Was Personalexperten raten

Die besten Gehalts- und Jobstrategien

26.11.2009
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

5. Ist Selbständigkeit lukrativer für IT-Profis?

Ein ausgebildeter Fachinformatiker und studierter Wirtschaftsinformatiker arbeitet in einem Systemhaus. Dort hat er auch Kontakt mit IT-Freiberuflern, die sein Arbeitgeber vermehrt einsetzt. Im Vergleich zu den Externen fühlte sich der angestellte IT-Profi unterbezahlt. Er überlegt sich, ob er sich nicht aus selbständig machen sollte.

Martin Schwalbe, Personalexperte von DV Ratio, antwortet: Betrachtet man den reinen monetären Aspekt, erscheint es erst einmal sehr verlockend und lukrativ, sich selbstständig zu machen. Aber: Selbst das trügt.

Martin Schwalbe, DV Ratio: Zum Freiberufler muss man geboren sein.
Martin Schwalbe, DV Ratio: Zum Freiberufler muss man geboren sein.

Doch lassen Sie uns kurz überlegen, was die Vorteile der Selbstständigkeit sind:

  1. Freie Einteilung Ihrer Arbeitzeit (soweit es der Auftraggeber zulässt).

  2. Sie können sich den Projekten/Tätigkeiten widmen, die Sie interessant finden und nicht denen die Ihr Arbeitgeber für notwenig erachtet (sofern Sie hierfür beauftragt werden).

  3. Sie lernen viele Menschen kennen.

  4. Sind gezwungen, kreativer zu sein.

Kommen wir zu Ihrem Hauptpunkt zurück. Der Stundensatz eines Freiberuflers erscheint auf den ersten Blick meist astronomisch hoch. Was dabei oft außer Acht gelassen wird, ist, dass sich auch große Nachteile und Risiken in der Selbstständigkeit ergeben können, welche man als Arbeitnehmer so nicht bzw. im geringeren Umfang hat:

  1. Krankheit: Sie sind als Arbeitnehmer immer krankenversichert. Sie können sich als Selbstständiger natürlich auch versichern, doch schmälert dies den so hoch erscheinenden Stundensatz.

  2. Kein Anschlussprojekt: Sie tragen das alleinige wirtschaftliche Risiko. Zeiten, in denen Sie kein Projekt haben oder nicht zu hundert Prozent ausgelastet sind, müssen Sie finanziell überbrücken.

  3. Heute hier, morgen dort: Sie müssen örtlich unabhängig werden. Gerade mit einer Familie, vielleicht sogar kleinen Kindern, ist dies nicht leicht darstellbar und stellt auch eine psychische Belastung dar.

  4. Ausgaben: Sie müssen natürlich noch Ihre Ausgaben gegen Ihren Stundensatz rechnen (Fahrtkosten, Unterbringung am Ort, Fort-/Weiterbildungskosten, Versicherungen,…) die Sie als Angestellter nicht haben

Sie sehen also, dass der Schein hier oft trügt und ein Freiberufler nicht unbedingt immer "mehr in der Tasche" haben oder glücklicher sein muss. Ich will Ihnen hiermit nicht den Mut nehmen, sich selbstständig zu machen, doch man muss sich auch die Risiken und Schattenseiten klar machen. Ich höre des Öfteren den Ausspruch: "Man muss zum Freelancer geboren sein!" Ob Sie das auch sind, müssen Sie selber entscheiden