Computerberufe in der Volkszählung 1987

Die Dunkelziffer der in der DV Beschäftigten ist sehr hoch

08.03.1991

230 000 Computerspezialisten und 166 verschiedene DV-Berufsbezeichnungen verzeichnet die Volkszählung 1987, deren Ergebnisse in bezug auf die DV-Berufe jetzt vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung in Nürnberg (IAB) ausgewertet wurden. Werner Dostal* vermutet jedoch, daß die tatsächliche Zahl der DV-Beschäftigten viel höher ist, da ziele Befragten keine genaue -Angaben zum Beruf machten.

Auch jetzt noch kommen laufend Ergebnisse aus der groß angelegten und seinerzeit recht umstrittenen '87er Volkszählung. Daß die Auswertungen so lange gedauert haben, wird von Spöttern oft den dabei benutzten Computern angelastet und damit letzten Endes auf unfähige Fachkräfte in der Datenverarbeitung geschoben.

Der Grund, warum manche Volkszählungsdaten erst mit Verzögerung gekommen sind, hängt damit zusammen, daß manche Kategorien erst verschlüsselt werden mußten, wie beispielsweise die letzte Frage des Bogens, die lautete: Welche Tätigkeit, welchen Beruf üben Sie aus?"

Immerhin haben etwa 230 000 der befragten Bundesbürger eine Tätigkeit beziehungsweise einen Beruf angegeben, der den Computerberufen zugeordnet werden kann. Dies sind knapp ein Prozent der Erwerbstätigen.

Allerdings sind damit nicht alle Computerfachleute erfaßt. Es gibt eine Dunkelziffer, da einige Befragten unspezifische Berufsbezeichnungen angaben, so zum Beispiel "Sachbearbeiter", auch wenn sie im Rechenzentrum als Arbeitsvorbereiter tätig waren, oder "wissenschaftlicher Assistent", wenn sie an einem universitären Lehrstuhl der Informatik arbeiteten.

Sprachverwirrung gar nicht so schlimm

Eine Befragung unter den Mitgliedern der Gesellschaft für Informatik ergab seinerzeit das überraschende Ergebnis, daß fast 40 Prozent der befragten Mitglieder eine Berufsbezeichnung angegeben hatten, die Mitglieder eine Berufsbezeichnung angegeben hatten, die nicht auf eine Tätigkeit in der Datenverarbeitung hinwies. Dies wurde damals als "Tarnkappeneffeket" bezeichnet. Deshalb sind die folgenden Informationen so zu verstehen daß es durchaus noch weitere Berufsangehörige geben kann. Sie haben sich aber nicht entsprechend identifiziert.

Diese Aussagen sind vor allen deshalb bedeutungsvoll, weil seit der Volkszählung zuvor, die 1970 stattfand, keine Vollerhebung der einzelnen Computerberufe erfolgte. Es war in der Zwischenzeit nicht bekannt, wie sich die einzelnen DV-Berufe entwickelt hatten. Lediglich für die Computerberufe insgesamt gab es Ergebnisse aus anderen Statistiken, beispielsweise aus dem Mikrozensus oder der Beschäftigtenstatistik.

Da die Frage nach dem Beruf offen gestellt war und keine Antworten vorgegeben wurden, ist eine Vielzahl unterschiedlicher Angaben gemacht worden. Insgesamt sind in den Fragebögen genau 166 verschiedene Berufsbezeichnungen aufgetaucht, die auf eine Tätigkeit in einem Computerberuf hindeuten. Dabei lassen sich natürlich viele ähnliche und nur geringfügig abweichende Berufsbeziehungsweise Tätigkeitsangaben finden, so daß die Berufsbezeichnungen doch vergleichsweise homogen sind.

Werden die am häufigsten angegebenen Berufsbezeichnungen herausgezogen, dann ergibt sich die folgende "Hitliste":

1. Programmierer/in,

2. Operator/in (EDV),

3. Organisator/in (EDV),

4. Systemanalytiker/in und

5. Organisationsprogrammierer/in (siehe auch CW Nr. 6 vom 8. Februar 1991, Seite 1).

Eigentlich ist es beruhigend, daß über 70 Prozent der Datenverarbeiter nur zwölf unterschiedliche Berufsbezeichnungen angegeben haben. Die Sprachverwirrung bei den Berufsangaben in den Computerberufen ist also gar nicht so schlimm, wie immer wieder behauptet wird. Die in der Hitliste aufgeführten Berufe haben sich offensichtlich durchsetzen können und scheinen sich bewährt zu haben.

Wegen der vielen ähnlichen Berufsbezeichnungen ist es sinnvoll, Berufsfelder zu bilden, in denen dann ähnliche Berufe zusammengefaßt werden. Aufgrund der Angaben in der Volkszählung 1987 und aufgrund berufssystematischer Überlegungen dürfte die Aufteilung in der Abbildung sinnvoll und brauchbar sein.

Ob dabei alle Berufe ihren richtigen Platz gefunden haben, ist so nicht erkennbar. Insbesondere bei seltener aufgetretenen Berufsbezeichnungen bereitet die eindeutige Zuordnung in eines der hier definierten Berufsfelder Schwierigkeiten. Viele Berufsbezeichnungen sind inhaltsleere Worthülsen, wie beispielsweise die Bezeichnungen "Systemspezialist" oder "Software-Assistent".

Das Berufsfeld der Computerberufe wird eindeutig durch die Programmierer beziehungsweise die Software-Entwickler geprägt. An zweiter Stelle folgen die Berufe im Rechenzentrum und im Benutzerservice. An dritter Stelle stehen die Berufe in Organisation und Systemanalyse.

Schlußlicht sind die Berater und Verkäufer im Computerumfeld. Die tätigkeitsorientierten Computerberufe umfassen insgesamt etwa drei Viertel aller Computerberufe. Das letzte Viertel sind "sonstige Computerberufe", also Berufe, die nicht einer speziellen Tätigkeit innerhalb des Berufsfeldes zugeordnet werden können.

Dazu gehören Bezeichnungen aus der Ausbildungslandschaft wie "Informatiker" oder "DV-Kaufmann", aber auch unspezifische Berufsbezeichnungen wie "Computerspezialist" oder "DV-Leiter".