Schlampige Adressbestaende sind Wurzel allen Uebels

Die Bundespost will sich nicht laenger zum Suendenbock machen lassen

12.03.1993

Immer wieder stand die Bundespost in den letzten Monaten im Kreuzfeuer der Kritik: Anwender und Softwarehaeuser aergerten sich, weil die Testdaten zu spaet ausgeliefert wurden und nur begrenzt zu gebrauchen waren. Die Vorlaufzeit fuer die Adressumstellung reiche nicht aus, und die Informationspolitik lasse zu wuenschen uebrig. Jetzt gehen die Postler in die Offensive.

"Wir geben jaehrlich zig Millionen Mark aus, um Sendungen mit eigentlich unzustellbaren Adressen doch noch zuzustellen", stellt Geschaeftsbereichsleiter Heimo Thomas klar. Die Post habe bislang mit grossem Aufwand auch solche Sendungen weitergeleitet, die mit einer unvollstaendigen oder fehlerhaften Adresse gekennzeichnet waren. Deshalb sahen die Absender in der Regel keine Veranlassung, ihren Bestand zu korrigieren. Mit den neuen Postleitzahlen werde nicht nur die Zustellung fuer die Post einfacher, auch die Kunden koennten ihre Adressbestaende bereinigen.

In dasselbe Horn stoesst Gert Schukies, Direktor Unternehmenskommunikation bei der Deutschen Bundespost Postdienst. "Das Versandhaus Quelle nutzt die Chance, seinen kompletten Adressbestand zu bereinigen", nennt Schukies ein Beispiel. Dort rechne man damit, dass sich der Aufwand innerhalb von drei Jahren refinanziert habe.

Zunaechst einmal stehen Quelle jedoch Ausgaben in Hoehe von rund zehn Millionen Mark ins Haus. Wie die Tageszeitung "Die Welt" im Dezember letzten Jahres schrieb, bereitet sich das Versandhaus seit Juni 1992 auf die Einfuehrung der neuen Postleitzahlen vor. "Mehr als zehn Millionen" Adressen seien zu bereinigen. Dass diese Zahlen aber nicht viel besagen, zeigen zum Vergleich die Angaben des Konkurrenten Neckermann. Dort sollen mit Kosten von rund drei Millionen Mark immerhin "bis zu 25 Millionen" Adressen umgestellt werden.