Interview mit den CeBIT-Machern

"Die CeBIT ist kerngesund"

03.09.2010
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Fehlgeleitete Größe Ausstellerzahlen

CW: Trotzdem werden Sie auch gemessen an den Besucher- und Ausstellerzahlen .

PÖRSCHMANN: In der Tat bewerten die Medien nach diesen beiden Kriterien den Erfolg. Aus unserer Sicht greift das viel zu kurz: Neben dem wirtschaftlichen Ergebnis ist doch die entscheidende Frage, ob unsere Kunden mit unserer Leistung und ihrem Gegenwert zufrieden sind. Außerdem: Wenn man schon auf die Ausstellerzahlen schaut, muss man auch bedenken, dass sich der Markt in den vergangenen Jahren stark konsolidiert hat. Nehmen Sie das Beispiel Hardware-Hersteller: Deren Zahl hat sich im Vergleich zu vor zehn Jahren auf ein Fünftel reduziert. Entsprechend sind weniger Aussteller aus diesem Segment hier. Und insofern ist die Ausstellerzahl auch eine fehlleitende Größe.

CW: Welche Größe ist dann für Sie als Messeverantwortliche relevant?

PÖRSCHMANN: Eine relevante Größe ist die Frage nach dem Marktanteil. Wir wissen, dass der Marktanteil der CeBIT gestiegen ist. Aus dieser Position werden wir kraftvoll wachsen.

CW: Es gibt allerdings Konkurrenzveranstaltungen wie etwa den Mobile World Congress in Barcelona, die IFA in Berlin oder die Consumer Electronics Show , die ähnliche Themen aufgreifen wie die CeBIT. Die sind thematisch fokussierter und deshalb für Aussteller interessanter.

PÖRSCHMANN: Natürlich gibt es immer auch neue Veranstaltungen. Wichtig ist die Gesamtbetrachtung. Insgesamt werden aber mehr Veranstaltungen im ITK-Bereich eingestellt oder verschoben als neue kreiert. Konkret: Allein in den vergangenen drei Jahren sind im ITK-Bereich 60 Veranstaltungen eingestellt worden.

Sie haben Recht, manche neuen Veranstaltungen werden als ähnlich angesehen wie die CeBIT. Barcelona, also der Mobile World Congress, die IFA in Berlin und die CeBIT werden gern in einem Atemzug genannt. Diese Veranstaltungen verfolgen aber völlig unterschiedliche Ziele. Die eine Veranstaltung ist ein Hospitality-Treff für Top-Executives , die andere fokussiert auf das nationale Ordergeschäft und das allgemeine Publikum. Für uns entscheidend ist der ROI aus Kunden- und Besuchersicht. Konkreter: Was bringt einem Besucher die CeBIT? Da schlägt unsere Veranstaltung jede andere in der Welt. Wir bieten zum Beispiel den geringsten Entscheider-Kontakt-Preis auf der CeBIT und die höchste Entscheiderdichte.

CW: Eine andere Rechnung sagt allerdings, dass die CeBIT für die Aussteller sehr teuer ist etwa in puncto der Kosten pro Quadratmeter Ausstellungsfläche.

PÖRSCHMANN: Das wundert mich. Der Wert der CeBIT resultiert ja aus dem breiten Portfolio, gepaart mit der Vor- und Nachbereitung durch unsere Kunden. Wir wissen, dass wir diesbezüglich weit über allen anderen Veranstaltungen platziert sind - zumindest solchen, die die gleiche Industrie ansprechen. Der reine Vergleich der Kosten der Ausstellungsfläche sagt nichts über den Wert einer Veranstaltung aus.

VON SAß: Außerdem gehören zu solch einer Betrachtung neben den Ausstellungskosten auch weitere Posten. Nehmen Sie das Beispiel Hotelkosten: Diesbezüglich hat sich Hannover in den vergangenen Jahren sehr positiv verändert. Wenn Sie einmal vergleichen, was man etwa in anderen Städten zu Messezeiten für kleine Zimmer zahlen muss, da ist Hannover mittlerweile mehr als konkurrenzfähig. Mit dem niedersächsischen Hotel- und Gaststättenverband haben wir Vereinbarungen getroffen, nach denen wir mehr als 3000 Hotelzimmern zu sehr fairen Konditionen anbieten können. Auch diesen Vergleich brauchen wir nicht zu scheuen.