Neulich in….

Die Erlebnisse der Chefs

15.09.2011
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Sie stehen an der Spitze eines Unternehmens oder einer Behörde, doch manchmal verschlägt es auch ihnen die Sprache. Chefs erinnern sich an außergewöhnliche Begegnungen und denkwürdige Situationen in ihrem Berufsleben.

In unserer Kolumne "Neulich in…." greifen wir kuriose, aufschlussreiche und amüsante Begebenheiten aus der internationalen und nationalen Geschäftswelt auf. In einem Special berichten Manager, welche außergewöhnlichen Situationen sie im Berufsleben erlebt haben.

Die Sache mit dem Sack

Klaus Plönzke rief einst das größte deutsche unabhängige Beratungshaus ins Leben. Seit dessen Verkauf 1999 gründete er fleißig weiter. In Kundenprojekten geht natürlich auch immer etwas schief, über einen Ausrutscher konnte Plönzke erst im Nachhinein lachen: "Wir hatten bei einer Großbank eine Applikation entwickelt, implementiert und getestet. Alles lief perfekt, bis auf die Kleinigkeit, dass 1000 Kunden der Bank ein Kontoauszug ins Haus flatterte, auf dem stand "Hubert haut´s auf den Sack".

Ein humoristisch ambitionierter Programmierer hatte diese Testdaten eingebaut und vergessen zu entfernen. Wir mussten den Mitarbeiter sofort aus dem Projekt abziehen, um den Schaden zu begrenzen. Damals hat dieser Vorgang die Vorstandsetagen des Kunden und uns in heftigen Aufruhr versetzt. Das Gute daran war, dass sich unser Test-Management daraufhin erheblich verbessert hat. In solchen Situationen zeigt sich auch der Wert einer guten Partnerschaft. Wenn ein grundsätzliches Vertrauen da ist, führt ein Fehler nicht sofort in den Abbruch der Beziehungen, sondern ist Teil eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses. Mit ein paar Jahrzehnten Abstand kann ich natürlich über diesen Vorgang herzlich lachen. Mehr jedenfalls, als wenn der Programmierer nur "Testtesttest" geschrieben hätte."

Der Schlüsseltest

Hans Zehetmaier, heute Vorstandschef des IT-Dienstleisters msg systems AG, musste sich als junger Gründer einem besonderen Test unterziehen:

Hans Zehetmaier, Gründer der msg systems AG.
Hans Zehetmaier, Gründer der msg systems AG.
Foto: msg sytems

"Unvergessen ist der Schlüsseltest bei einem unserer ersten Kunden Anfang der 80er Jahre: Just in dem Moment, als wir unseren ersten Auftrag bei einem Automobilhersteller erhielten, wurden wir aufgefordert, unsere Autoschlüssel auf den Tisch zu legen. Da waren wir baff, aber wir hatten Glück: Einer von uns holte den richtigen Schlüssel aus der Hosentasche und dem Auftrag stand somit nichts mehr im Wege."

Das Baby an der Pforte

Wenn der Kunde ruft, muss der Dienstleister sofort reagieren. Das wurde auch Sissi Closs, Geschäftsführerin von Comet Computer klar, als sie sich nach der Geburt ihres Sohnes eigentlich eine zweiwöchige Pause gönnen wollte. Doch dann rief ihr damals größter Kunde an: Comet könne in einer wichtigen Veröffentlichung als der strategische Partner aufgeführt werden, aber nur, wenn Closs in der nächsten Stunde zur Unterschrift zur Stelle wäre. Sie erinnert sich: "Keiner war erreichbar, der für zwei Stunden auf das Baby hätte aufpassen können. Also fuhr ich mit dem kleinen Tim zu unserem Kunden und ging mit dem Kinderwagen zur Pforte. Ich habe den Pförtnern mein Dilemma erzählt. Sie hatten vollstes Verständnis. Ich durfte Tim wohl behütet bei ihnen stehen lassen und zu meiner Unterschriftsaktion gehen. Alles hat prima geklappt und ich habe nach 15 Minuten mein strahlendes Baby an der Pforte abgeholt."