"Die Deutschen sind zu ängstlich"

16.02.2005
Von Syra Thiel

Manchmal kommen Menschen auf mich zu und verkünden voller Stolz - jetzt habe ich es geschafft. Dann werde ich hellhörig. Eine der größten Gefahren für einen Gründer ist es, mit frühem Erfolg zufrieden zu sein. Erfolg ist nicht selten der erste Schritt zum Misserfolg. Wer Erfolg hat, hält nur zu gerne an bewährten Strategien fest. Dabei verlernt er, sich in Frage zu stellen. Darum rate ich jedem Gründer, im Team zu arbeiten. In einer guten Mannschaft gibt es immer jemanden, der einem ehrliche Rückmeldung gibt und einem damit hilft, neue Wege zu erkennen und zu gehen.

Gründer sollen sich in Bezug auf ihre Geschäftsidee nicht irritieren lassen. Von dieser sollten sie selbst überzeugt sein. Die Irritation richtet sich auf die Umsetzung ihrer Idee. Diesbezüglich sollten Gründer offen und kritikbereit sein.

Offen zu sein heißt aber auch, sich Zeit zu nehmen und mit Geduld und Ausdauer am Ball zu bleiben. Ich vergleiche ihr Wirken gerne mit einem Stein, der auf einer dicken Eisschicht liegt. Der Stein durchdringt mit der Zeit das Eis, allein durch den punktuellen Druck des eigenen Gewichtes. Ausdauer ist auch für Gründer eine mächtige Kraft

CW: Was müssen Führungskräfte tun, damit Mitarbeiter an ihre Grenze gehen?

Kruse: Der Einzelne braucht einen Anreiz zum Lernen. Der Schlüssel zur Stimulierung unserer Veränderungsbereitschaft sind die Gefühle. Nur Vorgesetzte, die sich begeistern, können auch Begeisterung wecken. Nur Vorgesetzte, die neugierig sind, machen neugierig. Dafür ist es wichtig, dass das Management aufhört, alles steuern und regeln zu wollen. Wer glaubt, dass heute noch Vordenker in der Lage sind, Systeme zu managen, der hat die Entwicklung nicht verstanden. Wir brauchen einen frühzeitigen Einbezug aller Beteiligten - das heißt, eine maximale Vernetzung in den Strukturen.

CW: Damit hat sich die Rolle der Führungskräfte geändert. Womit werden sich Manager in Zukunft beschäftigen?