Netgear-CEO

Die Chinesen und Taiwaner können nur billig

12.12.2008
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Wir hatten schon immer Green IT

CW: Auch in Sachen Green IT ist von Netgear wenig zu hören. Warum?

LO: Wahrscheinlich sind wir keine so gute Marketing- und Hype-Company, wie wir sein sollten. Aber Spaß beiseite, seit es Netgear gibt, handelt das Unternehmen sehr umweltfreundlich. Deshalb kamen wir nie auf die Idee, dass wir jetzt grün werden müssen. Von Beginn an wurden unsere Produkte nur in Verpackungen aus Recycling-Papier- und -Pappe ausgeliefert. Im Gegensatz zu unseren Konkurrenten setzten wir nirgends Plastik ein. Zudem waren wir das erste Unternehmen, das seine Produkte komplett entsprechend der EU-Richtlinie RoHS umgestellt hatte, die die Verwendung gefährlicher Stoffe beschränkt.

CW: Und wie sieht es mit den Produkten selbst aus, etwa beim Stromverbrauch?

Laut Netgear brauchen die eigenen NAS rund 30 bis 40 Prozent weniger Strom als die Konkurrenzmodelle von Intel.
Laut Netgear brauchen die eigenen NAS rund 30 bis 40 Prozent weniger Strom als die Konkurrenzmodelle von Intel.

LO: Hier arbeiteten wir stets aktiv an Verbesserungen. Erst jüngst zeigte ein Test, dass unsere Switches nur die Hälfte eines vergleichbaren Cisco-Switchs verbrauchen. Und unser NAS benötigt nur 30 bis 40 Prozent des Stroms eines vergleichbaren Gerätes von Intel. In der Consumer-Welt besitzen unsere Produkte im Gegensatz zur Konkurrenz noch Ein- und Ausschalter. Unsere 11n-Modelle haben alle zwei Knöpfe: einen für die Stromzufuhr und einen, um das WLAN abzuschalten. Der Benutzer kann so aktiv Strom sparen. All das haben wir immer gemacht, deshalb müssen wir es jetzt nicht hypen wie andere Unternehmen. Für uns war es eine Selbstverständlichkeit, auf den Stromverbrauch zu achten. Aber wahrscheinlich müssen wir einen besseren Job in Sachen Selbstvermarktung machen.

CW: Wenn Netgear so umweltbewusst ist, warum braucht dann noch jedes Gerät sein eigenes Netzteil? Wieso können die Komponenten nicht zentral per Power over Ethernet versorgt werden?

LO: Der Gedanke ist gut. Die Idee scheitert aber daran, dass beispielsweise ein Switch zu viel Energie verbraucht. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass ein Switch auch künftig eine eigene Stromversorgung besitzen wird, dann aber Peripheriegeräte mit Energie beliefert. So wie dies heute bereits mit den Access Points für WLANs geschieht.

CW: Sie sprechen das Thema WLAN an. Wer macht das Rennen? Die Kupfer- oder die Funknetze?

LO: Ich glaube, dass sich sowohl im privaten als auch im professionellen Umfeld auch künftig WLANs und kabelgebundene Netze ergänzen werden. Für Funk-LANs sprechen die niedrigeren Anschaffungs- und Betriebskosten. Ferner sind sie für den Anwender bequemer, da er sich mit seinem Rechner bewegen kann. Dagegen offerieren LANs auf Kabelbasis die bestmögliche Sicherheit, gepaart mit der höchsten Geschwindigkeit. Daran wird sich auch nichts ändern, weshalb beide Technologien nebeneinander existieren werden.