Board of Directors steht noch hinter dem Chairman

Die Aktionäre verstärken den Druck auf IBM-Chef John Akers

11.12.1992

ARMONK (CW) - Die IBM-Aktionäre werden ungeduldig. John Akers gerät unter immer größeren Erfolgsdruck (s. a. Kolumne und Seite 10).

Der IBM-Chef muß beweisen, daß die jüngste Restrukturierung des Unternehmens der richtige Schritt in Richtung auf mehr Profitabilität und Umsatzwachstum ist. Doch bisher bleiben positive Signale aus. Noch steht der Board of Directors allerdings hinter Akers.

Die Unterstützung der Nicht-IBMer im Board ist der wichtigste Faktor für Akers' weiteren Verbleib an der Spitze von Big Blue. Offenbar konnte er die 14 nicht der IBM angehörenden Männer des Kontrollgremiums davon überzeugen, daß er keine Schuld an der blauen Misere trägt, sondern daß die IBM Opfer einer industrieweiten Abvärtsbewegung ist. Den einflüßreichsten Vertreter der "Outsider", James Burke, ehemaliger Chef von Johnson & Johnson, hat der Chairman einem Bericht des "Wall Street Journal"

zufolge jedenfalls hinter sich.

"Ich wüßte nicht, wie ich jemanden außen oder innen finden könnte, der das (Akers Job, d. Red.) besser machen würde", erklärte Burke.

Die Aktionäre sehen das anders: Die "United Shareholders Association", eine einflußreiche Investorengruppe, betreibt Akers Ablösung. In einem Kampf um Stimmrechte versucht sie, genügend Anleger zu überzeugen, daß ein neuer Chairman das Ruder übernehmen sollte, der nicht aus den Reihen der IBM stammt. Außerdem steht die Reform von Big Blue ganz oben auf der Prioritätenliste des aktivsten institutionellen US-Anlegers, dem "California Public-Employee Retirement Systems" (Calpers), berichtet das "Wall Street Journal" weiter. Dale Hanson, Chef des Fonds, erklärte gegenüber dem Blatt: "Wenn Akers sagt, daß er nicht für das verantwortlich ist, was mit der IBM passiert, kann ich ihm nicht zustimmen." Er glaubt, daß IBM sich nicht mit so großen Überkapazitäten im schwindenden Mainframe-Geschäft herumschlagen müßte, wenn Akers sich mehr um die neuen Wachstumsmärkte gekümmert hätte.

Die Anleger haben den Glauben verloren

Der Chairman selbst ist davon überzeugt, angesichts des größten Tumults in der Geschichte der Computerindustrie das Bestmögliche getan zu haben: "Ich weiß nicht, ob irgendein anderer Industriezweig dieser Größenordnung in so kurzer Zeit so viele Veränderungen erfahren hat." Er vertritt die Ansicht, daß IBMs Schwierigkeiten aus diesen Veränderungen resultieren. Die weltweite Nachfrage nach Rechnern habe sehr stark nachgelassen, die Kunden wollten kleinere Rechner, die die Margen der Hersteller schmälerten, und die Technologie würde sich mit so halsbrecherischer Geschwindigkeit entwickeln, daß große Investitionsvorhaben praktisch über Nacht obsolet würden.

Nur glauben viele Aktionäre diese Geschichte nicht mehr. Sie veräußern ihre IBM-Papiere lieber und investieren in jüngere Unternehmen, die sich im PC-, Workstation-, Mikroprozessor- und Servicegeschäft tummeln - Märkte, die Big Blue zu lange vernachlässigt hat.