Die Anwender, das sind wir

16.02.1990

Mit der Vorstellung der Version 2.0 des Multitasking-Betriebssystems kommt zugegebenermaßen Leben in leistungsstarke 386- und Folge-Prozessoren. Erstmals

reizt ein OS/2-Betriebssystem die Möglichkeiten des Hochleistungs-Chips von Intel aus.

Doch ohne Hintergedanken wird schon seit langem in Redmond nichts mehr geplant und angepackt was OS/2 betrifft. So sollte man auch den Beistandspakt mit der texanischen Micrografx Inc. sehen. Deren Ideenschatz plündern zu dürfen um Windows-Applikationen auf OS/2 zu transportieren, scheint die eigentliche Nachricht zu sein.

Und wieder mal geht der Schuß gegen Unix: Peter Neupert, Senior General Manager für OS/2 bei Microsoft, hofft, daß mit dem Portierungs-Tools Anreize für viele Unix-Entwickler geschaffen werden, sich nun wieder OS/2-Applikationsentwicklungen zuzuwenden. So ganz nebenbei hofft Microsoft, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Einerseits könnte man sich die unbequeme Unix-Konkurrenz vielleicht etwas vom Hals schaffen. Andererseits legt man Fallstricke aus für Windows - inklusive Windows 3.0: Mit dem gleichen Look-and-Feel von DOS- und OS/2-0berfläche brauchte es also nur noch genügend Applikationen für Microsofts Wunschbetriebssystem. Schnappt der Anwender nach dem ausgelegten Köder, ist er auch schon auf OS/2 herübergezogen. Die Anwender aber sind wir. Und ob der Anwender anbeißt, ist fraglich.

PS: IBM schaltet derweil ganzseitige Anzeigen in deutschen Tageszeitungen, um ihre PS/2-Rechner zusammen mit AIX anzupreisen. jm