IFA

Die dritte Dimension kommt ins Heimkino - mit Brille

30.08.2010
Vor einem Jahr wurde auf der Funkausstellung IFA noch heftig diskutiert, ob sich jemand tatsächlich mit einer klobigen Brille ins Wohnzimmer setzt, um einen Film in 3D auf dem Fernseher zu erleben.

Die Verbraucher scheinen die Zweifler inzwischen widerlegt zu haben. In Deutschland wollen sich 41 Prozent der Kunden in den kommenden drei Jahren ein Gerät kaufen, mit dem sie dreidimensionale Filme ansehen können, ergab eine Umfrage. Die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) veröffentlichte die Zahlen pünktlich zur diesjährigen IFA, (3. bis 8. September), die die Kunden auch für 3D-Fernseher begeistern soll.

Etwa 40.000 Geräte für dreidimensionales Fernsehen sind in Deutschland bisher verkauft worden, wie der Verband BITKOM auf der Grundlage von Daten des Marktforschers GfK am Donnerstag mitteilte. Schon zum Jahresende rechne man mit einer sechsstelligen Zahl an 3D-tauglichen Geräten, sagt Kai Uwe Marner, Vorsitzender der Blu-ray Group Deutschland.

Das Interesse dürfte vor allem Kinofilmen wie "Avatar" gelten. Der Fantasy-Streifen hat mit seinen blauen 3D-Helden weltweit schon mehr als 2,7 Milliarden Dollar (2,1 Mrd Euro) eingespielt und den bis dahin kommerziell erfolgreichsten Film "Titanic" überrundet. Doch bislang ist das Film-Angebot dünn. Auch "Avatar" gibt es noch nicht in 3D zu kaufen. Seinen Kunden in Amerika bietet der Online- Händler Amazon einen Benachrichtigungsservice an, um rechtzeitig zu erfahren, wann es soweit ist. In Deutschland offeriert Samsung den Käufern seiner 3D-Fernseher ein Paket mit zwei Spezial-Brillen und dem Animationsfilm "Monsters vs. Aliens". Wann Kino-Filme in nennbarer Stückzahl in 3D verfügbar sein werden, steht noch aus.

Die ersten 3D-tauglichen Fernseher kamen im Frühjahr in die Läden. "Die kleinen Mengen, die geliefert werden, sind in zwei bis drei Tagen wieder weg", heißt es beim Händlerverband BVT. Der Verbundhändler ElectronicPartner bestätigt: "Im Markt herrscht Knappheit." Dabei werde die breite Masse der Käufer mit 3D-Fernsehern noch gar nicht erreicht, sagt BVT-Geschäftsführer Willy Fischel.

Ein Problem: Wer sich jetzt einen 3D-Fernseher zulegt, wird auf dreidimensionale Fernsehsendungen auf absehbare Zeit weitgehend verzichten müssen. ARD und ZDF etwa haben erst vor kurzem ihr Programm komplett auf das hochauflösende HDTV umgestellt - und damit auch noch genug zu tun. Aus der Stuttgarter ARD-Pressestelle heißt es: "Wir beobachten natürlich die Entwicklung - im Moment ist 3D aber kein Thema für die ARD."

Bisher ist es bei einzelnen Gehversuchen geblieben. Panasonic übertrug im Juni Tennis-Spiele der French Open in 3D - zu sehen im Hamburger Tennisstadion am Rothenbaum sowie bei Fachhändlern. Sony versuchte sich entsprechend an Übertragungen von der Fußball-WM in Südafrika. Demokanäle für 3D gibt es bei den Satelliten-Anbietern Astra und Eutelsat.

Bei den neuen Fernsehern ist das 3D-Erlebnis zudem nur mit einer sogenannten Shutterbrille möglich. Über ein Signal öffnen und schließen sich linkes und rechtes Brillenglas im Wechsel. So sieht jedes Auge immer das richtige Bild - und der 3D-Effekt entsteht. Ohne Brille würde 3D-Fernsehen nur von einem bestimmten Betrachtungswinkel aus funktionieren, erklärt Sharp-Sprecher Martin Beckmann. Andere technische Lösungen seien derzeit schlichtweg zu teuer. (dpa/tc)