Die Folge des internationalen Joint-ventures

Die AT&T-BT-Allianz schwächt Arcor und stärkt Viag Interkom

14.08.1998

Es dauerte nicht lange, bis der BT-Chef die Linie des Joint-ventures mit AT&T im deutschen Markt klärte. Nur wenige Tage, nachdem Peter Bonfield die internationale Kooperation mit AT&T unter Dach und Fach gebracht hatte, stärkte er der Viag Interkom den Rücken: Er bot dem Unternehmen die Vertriebsrechte für die Produkte des Joint-ventures in Deutschland an. BT ist derzeit mit 45 Prozent an Viag Interkom beteiligt und hat dem Münchner Carrier bereits intensive Anschubhilfe beim Aufbau einer Infrastruktur geleistet. "Wir gehen davon aus, daß die Verträge weiter Bestand haben", teilte ein Viag-Sprecher auf Anfrage der COMPUTERWOCHE mit.

Damit stellt sich zwangsläufig bei Mannesmann Arcor die Frage nach dem internationalen Anschluß. AT&T ist derzeit mit 15 Prozent am Arcor-Konsortium beteiligt, weitere 15 Prozent hält das Unisource-Bündnis, das wiederum von AT&T geführt wird. Doch der Partnerschaftsvertrag mit BT sieht vor, daß der US-Carrier seine internationalen Geflechte (in Europa Unisource, in Asien World Partners) verläßt. Ein Ausstieg bei Mannesmann Arcor ist bislang zwar noch nicht offiziell, doch Marktbeobachter rechnen damit.

Mannesmann bleibt gelassen

Mannesmann Arcor sieht dieser Entwicklung gelassen entgegen. Der Erfolg sei keineswegs gefährdet, meinte etwa ein Unternehmenssprecher. Auch die Deutsche Telekom, die mit France Télécom und Sprint die internationale Allianz "Global One" formt, sieht angesichts der neuen Konkurrenz keinen Handlungsbedarf. Der deutsche Carrier forderte jedoch die europäischen und US-Kartellbehörden auf, die BT-AT&T-Verflechtungen ebenso intensiv zu prüfen, wie sie es seinerzeit mit Global One gemacht haben.

Diesbezüglich erwarten die neuen Partner keine Probleme. BT und AT&T betreiben eigenen Angaben zufolge zur Zeit gemeinsam lediglich 20 Prozent der schnellen Transatlantik-Verbindungen. Beim IP-Verkehr spielen beide Unternehmen zudem eine eher untergeordnete Rolle, da ihre Infrastruktur zum Großteil auf herkömmlicher Vermittlungstechnik beruht.

Dort sehen die Marktbeobachter auch die hauptsächlichen Schwächen des Bündnisses. Wollen AT&T und BT die versprochenen Dienste anbieten (etwa integrierte Daten- und Sprachservices), müssen die Partner rasch ein paketvermittelndes IP-Netz errichten, das möglichst auf ATM-Technologie und einer offenen Architektur basiert.

Doch auch bei der internationalen Präsenz sehen die Analysten Nachholbedarf.

AT&Ts Beteiligungen an Unisource und World Partners sind hinfällig, und die BT-Allianz Concert wurde schon vor geraumer Zeit zur leeren Hülle, als der Partner MCI von Worldcom übernommen wurde. Damit fehlen dem Duo starke Partner in Lateinamerika und in Asien. Nun sollen jedoch den ehemaligen Verbündeten Gespräche angeboten werden, der AT&T-BT-Allianz beizutreten.