Die ergonomische Herausforderung

28.01.1983

MÜNCHEN (ih) - Ernsthafte Konkurrenz für die etablierten Anbieter auf dem deutschen Markt stellen mittlerweile die DV-Hersteller aus Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden dar. Mit zukunftsorientierter Technologie, Qualität, Zuverlässigkeit und Anwenderfreundlichkeit ihrer Produkte haben sich die skandinavischen Unternehmen auf dem bundesdeutschen "Qualitätsverbrauchermarkt" einen guten Namen gemacht. Die Redaktion der COMPUTERWOCHE wollte von den Herstellern aus dem hohen Norden wissen, wo sie ihre Stärken und Chancen auf dem hiesigen Markt sehen, wie sie das Phänomen erklären, als weltweiter Vorreiter in der Ergonomie zu gelten, ob sie Kooperationen mit deutschen Herstellern anstreben und wo ihre zukünftigen Schwerpunkte auf dem Informations- und Kommunikationssektor liegen.

Dr. Ulrich Krienen

Abteilungsleiter bei Asea Lepper GmbH Düsseldorf

1. Die beschränkten Engineering-Ressourcen haben schon sehr früh zur Entwicklung umfangreicher Standard-Software-Pakete geführt. Gleichzeitig mußten deshalb Dokumentations- und Herstellungstools für die Software entwickelt werden.

2. Bildschirmarbeitsplätze bzw. wartengesteuerte Industrieanlagen wurden schon Mitte der 70er Jahre eingeführt (Personalknappheit). Die Erfahrung mit diesen Systemen führte zu neuen "ergonomischen" Leitstandsystemen, wie die Asea-Entwicklung "Tesselator" zeigt.

3. Man hat die Lehre aus fehlerhaften Installationen gezogen. Die Entwicklung ist in Schweden aus den genannten Gründen weiter fortgeschritten. Beispiele aus unserer Produktpalette sind die Roboter, Prozeßleitsysteme und Energie-Management-Systeme.

4. Bessere Vertriebswege, leichtere Anpassung an kundenspezifische Aufgabenstellungen, kundennaher Service.

5. Größerer Mangel an erfahrenen system- und anwendungsorientierten Fachleuten.

6. Als Anlagenlieferant setzen wir auf Prozeßautomatisierung mit dezentralen Prozessoren. Der Automatisierungsgrad geht von der Planung Anlagenoptimierung bis zum Roboter als ausführendes Organ.

1. Größere Flexibilität. Stärkeres Eingehen auf individuelle Problemstellungen. Schnelleres Umsetzen von Marktanforderungen bzw. -wünschen. Dies gilt zumindest für unser Haus bzw. unsere Muttergesellschaft.

2. Wahrscheinlich eine Folge starker sozialer Verpflichtungen gegenüber den Mitarbeitern.

3. Nach unserer Kenntnis einen relativ starken Einfluß.

4. Im Bereich der graphischen Produkte nicht.

5. Im Bereich der graphischen Produkte außerordentlich positiv. Für die anderen Bereiche können wir keine Antwort geben. Nach unserer Kenntnis aber ebenfalls positiv. Bei den graphischen Produkten ist unsere Gesellschaft Marktführer.

6. Ausbau der schon jetzt sehr weit entwickelten Produkte. Verbindung mit den neuen Medien.

1. Im Auffinden von Marktlücken und Abdecken dieser Lücken.

2. In einer anderen Einschätzung des Menschen und seines Verhältnisses zur Arbeit in den anderen Lebensgewohnheiten.

3. Um das zu beurteilen fehlen die Intimkenntnisse über die Gewerkschaften und deren Forderungen.

4. nein

5. Ähnlich wie in der Bundesrepublik nur mit kleineren Stückzahlen von der Tendenz her also positiv. Bei der Entwicklung einzelner Produkte sind hier durchaus führende Leistungen zu finden.

6. Wir werden verstärkt Pressearbeit beitreiben wir werden auf Messen präsent sein, wir werden dem Vertriebspartner Fachhandel Schulungen anbieten und wir werden uns bemühen, Werbematerial zu haben, das dem hiesigen Standard entspricht.

1. Wo sehen Sie die Stärken und Chancen der skandinavischen Hersteller auf dem hiesigen Markt?

2. Die skandinavischen Länder gelten weltweit als Vorreiter in der Ergonomie. Warum?

3. Welchen Einfluß haben die Gewerkschaften auf die Entwicklung und Produktion von DV-Equipment in Skandinavien?

4. Gibt es Kooperationen oder Kooperationsbestrebungen mit deutschen Herstellern? Wenn ja, was versprechen Sie sich davon?

5. Wie beurteilen Sie den DV-Arbeitsmarkt in Ihrem Mutterland?

6. Wo sind Ihre zukünftigen Schwerpunkte auf dem Informations- und Kommunikationssektor?

1. Da schwedische Unternehmen einen relativ kleinen "Home-Market" haben sind die Unternehmensstrategien dauerhaft in die wichtigen Exportmärkte, wie z. B. BRD, hin gerichtet. Da andererseits dieser "Home-Market" frei im Weltmarkt für Informationstechnologie liegt, setzen sich die weltweit verfügbaren Technologien ungehindert in schwedische Produkte um.

Die schwedische Industrie arbeitet traditionellerweise mit sehr hohem Qualitätsstandard, so daß die Produkte den Ruf großer Zuverlässigkeit genießen.

Das Bewußtsein für die humane Gestaltung der Arbeitsbedingungen ist in Schweden sehr ausgeprägt, so daß sich nur Produkte mit vorbildlicher ergonomischer Gestaltung im Markt behaupten können, was einen Vorsprung im deutschen Markt ermöglicht. Die Geräte der Informationstechnologie werden mehr und mehr in normalen Arbeitsräumen benutzt. Die Fragen des Design sind hierbei nicht unbedeutsam. Auch hier haben die skandinavischen Produzenten eine gute Tradition. Die skandinavischen Unternehmen, die eine gesunde Finanzstruktur und Ertragskraft haben, können diese Vorteile dem Markt vermitteln.

2. Ergonomie stellt hohe Ansprüche an die Fähigkeit der industriellen Designer. Aber das ergonomische Design ist nur die äußere Schale des Problems. Die ergonomische Gesamtgestaltung der Produkte verlangt häufig technologisch andere Lösungen, d. h. mitunter enorme Anstrengungen. Es genügt also nicht das technologische und gestalterische Können zu haben, sondern es muß wie in Schweden die Grundeinstellung zur humanen Arbeitswelt in der Gesellschaft vorhanden sein, damit der Markt auch die gemachten Anstrengungen honoriert.

3. In Schweden war das Augenmerk der Gewerkschaften schon früher als in anderen Ländern auf die Gesamtgestaltung der Arbeitsumwelt gerichtet.

4. Im Softwarebereich haben wir Kooperationen, um noch flexibler den Anforderungen des deutschen Marktes zu genügen. Im Zuge der internationalen Arbeitsteilung haben wir auch deutsche Zulieferer, die wertvolle Systemkomponenten beitragen.

5. Die Nachfrage auf dem DV-Arbeitsmarkt übersteigt das Angebot. Die Hauptquelle (ca. 90 %) der DV-Kräfte sind die Hochschulen. In die meisten Studiengänge sind Informatiker integriert.

6. Wir sehen die Entwicklung, die in der Telefonie von der Elektromechanik zur starken Anwendung der Elektronik gegangen ist.

Die Büroautomatisierung ging den Weg von der Mechanik bis zur Elektronik, d. h. die Gebiete in denen die Ericsson-Gruppe aktiv ist, Datenverarbeitung, Büroautomation und Kommunikation, benutzen im Kern gleiche Basistechnologien.

Aber nur im Kern; so wird z. B. bei der Lösung komplexer Kommunikationsprobleme in zunehmendem Maße die optische Leitertechnik bedeutsam, wie wir sie in unseren Kabelwerken betreiben.

Unsere Strategie ist nicht nur durch das Zusammenwachsen der Basistechnologien zur Informationstechnologie bestimmt. Auch die Anwendungen und Produktlinien, d. h. die Märkte, sind zusammengewachsen und werden sich noch stärker zur Integration hin entwickeln. So bieten wir in Zukunft noch verstärkt Produkte, mit denen sich die Integration von Datenverarbeitung, Kommunikation und Büroautomatisierung verwirklichen läßt.

1. Skandinavische Unternehmen haben aufgrund hoher Kosten frühzeitig mit Rationalisierungen begonnen. Die beste Produktentwicklung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit quantitativen Benutzern. Skandinavische Hersteller können einen hohen Rationalisierungsgrad ausnutzen.

2. Frühzeitig schon hat man schlechte Ergonomie als Ursache größerer Arbeitsbelastung und demzufolge verringerter Produktivität angesehen. Gute Ergonomie ist ein Rationalisierungsfaktor, der Arbeitslust erhöht und Risiko für Berufsschäden verringert, was insbesondere in Skandinavien für die Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ganz wichtig ist.

3. Die Gewerkschaften haben durch aktive Teilnahme zu verbesserter Ergonomie in der Produktion beigetragen. Sie haben auch durch ihre im allgemeinen positive Einstellung zur Datorisierung das Einführen neuer Routinen in der Produktion in positiver Richtung beeinflußt, was für die Entwicklung von Produkten mit hoher technischer und funktioneller Leistung von großer Bedeutung ist.

4. Solche Kooperationen gibt es sowohl in Form gegenseitigen Ausnutzens von Komponenten und Produkten in Systemen als auch in Form einer Entwicklungs- und Verkaufszusammenarbeit. Wir stehen dem positiv gegenüber und glauben, daß eine solche Zusammenarbeit die europäische Position innerhalb des DV-Gebietes stärken kann.

5. Die Situation auf dem DV-Arbeitsmarkt in Schweden ist gut und wird es auch während der 80er Jahre bleiben. Durch die Verschiedenartigkeit der Anwendungsgebiete für Mikrocomputer werden sowohl gute Konstrukteure als auch Programmierer "Mangelware" bleiben.

6. Computerhilfsmittel, um Lagerkapital zu minimieren, denn die Lagerkosten sind heute (durch Zinsen) sehr hoch.

1. a) Die technischen Anforderungen in Finnland sind praktisch genau die gleichen wie in Deutschland.

b) Die qualitativen Anforderungen und Gewohnheiten, die von den Geräten erwartet werden, sind in Finnland ähnlich wie in Deutschland.

c) Als kapitalarmes Land müssen wir Finnen sehr viel Wert auf die Ausnutzung der vorhandenen Technologie legen und auch sehr viel eigene Lösungen entwickeln.

d) Helsinki ist nur 2 1/2 Flugstunden von Deutschland entfernt.

e) Die Chancen der skandinavischen Hersteller beurteile ich so, daß wir als Hersteller von kleinen Serien auch hier in Europa die Lücken von den großen Herstellern füllen können.

2. Ich würde das Design mit der Ergonomie verbinden. Wir haben in Finnland gute Designer und Architekten, die den Begriff "Finnisch-Design" bekannt gemacht haben. Vielleicht hilft uns auch unsere Natur, daß unsere Designer ihr Bestes geben.

3. Die Bildschirmterminals werden z. B. immer von den Gewerkschaften beurteilt. Was nicht gefällt, fällt weg. Deswegen muß man immer die Gerate mit dem neuesten Stand anbieten. Sehr oft ist das Gerät, das geliefert wird, eine Weiterentwicklung des angebotenen Gerätes, nach den Kriterien des Kunden gebaut. Bei kleinen Serien gelingt dies sehr gut.

4. Hier bei der Nokia GmbH im EDV-Bereich besteht zur Zeit keine Kooperation mit deutschen Herstellern. Wir sind jederzeit bereit, darüber zu verhandeln.

5. Die EDV-Arbeitsplätze in der Herstellung von EDV-Anlagen werden immer weniger, da die Chips immer vielseitiger und umfangreicher werden. Der Arbeitsmarkt auf den Entwicklungsgebieten wird immer kräftiger. Bei der Softwareherstellung gibt es mehr Arbeitsplätze, da mehrere neue Gebiete mit den Mikrocomputern erobert werden.

6. Der Schwerpunkt bleibt bei der Integration der ganzen Informations- und Kommunikationstechnologie. Wir haben bei Nokia den Vorteil, daß wir in unserem Haus die verschiedensten Technologien dieser Gebiete haben.

1. Sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis, Ausbaufähigkeit

2. Kein Kommentar

3. Bei ND geringer Einfluß

4. Norsk Data hat ein Kooperationsabkommen mit Dietz Computer Systeme abgeschlossen, die zukünftig Norsk Data-Produkte unter eigenem Namen im deutschen Markt vertreiben. ND erwartet daß die Zusammenarbeit dazu führt, daß ND-Produkte in größerem Umfang als jetzt umgesetzt werden und daß die ND-Produkte durch die bundesweite Dietz-Organisation besser betreut werden können, als es bisher möglich war.

5. Der Bedarf an qualifiziertem DV-Personal ist sehr viel höher als das Angebot (Arbeitnehmermarkt), trotzdem sind die Gehälter niedriger als in der Bundesrepublik.

6. Computergestützte Informationsbe- und -verarbeitungswerkzeuge für das EDV-Personal, mittleres Management und Top-Management aller Unternehmen (NDs Orbis-Konzept).

1. a) DFÜ-Erfahrung

b) Entwicklungsfähigkeit

c) Ergonomie

d) Anwendernahes Denken

2. Aus Schweden, forciert durch Gewerkschaften und Anwender.

3. Gewerkschaften fordern DV-Systeme, die dem Benutzer leicht einsetzbare Instrumente sind und keine Gefahr für die Gesundheit darstellen.

4. Neu, außer mit der ITT als federführender Gesellschafterin.

5. Ähnlich wie in Deutschland, jedoch wesentlich entwickelter im Erziehungsbereich (Universitäten, Schulen).

6. Inhouse- und Exhouse-Netzwerksysteme auf Basis Turbodos, Datex-L und -P sowie SNA .

1. a) Hohe Qualitätsprodukte

b) Gute Zusammenarbeit mit deutschen Kunden

c) Das Abkommen beider Länder über enge deutsch-norwegische Zusammenarbeit

2. Die Arbeitnehmer in Skandinavien sind sehr stark engagiert bei der Gestaltung ihrer Arbeitsplätze. Die Gewerkschaften haben eine wichtige Stimme (Betriebsdemokratie) und man hat eine lange Tradition in der Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

3. Die Arbeitnehmer (Gewerkschaften) nehmen teil bei der Auswahl neuer Systeme und - Spezifikationen neuer Funktionen, besonders im Bereich der Kartographie.

4. Ja. Unsere Firma ist eine Tochter der Konzerne Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH in Ottobrunn bei München und der A/S Kongsberg Vaapenfabrikk, Kongsberg, Norwegen. Die Nutzung der fortschrittlichen deutschen Technologie.

5. Große Zukunftschancen durch die hohen Forderungen an technische Produktionsmittel, um die großen Informationsmengen zu bewältigen.

6. Beim Aufbau von Datenbanken für graphische Informationen und assortierte nicht-graphische Daten innerhalb der Energieversorgung, der öffentlichen Verwaltung, der Telekommunikation und der Offshore-Ölgewinnung.

1. Skandinavische Produkte sind weltweit hinsichtlich zukunftsorientierter Technologie, Qualität, Zuverlässigkeit und Anwendungsfreundlichkeit bekannt.

Die Bundesrepublik Deutschland, die immer noch einen Qualitätsverbrauchermarkt darstellt, räumt skandinavischen Produkten aus den oben genannten Gründen beste Marktchancen ein (positive Exoten im Vergleich zur US- und Japan-Konkurrenz).

2. Dieses "Phänomen" ist auf die Sozialstruktur der skandinavischen Länder zurückzuführen. Die Einflußnahme der Sozialpartner auf die Arbeitsplatzgestaltung ist groß und der Wille seitens der Arbeitgeber die Forderungen zu erfüllen, ist vorhanden Das heißt, die Akzeptanz, den Menschen in den Mittelpunkt von technologischen Neuentwicklungen zu stellen, ist sehr hoch.

3. Analog zu den deutschen Tarifpartnern kommt auch den skandinavischen Gewerkschaften ein hohes Maß an Mitsprache bei der Gestaltung von Bildschirmarbeitsplätzen zu. Dies trifft sowohl für die Bedienungsfreundlichkeit/Sicherheit von DV-Anlagen, Peripherie und Umwelt (Hardware-Ergonomie) als auch für Anwenderprogramme zu (Software-Ergonomie).

4. Nein.

5. In der BRD als dem größten DV-Markt in Europa wird bei den prognostizierten Wachstumsraten der DV-Arbeitsmarkt keine Beeinträchtigung erfahren.

Bei den eingesetzten DV-Spezialisten wird eine Verlagerung in die Systemorganisation und -programmierung von Mikroprozessoren erfolgen. Mit steigenden Installationen von Mini-, Personal- und Homecomputern wird der Bedarf an Dienstleistungen steigen.

In Norwegen ist die DV-Industrie durch die übrige Industriestruktur stark beeinflußt, insbesondere durch die Öl-/Metallindustrie.

6. Die klassische Datenverarbeitung (Batch-Betrieb im Rechenzentrum) gestaltet sich wie folgt um

(1) zentrale Datenbankrechner (ohne Output)

(2) Kommunikationsnetze

(3) Bildschirmarbeitsplätze (Input und Output mit Intelligenz)

Der Schwerpunkt des Hauses Tandberg liegt in der Gestaltung von ergonomischen Bildschirmarbeitsplätzen mit Intelligenz vor Ort (autonome Ein- und Ausgabestationen) sowie deren direkten Anschluß über intelligente Netzknoten in vermaschten Netzen.

1. Konzentration auf Marktnischen, hier kann sich der Ideenreichtum der Skandinavier voll austoben.

2. Sicherlich aus Schweden, möglicherweise durch die Deckung des Arbeitskräftebedarfs aus dem Inland.

3. Keine Ahnung

4. Ja, sicherlich vor allen Dingen auf dem Marketing-Sektor.

5. Nicht bekannt

6. Keine