Mehr Prozessor-Leistung fürs Geld

Die besten CPUs von Intel und AMD

03.07.2008
Von 
Michael Schmelzle ist seit 1997 Hardware-Redakteur der PC-WELT. Daneben verantwortet der Diplom-Biologe und Buchautor Projekte wie die Höllenmaschine und die PC-WELT-PCs.

Testsieger: Intel Core 2 Extreme QX9650

Intels 3-GHz-Vierkerner greift auf satte 12 MB L2-Cache zurück. Der bereits im fortschrittlichen 45-Nanometer-Verfahren produzierte Prozessor beherrscht zudem den zusätzlichen Befehlssatz SSE 4.1, der insbesondere Multimedia-Programme beschleunigen kann – sofern die Software den Befehlssatz auch ausnutzt, wie das etwa beim aktuellen Divx-Codec der Fall ist. Kaum zu glauben: Trotz der sehr hohen Taktrate geht der Core 2 Extreme QX9650 von allen gestesteten Prozessoren am effizientesten mit Strom um, wie unsere Verbrauchsmessung zeigte.

Stromverbrauch: Die Verlustleistung des Core 2 Extreme QX9650 gibt Intel mit heftigen 130 Watt an - nur das Spitzenmodell Core 2 Extreme QX9770 hat eine noch etwas höhere Leistungsaufnahme von 136 Watt. Wie unsere Strommessungen zeigen, ist der Energieverbrauch in der Praxis aber nicht so extrem, wie es die Thermal Design Power befürchten lässt. Bei eingeschaltetem Energiesparmodus verbrauchte das Testsystem des Core 2 Extreme QX9650 im Leerlauf lediglich 136 Watt und lag damit nur 7 Watt über dem sparsamen Doppelkerner Core 2 Duo E7200.

Aber auch der Vergleich mit AMDs Vierkern-Konkurrenz kann sich sehen lassen: Das Testsystem des 2,3-GHz-Vierkerner AMD Phenom X4 9600 genehmigte sich beispielsweise im Leerlauf bereits 162 Watt und damit gut 19 Prozent mehr Energie als Intels 3-GHz-Prozessor. Das galt auch für die Messung bei voller Auslastung aller vier Prozessorkerne: Mit 198 Watt verbrauchte die Testplattform des Core 2 Extreme QX9650 beispielsweise nur 77 Prozent der Energie, die das Testsystem des AMD Phenom X4 9600 benötigte (256 Watt). Im internen Vergleich schnitt der 3-GHz-Quad-Core ebenfalls gut ab: So verbrauchte die Testplattform des 2,4-GHz-Prozessors Core 2 Quad Q6600 mit 215 Watt fast 9 Prozent mehr Strom.

Exzellent ist die Energieeffizienz des QX9650: Mit 59,6 Punkten pro Watt setzte sich der Vierkerner an die Spitze aller bisher von uns getesteten Prozessoren. Zum Vergleich: Hausintern weit abgeschlagen waren beispielsweise der Core 2 Quad Q6600 mit 40,6 Punkten/Watt sowie der Core 2 Duo E7200 mit 35,5 Punkten/Watt. Noch nicht einmal halb so effizient gehen alle bisher getesteten AMD-CPUs mit Strom um, deren Energieeffizienz von 20 bis 29 Punkte/Watt variierte.

Ausstattung: Der Core 2 Extreme QX9650 darf auf reichlich Pufferspeicher zugreifen. Je Kern stehen 32 KB L1-Cache zur Verfügung. Hinzu kommt der gemeinsame 12 MB große L2-Cache. Der Funktionsumfang lässt keine Wünsche offen: Die 3-GHz-CPU unterstützt die Hardware-Virtualisierung Intel Virtualization Technology (IVT) und erlaubt via EM64T den Einsatz von 32- und 64-Bit-Betriebssysteme sowie die Sicherheitsfunktion Trusted Execution Techologie (TXT). Hinzu kommen alle zusätzlichen SSE-Befehlssätze bis hin zur Version 4.1 sowie der Schutz vor Angriffen durch einen Puffer-Überlauf (XD-Bit). Weitere Ausstattungsmerkmale sind der Überhitzungs-Schutz Thermal-Monitor 2 sowie die Energiesparfunktion Enhanced Intel Speedstep Technology (EIST) inklusive der Takt- und Spannungsregulierung Enhanced Halt State (C1E).

Rechenleistung: Alle Tests beendete der Core 2 Extreme QX9650 als zweitschnellste CPU - lediglich der Core 2 Extreme QX9770 mit 3,2 GHz war in der Spitze bis zu 8 Prozent schneller. Häufig konnte der Core 2 Extreme QX9650 jedoch recht gut mit Intels 3,2-GHz-Flaggschiff mithalten. So war er beispielsweise bei der Umwandlung einer Musik-CD ins MP3-Format unter iTunes mit 50 Sekunden nur zwei Sekunden langsamer. Signifikante Unterschiede ergaben sich nur bei Tests, die alle Prozessorkerne voll auslasten. So erreichte der QX9650 beim Rendering-Test von Cinebench 11810 Punkte und war damit 7 Prozent langsamer als der QX9770 (12690 Punkte).

Bei der Spieleleistung ergab sich ebenfalls ein messbarer Unterschied. So erzielte der Core 2 Extreme QX9650 etwa unter Crysis bei der 800er-Auflösung eine mittlere Bildrate von 130 Bildern pro Sekunde und war damit ebenfalls knapp 7 Prozent langsamer. Ein direkter Vergleich zur AMD-Konkurrenz verbietet sich angesichts des Preisniveaus - schließlich kostet der rund 765 Euro teure Prozessor gut vier Mal so viel wie AMDs Phenom X4 9850 Black Edition - derzeit der schnellste AMD-Vierkerner im Test.

Fazit: Die hohe Rechenleistung des Core 2 Extreme QX9650, gepaart mit seiner hervorragenden Energieeffizienz und der tadellosen Ausstattung lassen den 3-GHz-Vierkerner als Testsieger über den Zielstrich gehen. Fast 800 Euro für einen Desktop-Prozessor sind allerdings kein Pappenstiel, Sie sollten sich also genau überlegen, ob Sie die enorme Rechenleistung überhaupt abrufen können.

Alternativen: Sie wollen nicht so viel Geld für einen Prozessor mit vier Rechenkernen ausgeben. Dann empfehlen wir Ihnen die 150-Euro-CPU Intel Core 2 Quad Q6600. Sie brauchen noch mehr Rechenleistung, die Ihnen zudem einen unverhältnismäßig hohen Aufpreis wert ist. Dann kommt für Sie nur der derzeit schnellste Prozessor im Test in Frage: der Intel Core 2 Extreme QX9770 für knapp 1100 Euro.