Gastkommentar

Die Fesseln der IT-Komplexität

30.07.1999
Uwe Lehle, Geschäftsführer der EBS Software GmbH, Neu Ulm

Nichts ist so selbstverständlich und gleichzeitig bedrohlich für die Unternehmen wie die wachsende Komplexität ihrer IT-Strukturen. Sie hat im Ranking der IT-Probleme einen Spitzenplatz. Doch allein durch das steigende Funktionsangebot von ERP-Software sowie wachsende Kommunikationsanforderungen bis hin zu E-Commerce sind Auswege kaum zu finden.

Im Gegenteil: Die Firmen müssen immer mehr in das Management dieser IT-Infrastruktur investieren. Das bedeutet im Extremfall, daß diese sich primär mit sich selbst beschäftigt, weshalb sie keinen direkten Nutzen mehr generieren kann. Die wachsende Komplexität baut also einen Overhead auf, der zu einer Zeitbombe werden könnte: Weil durch IT-Management Ressourcen gebunden werden, gerät die Unterstützung der Geschäftsprozesse ins Hintertreffen.

Die Anwender können diesem Schicksal mit eigenen Mitteln kaum entrinnen. Also ist die IT-Industrie aufgefordert, mehr Intelligenz in ihre Lösungen zu investieren. um einfachere und leichter administrierbare Systemkonzepte anzubieten. Mit jedem Release die Funktionsbreite zu erweitern ist der bequeme Weg. Intelligent wäre, eine relative Einfachheit ohne Verzicht auf Funktions- und Leistungsstärke zu schaffen. Das muß schon bald der Anspruch der Softwarebranche sein. Auch wenn der klassische Entwickler darin einen schmerzhaften Spagat sieht, den es - bitte schön - zu vermeiden gilt, bleibt keine Alternative. Abgesehen davon, daß in der Geschichte der IT regelmäßig Antworten auf zunächst scheinbar nicht zu lösende Fragen gefunden wurden, wird der Anwender über kurz oder lang aufstehen und mehr Einfachheit fordern. Weil ihm die Komplexität immer engere Fesseln anlegt.