Die Finanzwelt draengt ins World Wide Web Quicken-Vorstoss von MS bringt den Banken das Internet naeher

10.02.1995

FRAMINGHAM (IDG) - Immer mehr Finanzinstitute stellen ihre Sicherheitsbedenken zurueck und beginnen, das Internet als Vertriebskanal zu erschliessen. Sie fuehlen sich durch Kreditkartenhersteller und durch die Microsoft Corp. unter Druck gesetzt, die mit ihrem Uebernahmeangebot an "Quicken"-Anbieter Intuit ihr Interesse an einem Einstieg in den Home-Banking-Sektor signalisiert hatte.

Es war der Konkurrenzdruck, der vor wenigen Wochen die Bank America Corp. dazu veranlasste, gemeinsam mit der kalifornischen Netscape Communications Corp. ein sicheres Internet-basiertes Zahlungssystem zu entwickeln. Es soll Netscapes Client-Server- basierte Kryptografie-Technologie mit dem bankeigenen System zur Verarbeitung von Kreditkarten verbinden. Netscape nutzt Algorithmen der RSA Data Security Inc., um die Botschaften im World Wide Web zu ver- und entschluesseln. Haendler sollen in die Lage versetzt werden, sichere Web-basierte Order-Systeme aufzubauen.

Die Furcht vor neuen, schwer zu berechnenden Wettbewerbern sorgt auch dafuer, dass dem sogenannten Commercenet rege Aufmerksamkeit zuteil wird. Diesem von der amerikanischen Regierung unterstuetzten Konsortium sind unter anderem die US-Institute Bank One, Bank America und Citicorp beigetreten. Ihr Ziel ist es, Techniken fuer eine sichere kommerzielle Nutzung des Internet zu erarbeiten. Wie Bank America und Netscape will auch die Commercenet-Gruppe fuer ihre Sicherheitstechnik die RSA-Algorithmen nutzen, das sogenannte "Secure Hypertext Transport Protocol". Branchenkenner gehen davon aus, dass noch in der ersten Haelfte dieses Jahres verschiedene Sicherheitstechniken fuer das Internet angeboten werden. Engagement scheint auch notwendig, denn das World Wide Web, das weltweit Internet-Ressourcen via Hyperlinks verbindet, kristallisiert sich immer mehr als einer der wichtigsten Kanaele fuer Online-Geschaefte heraus. Im Sicherheitsbereich gibt es jedoch enormen Nachholbedarf. Die Anstrengungen der Finanzinstitute, Online- Strategien zu entwickeln, ueberschlagen sich nicht zuletzt deshalb, weil Microsoft seine Ansprueche in diesem Markt angemeldet hat. Sollte Microsoft die Intuit Corp. wie angestrebt uebernehmen, koennten Anwender schon bald auf eine kombinierte Loesung aus der Intuit-Finanzsoftware "Quicken" und dem "Microsoft Network" zurueckgreifen. Heimanwender erhielten ein Online-Finanzsystem, das mit jeder Bankenloesung konkurrieren koennte.