networks (DEN) auszuweichen. Ein Ratschlag, der den Usern aber auch nicht weiterhilft. Branchenkenner gehen nämlich davon aus, daß bis zur endgültigen Verabschiedung der DEN-Spezifika- tion noch mindestens ein Jahr ins Land geht. Bei DEN handelt es sich um eine gemeinsame Initiative von Cisco, Microsoft und Novell mit dem Ziel, einen einheitlichen Administrationsstandard zu entwickeln. Allerdings ist der Funktionsumfang von DEN nicht so mächtig wie bei der geplanten Active-Directory-Implementierung.