Netzneutralität

"Die Entscheidung darf nicht den Netzbetreibern überlassen werden"

16.04.2010
Von 


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.

Schnelle politische Maßnahmen vonnöten

CW: Was fordern Sie konkret von der Politik?

SCHLAURI: Es den Providern möglichst bald zur Auflage zu machen, ihre Kunden darüber zu informieren, wenn sie die Netzneutralität verletzen. Dazu braucht es rasch den Entwurf eines Katalogs telekommunikationsrechtlicher Maßnahmen für den Fall, dass die Informationspflichten nicht den Erfolg bringen, auf den wir hoffen. Sie sollten nämlich zu mehr Wettbewerb führen und die Netzbetreiber damit indirekt davon abhalten, die Netzneutralität überhaupt zu verletzen. Entwirft man rasch einen solchen Katalog, sehen die Netzbetreiber zudem, was ihnen blühen könnte, wenn sie die Netzneutralität verletzen, was ebenfalls zu etwas Zurückhaltung führen dürfte. Wartet man damit hingegen zu lange, können sie zudem umgekehrt eine Art Besitzstand aufbauen, den ihnen wegzunehmen wohl immer schwieriger würde.

Start-ups werden es schwer haben

CW: Wie stehen Sie zu besonders in den USA diskutierten Zugangs-Modellen, dass die Nutzung trafficstarker Webdienste nur noch gestaffelt möglich ist? Dass es beispielsweise für 20 Euro im Monat nur eine Grundversorgung mit Google, E-Mail und statischen Websites gibt, Web-2.0-Dienste und Social Media wie Youtube, Twitter, Facebook oder Flickr noch einmal 20 Euro mehr kosten und Peer-to-Peer-Tauschbörsen noch einmal zusätzlich kosten sollen?

SCHLAURI: Da bin ich absolut kein Freund von. Ich sehe das Problem, dass dann neue Marktmonopole entstehen. Die große Masse der Leute interessiert sich nicht für Start-ups. Bei solchen gestaffelten Modellen ist die Gefahr sehr groß, dass erst einmal alles gesperrt wird und dann für bestimmte Anwendergruppen bestimmte Angebote freigeschaltet werden. Aber was machen neue Web-Start-ups? Ihnen wird die Chance verbaut, überhaupt erst einmal in den Markt einzutreten, weil die meisten Anwender beschränkte Internetzugänge nutzen. So entstehen Monopole, weil nur noch die großen Player für die breite Masse erreichbar sind. Das einzige Modell, das ich mir in diesem Zusammenhang vorstellen kann, ist ein Kostenaufschlag für Quality-of-Service-Technologie, wenn Sie beispielsweise IPTV nutzen und eine stabile Leitung brauchen.