Von Nomaden-Managern und Trendsettern

Die Entwicklung geht zur Datenübertragung via Handy

23.08.1996

Als Zukunftstrend bei den mobilen Anwendungen skizziert Carrie Noonan, Marketing Manager Europa bei HP, den Übergang von der verkabelten zur drahtlosen Kommunikation. Rund vier Millionen Teilnehmer nutzen in Deutschland bereits das analoge C-Netz und die digitalen Mobilfunknetze D1, D2 und E-Plus. Bis zur Jahrtausendwende soll die Marke von zehn Millionen annähernd erreicht sein. Weltweit erwarten Marktforscher von BIS Strategic Decisions einen Anstieg von 53 Millionen Anwendern im Jahr 1994 auf mehr als 100 Millionen im Jahr 2000.

Insbesondere sollen sich die Teilnehmerzahlen im Datenfunk vervielfachen. Als Indizien für diese Entwicklung sieht HP Änderungen in den gesetzlichen Rahmenbedingungen, die Öffnung des Marktes für alternative Netzbetreiber und zunehmende Standardisierungen.

Doch bis dieses Szenario wirklich wird, dauert es noch. Zur Zeit werden Mobiltelefone hauptsächlich für die Sprachübertragung, sprich zum Telefonieren, genutzt. Nach Angaben von HP setzt in Deutschland mit drei Prozent nur ein relativ geringer Anteil der Benutzer, etwa 100000 Personen, das Handy bereits für die mobile Übertragung von Daten und Fax ein.

Der Standard Global System for Mobile Communications (GSM) und sein Derivat Personal Communications Network (PCN) haben sich durchgesetzt. Schon heute nutzen weltweit über zwölf Millionen Teilnehmer diesen Standard. Er bildet in Deutschland die Grundlage für die digitalen Netze D1 und D2 von DeTeMobil beziehungsweise Mannesmann Mobilfunk. E-Plus der Düsseldorfer E-Plus Mobilfunk GmbH basiert dagegen auf PCN. Neben dem Problem der Standards läßt auch häufig die Ergonomie zu wünschen übrig. "Mobile Anwendungen der Zukunft müssen einfach zu bedienen sein", bekräftigte Noonan. Weiterhin bestehe Bedarf an unternehmensspezifischen Lösungen.

Vertrieb bereitet Kopfzerbrechen

Der Trend im Mobile Computing gehe zu kleineren, schnelleren Geräten mit längerer Lebensdauer der Batterie, einem Standard- Betriebssystem und Erweiterungen zu GSM. Hürden sieht die HP- Managerin auch in mangelhaften Terminals und dem Fehlen von Anwendungen.

Während HP bei der Entwicklung seiner Mobile-Computing-Geräte von Computern ausging, stand bei Nokia das Telefon am Anfang. Dieter Dünnleder, Vertriebsleiter bei Nokia Mobile Phones, vertritt die Ansicht, überall erreichbar zu sein und Kurznachrichten verschicken zu können reiche zukünftigen Anwendern nicht aus. "Wir müssen Zugriff auf Daten, Texte und Informationen jeder Art bieten", fordert Dünnleder. Dabei könne es sich zum Beispiel um Mailbox-Systeme, Zugang zu Datenbanken sowie Faxversand und - empfang handeln.

Eine entsprechende Lösung haben HP und Nokia mit ihrer Gemeinschaftsentwicklung "Omnigo 700 LX Communicator Plus" parat. Dieses Produkt kombiniert einen Taschen-PC auf Basis des Palmtops "HP 200 LX" mit einem Mobiltelefon von Nokia. Neben Adreßverwaltung, Taschenrechner und Terminplaner gehören die Finanzplanungssoftware "Pocket Quicken" und die Tabellenkalkulation "Lotus 1-2-3" zum Lieferumfang.

Im Publikum wurden allerdings Stimmen laut, die Konfiguration solcher Geräte gestalte sich zur Zeit noch kompliziert. Mit derartigen Problemen müssen potentielle Nutzer also umgehen können. Wie Noonans Vortragstitel "Von Nomaden-Managern und Trendsettern" zeigt, wendet sich HP mit seinen Mobile-Computing- Produkten besonders an reisende Geschäftsleute und technisch Modebewußte.

Schwierigkeiten gibt es noch beim Vertrieb. Wie Gudrun Harsch, zuständig für tragbare Produkte im deutschsprachigen Raum bei HP, berichtet, muß das Kombi-Produkt sowohl im PC-Handel als auch in Telekom-Geschäften erst Fuß fassen.