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Die besten Messenger für Linux im Vergleich

08.05.2022
Für das Smartphone sind Messenger meist unentbehrlich, auf dem PC-Desktop wären sie jedoch durch die bequemere Eingabe über die Tastatur besser bedienbar. Messenger-Apps gibt es auch für Linux-Desktopsysteme.
Auch in Linux müssen Sie nicht auf beliebte Messenger verzichten.
Auch in Linux müssen Sie nicht auf beliebte Messenger verzichten.
Foto: Lemonsoup14 - shutterstock.com

Messenger sind beliebt, weil sie eine schnelle und direkte Kommunikation ermöglichen. Der Nachteil: Für die meisten Messenger ist auch bei der Desktopnutzung ein Smartphone zwingend erforderlich. Außerdem ist man auf Software und Dienste des jeweiligen Anbieters festgelegt, die alle Teilnehmer nutzen müssen. Das führt fast zwangsläufig zu einer Monopolstellung, da jeder den Messenger verwendet, den auch die meisten Bekannten und Freunde einsetzen. Sicherheitsbedenken oder die Sorge um die Privatsphäre könnten jedoch einige Nutzer zum Wechsel des Messengers bewegen. Linux-Nutzern stehen alle verbreiteten Messenger zur Verfügung, teilweise als eigene Anwendung oder zumindest im Browser. Der Artikel stellt die wichtigsten Dienste vor und schätzt deren Sicherheit ein.

Messenger, Smartphones und Verschlüsselung

Die meisten Messenger müssen auf dem Smartphone installiert und mit der Telefonnummer verknüpft werden. Die Desktopanwendungen lassen sich danach über die App autorisieren. Der Messenger Element arbeitet unabhängig vom Smartphone und somit auch ohne Telefonnummer. Für Threema benötigt man zuerst die kostenpflichtige Smartphone-App, die Telefonnummer wird aber nicht verwendet.

Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gehört bei fast allen Messengern zum Standard. Eine Ausnahme ist Telegram, wo nur die Smartphone-App Ende-zu-Ende-Verschlüsselung beherrscht, die man überdies erst mit "Geheime Unterhaltung" aktivieren muss.

Bei Ende-zu-Ende-Verschlüsselung werden die Daten vom Client des Absenders verschlüsselt und können nur vom Empfänger entschlüsselt werden. Auf den Servern des Anbieters sind keine unverschlüsselten Daten gespeichert und können daher von fremden Personen nicht gelesen werden. Als sicher kann das Verfahren jedoch nur gelten, wenn in den Clients keine Hintertüren eingebaut sind. Das lässt sich letztlich nur prüfen, wenn der Quellcode der Software vorliegt. Für Whatsapp wurde kein Quellcode veröffentlicht, die anderen Anbieter geben den Quellcode des Clients, Element und Signal zusätzlich auch jenen des Servers frei.

Whatsapp: Besonders weit verbreitet

Messenger auf dem PC: Whatsapp und Whatsapp- Web müssen mit der Smartphone-App verknüpft werden. Dabei hilft ein QR-Code, den man auf dem Smartphone einscannt.
Messenger auf dem PC: Whatsapp und Whatsapp- Web müssen mit der Smartphone-App verknüpft werden. Dabei hilft ein QR-Code, den man auf dem Smartphone einscannt.

Whatsapp erfreut sich besonders hoher Nutzerzahlen. Die einfache Bedienung mag dazu beigetragen haben, aber wohl auch ein günstiger Zeitpunkt, an dem die Verbreitung von Smartphones wuchs und der Bedarf nach einem Ersatz für kostenpflichtige SMS entstand. Über die Smartphone-App kann man Nachrichten austauschen, Bilder oder Dokumente übermitteln, aber auch Audio- und Videotelefonate sind möglich. Linux-Nutzer können Whatsapp im Browser verwenden (Whatsapp-Web). Den angezeigten QR-Code muss man auf dem Smartphone über den Menüpunkt "Verknüpfte Geräte -› Gerät hinzufügen" einscannen.

Mit Whatsdesk gibt es auch ein inoffizielles eigenständiges Programm für Linux. Es lässt sich unter Ubuntu 20.04 im Terminal mit

sudo snap install whatsdesk

installieren. Whatsapp-Web und Whatsdesk unterstützen allerdings bisher nur Chatfunktionen, keine Audio- und Videotelefonie.

Telegram: Mehr als ein Messenger

Telegram lässt sich für Nachrichten an Einzelpersonen oder Gruppen verwenden. Man kann Bilder, Texte sowie Video- und Audiostreams in öffentlichen Gruppen bereitstellen, was aus Telegram dann eher ein soziales Netzwerk macht. Über die Smartphone-Apps sind Audio- und Videoanrufe möglich; die Desktopanwendungen unterstützen zur Zeit nur Audioanrufe und über den Webbrowser kann man nur chatten. Desktopanwendungen stehen für Windows und Mac-OS zur Verfügung, Linux-Nutzer können ein Snap- (Ubuntu) oder Flatpak-Paket (Linux Mint) verwenden.

Signal: Die quelloffene Alternative

Von Signal ist der Quellcode von Client- und Serversoftware verfügbar. Signal wird über Spenden finanziert, verfolgt keine kommerziellen Interessen und zeigt auch keine Werbung in den Programmen. Der Funktionsumfang von Signal ist auf jeder Plattform mit Whatsapp nahezu identisch, Chat sowie Audio- und Videoanrufe sind möglich. Signal wird für Android, iPhone/ iPad, Linux, Mac-OS und Windows angeboten. Eine Weboberfläche gibt es nicht. Der Desktopclient für Linux lässt sich aus dem Signal-Repository installieren. Die dafür erforderlichen Befehlszeilen kopieren Sie im Signal-Downloadbereich nach einem Klick auf "Signal für Linux - Debian-basierte Distributionen" in das Terminal.

Element: Auch mit eigenem Server

Element auf dem Desktop: Der Messenger funktioniert auch ohne Smartphone. Die Anmeldung erfolgt bei einem Server, den man auch selbst betreiben kann.
Element auf dem Desktop: Der Messenger funktioniert auch ohne Smartphone. Die Anmeldung erfolgt bei einem Server, den man auch selbst betreiben kann.

Element ist Open-Source-Software und der Quellcode ist unter https://github.com/vector-im verfügbar. Die Finanzierung erfolgt über kostenpflichtige Software und Dienste für Unternehmen. Element bietet Chat sowie Audio- und Videoanrufe auf allen unterstützten Plattformen. Die Anmeldung erfolgt in der Clientsoftware oder in der Weboberfläche über ein Konto bei https://matrix.org. Dafür ist nur eine E-Mail-Adresse erforderlich. Man kann den Messenger auch auf einem eigenen Server hosten. Element lässt sich ähnlich bedienen wie Whatsapp: Die Chats heißen hier "Direktnachrichten". Gruppen werden in privaten oder öffentlichen "Räumen" organisiert, was ähnlich wie bei Telegram funktioniert.

Threema: Sichere Software aus der Schweiz

Threema bietet die gleichen Funktionen wie Whatsapp. Die Smartphone-App kostet 3,99 Euro, wodurch sich das Schweizer Unternehmen finanziert.

Die Clientsoftware ist Open Source und kann von Sicherheitsexperten untersucht werden. Threema wirbt mit dem ausschließlichen Einsatz eigener Server und einem DSGVO-konformen Betrieb.

Die Software gibt es für alle gängigen Plattformen, Desktopclients für Linux werden als DEB- und RPM-Pakete bereitgestellt, außerdem ist ein Webclient verfügbar. Desktopclients werden über das Smartphone authentifiziert. Da statt der Telefonnummer eine eigene Threema-ID verwendet wird, bleibt die Messengernutzung anonym.

(PC-Welt)