Dienstleistungsgedanke hat sich bei uns noch nicht durchgesetzt

Die Angst der Anwender vor der Abhängigkeit

12.09.1980

Im letzten Jahrzehnt hat sich der Markt für Timesharing-Service sehr schwierig gestaltet. Besonders Firmen US-amerikanischer Herkunft hatten mit ihrem Dienstleistungsangebot Probleme, das Vertrauen deutscher Unternehmer zu gewinnen. Das Angebot der "Computerleistung aus der Steckdose" wurde überdies durch die Konkurrenz der Minicomputer und Tischrechner blockiert. Welche Argumente für das Timesharing sprechen, beschreibt Rolf Spenkuch, General-Manager des TS-Anbieters Comshare AG Deutschland, Köln.

Nach wie vor ist wohl das wichtigste Argument für die Inanspruchnahme einer Timesharing-Dienstleistung, daß keine Investitionen erforderlich sind. Der Service wird nur nach in Anspruch genommener Leistung abgerechnet, ohne langfristige vertragliche Bindungen und irgendwelche Mindestgebühren. Selbst das erforderliche Terminal und die Datenübertragungseinrichtungen können auf Monatsbasis gemietet werden. Dadurch verringert sich das Risiko für eine Zusammenarbeit erheblich. Gleichzeitig ist gewährleistet, daß die Qualität der Dienstleistung konstant bleibt.

Ad-hoc-Wünsche des Finanzmanagements

Als Hauptanwendungsgebiet haben sich Bereiche herauskristallisiert, in denen direkter Zugriff und hohe Flexibilität wichtig sind. Entscheidungen etwa im Finanzbereich müssen schnell fallen und auf genauen Informationen basieren. Alternativen müssen bedacht und "Was-geschieht-Wenn"-Fragen berücksichtigt werden.

Diese Argumente sprechen für eine computerunterstützte Lösung. Es wäre jedoch nicht effizient, die eigene EDV mit derartigen Sonderwünschen zu belasten, weil die tägliche EDV-Routine durch die Ad-hoc-Wünsche des Finanzmanagements erheblich gestört wurde, was Ärger und Kosten verursacht. Regelmäßiges Berichtswesen erfüllt meist nicht die sporadisch auftretenden Informationsbedürfnisse, und das Zusammentragen von Daten aus großen Stapeln von EDV-Listen ist wohl jedem ein Greuel. Kleincomputer sind auch nicht in der Lage, dem Finanzmanagement ein gut zu benutzendes Instrumentarium zu bieten, es sei denn, es werden große Investitionen in die Software-Entwicklung gesteckt, was dann aber in keinem Verhältnis zur Häufigkeit der Anwendung steht.

Auch unter dem Aspekt der Geheimhaltung ist es wichtig, daß die Daten nicht durch zu viele Hände gehen, was dadurch erreicht wird, daß das verantwortliche Management direkt das Timesharing-Terminal bedient. Besonders im Bereich der Planung werden diese Vorteile geschätzt.

Überhaupt ist der Bereich der Planung ein ideales Feld für den Einsatz von Timesharing. Sich stetig verändernde Bedürfnisse und die Möglichkeit, verschiedene Methoden und Alternativen zu berücksichtigen, sind ideale Voraussetzungen für die optimale Nutzung eines Timesharing-Services.

Dies ist auch der Bereich in dem Timesharing-Service-Anbieter mit großen Wachstumsraten rechnen. Während im englischsprachigen Ausland der Einsatz von Planungsinstrumenten weit verbreitet ist, hat sich der deutsche Markt nur sehr zögernd dieser Hilfsmittel bedient. Ein Grund hierfür mag sein, daß der Dienstleistungsgedanke allgemein nur sehr schwer Einzug in deutsche Unternehmen findet. Vielfach ist die Angst vor einer eventuellen Abhängigkeit so groß, daß fast um jeden Preis Hard- und Software gekauft oder selbst entwickelt werden. Es zeichnet sich jedoch eine Entwicklung ab, daß immer mehr Unternehmen dazu übergehen für bestimmte Bereiche Timesharing-Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, weil das Preis-/Leistungs-Verhältnis günstiger ist und eine Abhängigkeit durch klare Vertragsvereinbarungen vermieden werden kann.