Modelle von T-Mobile und Vodafone haben noch ihre Schwächen

Die ersten UMTS-Handys im Vergleich

28.05.2004
MÜNCHEN (hi) - Fast vier Jahre nach der milliardenschweren Versteigerung der UMTS-Lizenzen ist es nun endlich so weit: T-Mobile und Vodafone offerieren hierzulande erste UMTS-Handys. Die COMPUTERWOCHE prüfte, inwieweit sich die neue Handy-Generation unterwegs zur mobilen Datenkommunikation mit Notebook und PDA eignet.

Nachdem Vodafone im Februar mit einer UMTS-Datenkarte in das neue Mobilfunkzeitalter startete, sind nun bei T-Mobile und Vodafone die ersten UMTS-Telefone erhältlich. Während T-Mobile auf das Nokia "7600" setzt, vermarktet Vodafone das "SGH Z105"von Samsung.

Mit der Unterstützung des neuen UMTS-Netzes hören auch schon die Gemeinsamkeiten der beiden Modelle auf. Während sich das Z105 im aktuellen Silber-Look präsentiert und als Klapp-Handy ausgelegt ist, hat Nokias 7600 die Form einer quadratischen Flunder mit runden Ecken, an deren avantgardistischem Design sich die Geister scheiden. Was eigentlich nicht weiter verwundert, denn T-Mobile peilt mit diesem Gerät eine trendbewusste und eher jüngere Klientel an. Sieht man von der Geschmacksfrage einmal ab, so enttäuscht das Nokia im Vergleich zum Samsung durch seine Haptik: Es fühlt sich nach billigem grau-weißem Plastik an. Dafür kostet das Nokia ohne Mobilfunkvertrag mit 599 Euro allerdings satte 400 Euro weniger als das Samsung, das mit 999 Euro zu Buche schlägt.

Unterschiede offenbaren sich auch bei der Bedienung beider Geräte. Rein subjektiv erschien die Menüführung des Samsung-Modells - das ein Betriebssystem auf Palm-Basis verwendet - intuitiver. Viele Funktionen des Nokia erschlossen sich dagegen erst auf den zweiten Blick beziehungsweise Tastendruck.

Weniger interessant sind für den Business-Kunden die momentan angebotenen UMTS-Anwendungen der beiden Mobilfunker: Während Vodafone mit der Videotelefonie als UMTS-Applikation lockt, offeriert T-Mobile dem Nokia-Benutzer eine "Mobile Jukebox" zum Herunterladen und Anhören von Musiktiteln über den eingebauten Music-Player. Ansonsten erstreckt sich das Serviceportfolio auf alte Bekannte wie MMS, Nachrichtendienste und die Portale "T-Zones" beziehungsweise "Vodafone live". Wichtiger dürfte für den professionellen User deshalb die Frage sein, wie sich die UMTS-Handys als mobiles Modem für Notebook und PDA eignen.

Besonders kommunikationsfreudig zeigt sich das Nokia 7600 im Zusammenspiel mit Notebook und PDA. Im Gegensatz zum Samsung, das nur über ein USB-Interface verfügt, ist mit dem 7600 auch eine Kontaktaufnahme über Bluetooth und die Infrarotschnittstelle Irda möglich.

Vor der eigentlichen Datenkommunikation via UMTS müssen bei beiden Modellen auf dem Notebook noch die passende Software und Treiber installiert werden. Ein Vorgang, der den Benutzer des Nokia 7600 zur Verzweiflung bringen kann. Damit nämlich die Verbindung mit dem Notebook sowohl über USB, Bluetooth und Infrarotschnittstelle funktioniert, müssen die Treiber in einer bestimmten Reihenfolge installiert werden. In der Praxis hat sich hierbei bewährt, erst den Infrarottreiber aufzuspielen und dann die entsprechenden Pendants für Bluetooth und USB. Ist diese Hürde gemeistert, wartet der "Nokia Connection Manager", über den die Anschlüsse verwaltet werden, noch mit einer versteckten Gemeinheit auf. Falls hier eine der Schnittstellen für die Verwendung mit der "Nokia PC Suite" - sie dient etwa zur Synchronisation mit Notes und Outlook oder aber zum Import und Export von Telefonnummern, Sounds etc. - aktiviert ist, kann sie nicht zur Modemkommunikation genutzt werden. Auf diese feine, aber entscheidende Besonderheit weist das Handbuch auf CD-ROM leider nur gut versteckt in einem Satz hin.

Hat der Anwender diese Fallstricke gemeistert, kann er immer noch nicht ausrufen "Ich bin drin". Zur erfolgreichen Verbindung mit dem Internet fehlen ihm nämlich noch die notwendigen Konfigurationsparameter (siehe Kasten "GPRS/UMTS einstellen"). Und diese findet er leider weder auf der CD-ROM noch in der gedruckten Anleitung. Da auch auf den Web-Seiten von T-Mobile keine schnelle Hilfe zu finden ist, muss er sie mühsam im Internet suchen. Mit den korrekten Parametern funktionierte das 7600 sowohl am PDA über Infrarot als auch am Notebook problemlos als Modem.

Geradezu vorbildlich verlief dagegen die Installation beim Samsung. Wie beim 7600 wird hier von CD-ROM eine Verwaltungssoftware für das Handy sowie ein Einwahlprogramm installiert. Auf dem Windows-Desktop erscheint das Einwahlprogramm mit dem Icon "Internet Access". Beim ersten Aufruf fragt die Software den Benutzer nach dem Land und dem Netzbetreiber und konfiguriert mit diesen Angaben alle Einstellungen selbständig. Mit Parametern wie APN, AT-Befehlen oder DNS-Servern muss sich der Anwender hier nicht herumärgern. Ein Konfigurationsprozess, an dem sich T-Mobile und Nokia ein Beispiel nehmen sollten. Dafür offenbart das Samsung im Modemeinsatz eine andere Schwäche: Weil es für USB-Kabel und Stromanschluss nur eine Schnittstelle gibt, ist beim Surfen keine externe Stromversorgung möglich. Dies hat Nokia besser gelöst.

Sind die Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen, steht dem Online-Vergnügen nichts mehr im Weg. Und dabei haben die Netzbetreiber hinsichtlich der Leistungsfähigkeit von UMTS mit Geschwindigkeiten von bis zu 384 Kbit/s nicht zu viel versprochen: So zeigte der Internet Explorer im Kombination mit dem Samsung-Handy beim Download eines 18 MB großen Service-Packs von Microsoft über das Vodafone-Netz eine durchschnittliche Transferrate von 46,3 KB/s an. Gemütlicher ging dagegen das Nokia im T-Mobile-Netz die Übertragung der gleichen Datei an: Es erreichte Durchschnittswerte um die 35 KB/s. Doch selbst dieser Wert ist noch hervorragend, wenn man bedenkt, dass eine zum Vergleich herangezogene GPRS-Datenkarte nur auf durchschnittliche Datenraten um die 5 KB/s kam.

Allerdings sind die genannten UMTS-Spitzenwerte mit Vorsicht zu genießen, denn sie waren nur in den späten Abendstunden zu erzielen. Tagsüber kam häufig keine UMTS-Verbindung zustande, und es war nur das langsamere GPRS nutzbar. Zudem war sowohl bei Vodafone als auch bei T-Mobile ein interessantes Phänomen zu beobachten: Obwohl die Handys nicht bewegt wurden und anfangs vor Ort eine gute UMTS-Signalstärke anzeigten, wechselten sie häufig in den GPRS-Modus. Entgegen den Versprechen der Mobilfunk-Provider scheint dieser Umschaltvorgang noch nicht unterbrechungsfrei abzulaufen, denn häufig stürzten die Online-Sessions beim Wechsel zwischen GPRS und UMTS ab. Hier sollten die Provider in Sachen UMTS-Netzstabilität dringend nachbessern.

Fazit

Für den Einsatz als mobiles Modem zum schnellen E-Mail-Abruf oder Internet-Zugang eignen sich beide Geräte. Einen eindeutigen Favoriten unter den zwei Modellen zu küren fällt schwer, denn beide Telefone haben ihre Schwächen. Das optimale UMTS-Handy wäre letztlich eine Kombination aus den Vorzügen beider: Anschlussfreudig mit Bluetooth, Infrarot und USB wie das Nokia, durch eine klare Menüführung überzeugend wie das Samsung.

Vor- und Nachteile

T-Mobile Nokia 7600

+ Infrarotschnittstelle;

+ Bluetooth an Bord;

+ Strom- und USB-Anschluss getrennt;

+ gute Sprachqualität;

+ avantgardistisches Design;

+ relativ günstiger Preis.

- Benutzerunfreundliche Softwareinstallation;

- unübersichtliche Menüführung;

- ungewohnte Tastenanordnung;

- billige Plastik-Haptik.

Vodafone/Samsung SGH Z105

+ Durchdachte PC-Software;

+ gelungene Menüführung;

+ serienmäßig mit zweitem Akku;

+ Videotelefonie;

+ edles Design;

+ hohe Datentransferraten.

- Kein Bluetooth;

- keine Infrarotschnittstelle;

- schlechtere Sprachqualität;

- aus dem Gehäuse herausragende Antenne;

- nur ein Anschluss für Strom und USB;

- hoher Preis.

GPRS/UMTS einstellen

Auch wenn im Zusammenhang mit Handys von Funkmodems gesprochen wird, unterscheidet sich die Konfiguration deutlich von der klassischen Modemeinrichtung, denn der Benutzer benötigt mehr Parameter als die Telefonnummer des Zugangsknotens. Statt einer Telefonnummer wird beim Internet-Zugang per GPRS/UMTS der "Access Point Name" (APN) des jeweiligen Netzbetreibers (etwa internet.t-d1.de für T-Mobile oder web.vodafone.de) benötigt. Dieser muss unter Windows XP in der Systemsteuerung bei den Modemoptionen auf der Registerkarte "Erweitert" unter dem Punkt "Weitere Initialisierungsbefehle" eingetragen werden. Die Syntax des entsprechenden Befehls lautet dann beispielsweise +cgdcont=1,"IP","internet.t-d1.de". Danach ist unter XP wie bei normalen Dial-up-Internet-Zugängen eine DFÜ-Verbindung einzurichten. Bis auf E-Plus (Benutzername "eplus" und Passwort "gprs") können bei den anderen Betreibern beliebige Benutzernamen und Passwörter verwendet werden. Bei der Konfiguration sind jedoch noch zwei Besonderheiten zu beachten: Die anzugebende Rufnummer (etwa *99#) - mit dieser wird das Handy in den Modemmodus versetzt - ist je nach Marke und teilweise Telefonmodell unterschiedlich. Abschließend sind unter der Registerkarte "Eigenschaften TCP/IP-Protkoll" noch die IP-Adressen der DNS-Server des Providers einzutragen, denn die Mobilfunker weisen diese nicht automatisch zu.