Systemhauskongress "Chancen 2016"

Die Digitalisierung untergräbt das Geschäft der Systemhäuser

04.08.2015
Von 
Regina Böckle durchforstet den Markt nach Themen, die für Systemhäuser und Service Provider relevant sind - oder es werden könnten - und entwickelt dazu passende Event-Formate.
"Mit zu den ersten Opfern der Digitalen Transformation zählen IT-Services-Anbieter und Systemhäuser, die sich nicht selbst schnell genug verändern", warnt Siegfried Lautenbacher, Geschäftsführer Beck et al. Services. Sein Unternehmen hat den Wandel vollzogen. Wie das gelang, berichtete der Manager auf dem Systemhauskongress "Chancen 2016" in Düsseldorf.

Systemhäuser müssen umdenken - und handeln. Die Digitale Transformation fordert ihren Tribut. "Wir sind am Anfang von anders - wir müssen unsere Arbeit neu gestalten", sagt Siegfried Lautenbacher, Geschäftsführer Beck et al. Services. "Es geht dabei nicht nur um die Auswirkungen von Cloud, Social und Analytics auf die Geschäftsmodelle von Systemhäusern und IT-Service-Anbietern", betont der Manager: "Die Welt der Arbeit insgesamt gestaltet sich dramatisch um."

In seinem Vortrag auf dem Systemhauskongress "Chancen 2016" schilderte Lautenbacher die Reise seines eigenen Unternehmens, der Beck et al. Services, vom klassischen IT-Services-Anbieter hin zum vernetzten Unternehmen. Den Schwerpunkt setzte er dabei auf den Zusammenhang von Geschäfts- und Organisationsmodell.
Im Interview gibt er einen Ausblick auf die Kernaspekte seines Vortrags.

Herr Lautenbacher, warum verändert die Digitalisierung das Geschäft von Systemhäusern so grundlegend?

Siegfried Lautenbacher: Die Digitalisierung greift das klassische Geschäftsmodell auf den unterschiedlichsten Ebenen radikal an. "Everything as a service" führt dazu, dass große Teile des bisherigen Umsatzes von Systemhäusern jetzt von den Herstellern selbst oder Cloud Providern abgegriffen werden.

Und für das, was bleibt, sind die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen meist nicht richtig ausgebildet und tun sich mit dem "Umparken im Kopf" schwer. Ein Sysadmin ist eben längst kein DevOp und SaaS-Lizenzmodelle brauchen andere Verkäufer.

Siegfried Lautenbacher, Geschäftsführer der Beck et al. Services GmbH: "Um Innovationen umsetzen zu können, ist Verlernen oft wichtiger als Lernen."
Siegfried Lautenbacher, Geschäftsführer der Beck et al. Services GmbH: "Um Innovationen umsetzen zu können, ist Verlernen oft wichtiger als Lernen."
Foto: Siegfried Lautenbacher

Wie tragen Sie selbst dieser Veränderung in Ihrem Unternehmen Rechnung?

Lautenbacher: Wir haben bereits 2007 begonnen, auf die Signale zu achten. Und wir haben für uns voll auf die neuen Trends gesetzt. Seit 2007 setzen wir selbst auf ein Enterprise Social Network als Basis der Zusammenarbeit und Kommunikation.

Heute betreiben für wir für unsere Kunden Infrastrukturen mit insgesamt mehr als 250.000 Usern und konnten unser schrumpfendes "Server Operations"-Geschäft dadurch gut kompensieren.

2010 haben wir unsere eigene Infrastruktur komplett in die Cloud verlagert und dabei mühsam gelernt, was es bedeutet, ein Cloud Service Provider zu werden.

Was die Organisation von Beck et al. Services angeht, haben wir bereits Mitte des letzten Jahrzehnts begonnen, uns konsequent international aufzustellen und eine Netzwerkorganisation einzuführen.

Was waren die größten Hürden, die Sie bei der Veränderung Ihres Geschäftsmodells überwinden mussten?

Lautenbacher: Digitalisierung ist ein Prozess. Für uns heißt das, gleichzeitig IT Services der unterschiedlichen Geschwindigkeiten anzubieten: Auf der einen Seite sind wir in sehr dynamischen Cloud-Projekten unterwegs, wo alle beteiligten Partner lernen, auf der anderen Seite sind wir für den sicheren und stabilen Betrieb von Services verantwortlich, bei dem IT Service Management, Prozesse und Guidelines entscheidend sind.

Das unter einen Hut zu bringen, ist schwierig. Damit bilden wir aber nur ab, was auch in den IT-Abteilungen unserer Kunden heute gang und gäbe ist.

Um Innovationen umsetzen zu können, ist Verlernen oft wichtiger als Lernen. An den Menschen liegt es dabei nicht ursächlich: denn Menschen lieben Veränderung, wenn sie sie wollen. Es ist daher von großer Bedeutung, offen die Veränderungen anzusprechen und die Zukunft gemeinsam zu gestalten.

Zur Person Siegfried Lautenbacher

Siegfried Lautenbacher ist seit 1989 unternehmerisch in der IT-Branche tätig. Seit der Jahrtausendwende ist er Geschäftsführer der Beck et al. Services GmbH - einem international agierenden IT-Services Unternehmen - das seine Leistungen an der Schnittstelle zwischen IT und Business ausrichtet. Social Collaboration und dessen Auswirkungen auf den Arbeitsplatz der Zukunft sind zentrale Säulen des Leistungsprofils sowie der eigenen Unternehmenskultur von Beck et al. Services.

Und Ende August 2016 veranstalten wir wieder einen Systemhauskongress. Hier können Sie sich für diese attraktive Veranstaltung zu Sonderkonditionen anmelden. (rw)