Die Cloud breitet sich nur langsam aus

27.05.2009
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Einer IDC-Umfrage zufolge hat sich bislang ein Viertel aller deutschen Unternehmen mit dem Thema Cloud Computing beschäftigt.

Cloud Computing ist in Deutschland noch nicht angekommen", lautet das Fazit von IDC zur jüngsten Umfrage. Im März dieses Jahres hatten die Analysten 805 deutsche Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern zum Thema Cloud Computing befragt. Lediglich 202 dieser Firmen haben sich demnach bereits mit dem Thema beschäftigt.

Über die Gründe für die Zurückhaltung lässt sich derzeit nur spekulieren. "Momentan herrscht noch viel Verwirrung im Markt", mutmaßt Matthias Kraus, Research Analyst von IDC. Gerade die vielen verschiedenen Begriffe rund um das Thema Cloud Computing, zum Beispiel On-Demand, Software as a Service oder Utility Computing, würden die Anwender verunsichern. "Cloud Computing steht heute dort, wo Service-orientierte Architekturen vor etwa fünf bis sechs Jahren standen", ergänzt sein IDC-Kollege Rüdiger Spies. Auch das SOA-Thema habe eine relativ lange Anlaufphase gebraucht, bis es ins Rollen gekommen sei.

Konzerne experimentieren

Während SOA lange Zeit nur theoretisch behandelt wurde und teilweise seinen Praxisbezug zu verlieren drohte, gibt es bereits einige Unternehmen, die Cloud Computing betreiben. Von den 202 Firmen, die angaben, sich damit zu beschäftigen, arbeiten 29 Prozent bereits mit Services aus der Cloud. Weitere 29 Prozent erklärten, diesen Schritt zu planen. 27 Prozent der Befragten sind noch zu keiner endgültigen Entscheidung gelangt, 15 Prozent haben sich bewusst gegen die Cloud entschieden. In Großunternehmen scheint das Konzept auf mehr Akzeptanz zu stoßen. Die Hälfte der befragten Firmen mit mehr als 5000 Mitarbeitern teilte mit, schon Cloud Services zu beziehen.

Der wichtigste Grund, warum sich die Verantwortlichen in den Unternehmen mit Cloud Computing beschäftigen, sind offenbar die Budgets. 32 Prozent der Befragten äußerten die Hoffnung auf mögliche Einsparungen durch IT-Services aus der Cloud. Darüber hinaus verbinden die Firmen mit Cloud Computing eine bessere IT-Unterstützung ihrer Geschäftsabläufe.

Cloud-Anbieter müssen informieren

Nichtsdestotrotz gilt es für die Anbieter von Cloud Services noch etliche Hürden zu meistern und Vorurteile zu überwinden. Viele Unternehmen haben nach wie vor Sicherheitsbedenken und befürchten, die Kontrolle zu verlieren, wenn sie ihre Daten außer Haus geben, geht aus der IDC-Studie hervor. Der überwiegende Teil der Firmen, die sich gegen Cloud Computing entschieden haben, kritisieren, das Modell müsse zunächst einmal seine Praxistauglichkeit beweisen. Darüber hinaus müsse die Integration in bestehende Systeme verbessert werden. Den Cloud-Anbietern werfen die Skeptiker vor, dass es bislang zu wenige aussagekräftige Referenzprojekte gebe und es den Protagonisten noch nicht überzeugend gelungen sei, die Vorteile herauszuarbeiten.

Das sagen die Anbieter

Holger Macho, IBM: "Das Konzept Cloud Computing muss sich evolutionär aus den vorhandenen IT-Infrastrukturen entwickeln."

Michael Pauly, T-Systems: "Cloud-Anbieter müssen Firmenkunden mit Sicherheit und SLAs von ihrem Angebot überzeugen."

Frank Fischer, Microsoft: "Anwender müssen genau überlegen, welche Cloud Services sich unter dem Strich rechnen. Es wäre zu einfach zu sagen, Cloud Computing ist immer günstiger."

Das fordern Anwender

Cloud Computing muss

  • Praxistauglichkeit beweisen,

  • sich mit bestehenden Systemen integrieren lassen,

  • in Referenzprojekten überzeugen,

  • persönliche Ansprechpartner bieten,

  • Compliance-Richtlinien erfüllen,

  • von den Anbietern transparent erklärt werden,

  • Datensicherheit gewährleisten,

  • Kostenvorteile garantieren.