55 000 Anwender migrieren auf ein Mainframe-System

Die Deutsche Bahn zentralisiert ihre Notes-Server

04.07.2003
Rund 55000 Notes-Anwender und mehr als 650 dezentrale NT-Server hat die Deutsche Bahn auf ein Mainframe-System umgestellt. Wichtigstes Ziel des Projekts war eine Senkung der Betriebskosten. Von Günther Rau*

In dem auf eineinhalb Jahre angelegten Vorhaben galt es, die weit verteilte Rechnerlandschaft des Staatsunternehmens durch 22 Mail-Server und acht Anwendungs-Server auf zwei physisch getrennten Rechnern zu ersetzen. Im Vorfeld hatte der konzerneigene Dienstleister DB Systems ein Pilotprojekt organisiert, bei dem die gängigen Hardware- und Betriebssystem-Plattformen miteinander verglichen wurden.

In dieser Phase mussten die Hersteller die Leistungsfähigkeit ihrer Plattformen unter Beweis stellen und demonstrieren, dass eine Konsolidierung der Domino-Server die gewünschte Verfügbarkeitserhöhung mit sich bringt. Auf jeder Plattform wurde ein Testlauf für 5000 Benutzer gestartet, sozusagen als Abbild des später zu bewältigenden Projekts. Dabei schnitt IBM mit einem Z-Series-Mainframe-System am besten ab. Ausschlaggebend sei gewesen, dass "nur auf dieser Plattform eine Konsolidierung auf physisch zwei Systeme möglich war und diese Plattform die höchsten Verfügbarkeitswerte aufweist", so Projektleiter Bernd Langwisch.

Zudem entschied sich die Bahn für eine Migration auf die Domino-Version 5, als Basis für die künftige Lotus-Domino-Infrastruktur. Die Umstellung begann mit einer Funktionsauswahl für die eingesetzten Domino-R5-Funktionen sowie einem Anforderungskatalog seitens DB Systems. Im Anschluss erarbeiteten die Spezialisten das Konzept für die Server-Konsolidierung und die Domino-Migration. Im Verlauf der Anwendungskonsolidierung wurden zunächst die bestehenden Anwendungen analysiert und klassifiziert. Auf dieser Basis konnte das Team die Checklisten für die Kompatibilität der Notes-Anwendungen mit OS/390 und Domino R5 erstellen sowie die Lauffähigkeit im Domino-Cluster sichern.

Ebenfalls wichtig war die Dokumentation der Richtlinien für die Entwickler zur Änderung der Anwendungen. Parallel dazu begannen Mitarbeiter der OS/390-Betriebsführung mit dem Aufbau einer Testumgebung, in der sich die Koexistenz der Domino-R5-Server und Notes-4.6-Clients im Rechenzentrum überprüfen lassen sollte.

Für die 55000 Endbenutzer wurde der Umzug von den NT-Servern auf den zentralen Host per Mausklick auf einen Button in einer E-Mail realisiert. Auf diese Weise ließen sich wöchentlich 2500 bis 4500 Benutzer umstellen. Ein analoges Verfahren nutzte das Projektteam für die Migration der Anwendungen.

Unterm Strich ergibt sich für die Bahn neben niedrigeren Betriebskosten auch eine deutlich höhere Verfügbarkeit. Das Server-Backend für Lotus Domino ist durch die Zentralisierung auf den Mainframe zu einer besonders stabilen Umgebung geworden. Darüber hinaus konnte das IT-Management durch die Zentralisierung der Standorte für Fehlerbehebung und Administration Synergien nutzen und die Effizienz steigern.

Projektleiter Langwisch sieht die wesentlichen Vorteile zudem "in der Verminderung der Betriebsführungskomplexität, aber auch in der Vereinfachung von notwendigen Kapazitätserweiterungen die sich an einem zentralen Standort leichter planen und realisieren lassen". (wh)

*Günther Rau ist Leiter Technischer Betrieb und Mitglied der Geschäftsleitung bei DB Systems.