"Heiliger Gral" der Musik

Die Beatles kommen in der Digitalität an

31.10.2008
Von pte pte
Bahnbrechend, sagen Beobachter - über den Umweg der Videospieleindustrie werden Beatles-Songs allmählich in die digitale Welt einsickern.

Der Videospielabteilung des US-Fernsehnetzwerks MTV Networks ist es gelungen, den "Heiligen Gral" der Musikindustrie zu knacken. Wie das "Wall Street Journal" unter Berufung auf eingeweihte Insiderquellen berichtet, ist Viacom, der Mutterkonzern von MTV, eine Übereinkunft mit der das Beatleserbe verwaltenden Apple Corporation eingegangen. Ziel der Kooperation ist die Klärung von Lizenzfragen für die Verwendung von Beatles-Songmaterial im Rahmen des für 20. November angekündigten Musikspiels "Rockband 2". Rund 40 Jahre, nachdem sich die britische Kultband aufgelöst hat, könnten somit erstmals musikalische Werke der "Fab Four" auf legalem Wege in digitaler Form veröffentlicht werden. Beatles-Fans warten nämlich noch bis zum heutigen Tag darauf, dass die Musik ihrer Lieblingsband endlich im digitalen Zeitalter ankommt.

Die Beatles werden interaktiv.
Die Beatles werden interaktiv.
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Obwohl Einzelheiten des Abkommens bisher nicht bekannt sind und die betroffenen Unternehmen dem "Wall Street Journal" zufolge eine konkrete Stellungnahme bislang ablehnten, sprechen Insider schon jetzt von einer "bahnbrechenden Übereinkunft". "Innerhalb der Videospielindustrie gehen bereits seit geraumer Zeit Gerüchte darüber um, dass MTV mit den Verwaltern des musikalischen Beatles-Erbes Gespräche suchen. Es deutet alles darauf hin, dass die beiden Gesprächspartner nun zu einer Entscheidung gekommen sind", erklärt etwa Colin Sebastian, Videospielanalyst bei der internationalen Investmentbank Lazard Capital Markets gegenüber "Cnet". Von Seiten MTVs gibt man sich diesbezüglich aber noch bedeckt. Das Unternehmen ließ lediglich wissen, dass man ein "exklusives Abkommen" mit der Apple Corp. über die "Entwicklung eines noch nie dagewesenen globalen Musikprojekts" eingegangen sei.

Laut Expertenmeinung wäre ein derartiger Deal sowohl für die Videospiel- als auch für die Musikindustrie von Vorteil. "Kooperationen mit der Videospielbranche können für Künstler und Labels um einiges lukrativer sein als alles, was man in dieser Hinsicht in der Musikbranche erreichen kann", stellte erst kürzlich Irving Azoff von der für die Rockband Aerosmith zuständigen Managementfirma Front Line Management gegenüber dem "Wall Street Journal" fest. Spiele wie "Rockband" und das Konkurrenzprodukt "Guitar Hero" böten Rechteinhabern die Möglichkeit, ihre Einkünfte um ein beträchtliches Maß zu steigern. Gleiches gilt aber auch für die Videospielbranche, für die Musikspiele mittlerweile zu einer wichtigen Einnahmequelle geworden sind. Laut dem US-Marktforschungsinstitut DFC Intelligence setzte die Branche im vergangenen Jahr alleine in den USA mehr als 1,2 Milliarden Dollar an Umsatz mit Musik- und Tanzspielen um.

Die enorme Popularität der Beatles dürfte wohl auch die Verkaufszahlen von "Rockband 2" in die Höhe treiben. Die Fan-Gemeinde der britischen Kultband aus den 60er-Jahren ist jedenfalls auch heute noch groß. "Nicht nur Ältere sind von der Band und ihrer Musik begeistert, sondern auch eine große Zahl jüngerer Menschen", betont Frank Seltier, Betreiber des Bavarian Beatles Store, auf Anfrage von pressetext. Gerade für diese jugendlichen Fans sei eine Abschließung des Digitalisierungsprozesses der Beatles-Musik ein wichtiger Schritt. "Ich glaube schon, dass dadurch die Verkaufszahlen angekurbelt werden können", meint Seltier abschließend. (pte)