Der Markt für IT-Dienstleister

Die Besten sind mit sich selbst beschäftigt

24.09.2008
Von Hermann Gfaller

Die Marktführer sind mit sich selbst beschäftigt

Ein Blick auf die Ranglisten der verschieden Analysten zeigt zwar Unterschiede (aufgrund der Methodiken) aber kaum Veränderungen. Bei Gartner etwa rangiert seit Jahren T-Systems vor Siemens IT Solutions & Services (SIS, früher SBS) und IBM. Es folgen die üblichen Player HP, Fujitsu-Siemens, Accenture, SAP, Fiducia, Atos Origin, EDS, CSC etc.

Doch die Namen rufen Schlagzeilen in Erinnerung, die alles andere als Stillstand signalisieren. T-Systems erschloss sich im März dieses Jahres mit dem indischen Partner Cognizant ein globales Geschäftspotenzial, dessen Wirkung allerdings auf sich warten lässt. Stattdessen will der Dienstleister Mitarbeiter abbauen. Ganz ungewiss ist die Zukunft von Fujitsu-Siemens und seinen am Produktsupport orientierten Services. Einen Tag nach der Vorstellung eines umfassenden Desktop-Service für Konsumenten wie Unternehmen wurde bekannt, dass Siemens mit Fujitsu darüber verhandelt, das Joint Venture 2010 auslaufen zu lassen. Tatsächlich kann Konzernchef Peter Löscher mit einer Umsatzrendite von nur einem Prozent kaum zufrieden sein. Nach Einschätzung der Experton Group zieht sich Siemens komplett aus dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnik zurück.

Auf der anderen Seite hat HP durch die geplante Übernahme von EDS seine Ambitionen im Servicegeschäft unterstrichen. Dank des Muts zu dem riskanten Megadeal rückt HP damit hinter der IBM zur weltweiten Nummer zwei der IT-Dienstleister auf. In Deutschland jedoch verharrt das Gespann auf Platz vier, da das Gros der zugekauften EDS-Kunden (Behörden in den USA und Großbritannien) für den hiesigen Markt wenig Bedeutung hat. Allerdings nähert sich HP/EDS mit einem rechnerischen Marktanteil von 4,9 Prozent der IBM (6,6 Prozent). Positiv könnte sich das ausgefeilte EDS-Konzept für das Kombinieren von On-, Near- und Offshoring auswirken. Eine Schwäche bleibt jedoch das Geschäft mit Prozessberatung, während die Infrastruktur-Services gestärkt werden.

Was die SAP betrifft, so streiten sich die Analysten über die Zahlen. Während das Unternehmen bei Gartner und PAC auf Platz sieben der am deutschen Markt aktiven IT-Dienstleister rangiert, mag ihm Lünendonk keinen Platz unter den ersten 25 zugestehen.

SIS schließlich wurde nach der Ausgliederung des Supportbereichs näher an den Siemens-Konzern geholt, und selbst die IBM hat sich hierzulande neu geordnet. Insgesamt drängt sich der Eindruck auf, dass die meisten großen Player - mit Ausnahme von Accenture und der Fiducia - derzeit ihre Kräfte mehr auf interne Prozesse konzentrieren, als sich um Neukunden zu bemühen.

Während die hiesigen Platzhirsche mit sich selbst beschäftigt sind, nutzen die globalen Konkurrenten die Gelegenheit, um sich durch Akquistionen in besetzten Märkten wie Deutschland über Unternehmen aus der zweiten Reihe einzukaufen, wie die Mehrheitsbeteiligung der japanischen NTT Data am bislang BMW-eigenen IT-Beratungshaus Cirquent (ehemals Softlab) demonstriert. Damit folgen NTT Data und deren Nachahmer einer Strategie, die Gartner schon vor Jahren voraussagte, die aber durch die Notwendigkeit des Aufbaus von Offshore-Kapazitäten verzögert wurde.