Test

Die Air Mouse lernt fliegen

17.03.2010
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mit der "Air Mouse Go Plus" hat Gyration eine Maus auf den Markt gebracht, die sich auf dem Tisch sowie freihändig in der Luft verwenden lässt.

Der Hersteller Gyration beziehungsweise die hinter der Marke stehende französische Firma Movea SA verspricht mit seiner Air Mouse Go Plus den Nutzern ein besonderes Interaktionserlebnis mit dem Computer. Das Eingabegerät soll sich für verschiedene Einsatzgebiete eignen: im professionellen Geschäftsalltag, bei Lehrveranstaltungen sowie im Home-Entertainment-Umfeld. Die COMPUTERWOCHE hat die Computermaus getestet.

Lieferumfang: Der Hersteller liefert seine Air Mouse inklusive Ladestation, Funkempfänger für einen USB-Port am Rechner sowie einer mehrsprachigen Kurzanleitung und Software-CD mit Treibern sowie Konfigurations-Tools aus. Die Anleitung erläutert kurz und übersichtlich, wie das Gerät in Betrieb zu nehmen ist. Insgesamt lässt der Lieferumfang damit keine Wünsche offen.

Foto: Gyration

Installation: Vor dem ersten Start muss der fest integrierte Akku der Air Mouse mindestens acht Stunden auf der mitgelieferten Ladestation aufgeladen werden. Die Installation selbst verläuft reibungslos: Der Funkempfänger wird an einen freien USB-Port des Rechners angeschlossen. Über einen Druck auf die Verbindungstasten am Empfänger sowie an der Unterseite der Maus wird eine Verbindung hergestellt. Der Computer erkennt und konfiguriert die Air Mouse automatisch. Auch die Installation der Software funktioniert ohne Probleme. Einziges Manko: Der USB-Funkempfänger fällt etwas klobig und breit aus. Bei eng nebeneinander liegenden USB-Anschlüssen blockiert der Stick möglicherweise einen benachbarten Port.

Technik: Die Air Mouse nimmt via Funkverbindung im 2,4-Gigahertz-Frequenzband Kontakt zum Rechner auf. Die Reichweite gibt der Hersteller mit 30 Metern an, die im Test auch erreicht wurde. Für eine Verbindung ist außerdem keine direkter Sichtkontakt zum Rechner nötig. Gyration verbaut in der Air Mouse einen fest integrierten Nickel-Metallhydrid-Akku (NiMH). Nutzer müssen also auf Reisen die Ladestation mitnehmen. Eine Akkuladung reicht im Durchschnitt etwa eine knappe Woche, bei intensiver Nutzung kann es jedoch sein, dass die Maus schon nach einem Tag wieder auf die Ladestation muss. Für den Tischbetrieb registriert ein Lasersensor die Mausbewegungen. Die Freihandnutzung basiert auf einem integrierten 3D-Bewegungssensor, der Winkel und Geschwindigkeit der Handbewegungen misst und diese in die entsprechende Cursor-Steuerung umsetzt.

Bedienung: Die Air Mouse bietet an der Oberseite fünf Tasten und ein Scrollrad sowie an der Unterseite eine weitere Taste, um den Flugmodus zu aktivieren. Das Eingabegerät ist symmetrisch aufgebaut und lässt sich somit von Rechts- und Linkshändern gleichermaßen bedienen. Der Hersteller hat seine Luftmaus auf den Freihandbetrieb hin optimiert. Das Gerät liegt gut in der Hand und vermittelt mit seiner gummierten Unterseite ein griffiges Bedienungsgefühl. Alle Tasten auf der Oberseite sind gut mit dem Daumen erreichbar. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede beim Druckpunkt: Während die beiden großen vorderen Maustasten leichtgängig aber auch etwas schwammig zu bedienen sind, müssen die Nutzer bei den drei mittleren Tasten deutlich mehr Kraft in den Tastendruck investieren. Mit der Einzeltaste an der Unterseite wird der 3D-Modus der Air Mouse aktiviert: Das funktioniert entweder durch kontinuierliches Drücken der Taste oder durch einen Doppelklick.

Foto: Gyration

Während die Air Mouse in der Luft durchaus eine gute Figur abgibt, macht das Eingabegerät wegen der schmalen und hohen Form auf dem Tisch einen eher wackligen Eindruck. Durch das schlanke Design eignet sich das Gerät außerdem in erster Linie für schlanke Hände. Nutzer mit großen Händen dürften dagegen Schwierigkeiten haben, die Maus richtig zu fassen. Das macht die Bedienung etwas gewöhnungsbedürftig. Durch die höhere Form müssen Nutzer die Bedienungshand etwas stärker abknicken, was zu Ermüdungserscheinungen führen kann. Außerdem fällt der Mausrücken etwas steiler ab als bei herkömmlichen Mäusen gewohnt, so dass man teilweise das Gefühl hat, abzurutschen beziehungsweise meint, die Maus gleitet nach vorne weg. Die etwas rutschige Oberfläche aus Hartplastik dient nicht dazu, die Griffigkeit im Tischbetrieb zu verbessern.

Software: Gyration legt seiner Flugmaus mit den "GyroTools" eine reichhaltige Werkzeugpalette bei, mit deren Hilfe Anwender das Eingabegerät konfigurieren und individuell an ihre Bedürfnisse anpassen können. Beispielsweise lassen sich die einzelnen Tasten per Drag and Drop von Icons mit unterschiedlichen Funktionen belegen. Dafür bietet die Software verschiedene Funktionspakete zum Beispiel aus den Bereichen Internet, Powerpoint und Media Player an. Anwender können zudem individuelle Profile für bestimmte Arbeitssituationen anlegen. Darüber hinaus bietet die Software weitere Möglichkeiten an, einzelne Funktionen schnell aufzurufen, beispielsweise durch das Schütteln der Air Mouse in einer bestimmten Richtung, oder das Ansteuern von bestimmten Bildschirmarealen in den Ecken und an den Randbereichen mit dem Cursor. Einziger Wermutstropfen: Die Software liegt lediglich in englischer Sprache vor.

Fazit: Die Air Mouse spielt ihre Stärken vor allem in der Luft aus und eignet sich in erster Linie für Anwender, die das Gerät freihändig beispielsweise für Präsentationen nutzen wollen. Für den reinen Tischbetrieb sollten Nutzer dagegen eher zu ergonomischeren Geräten greifen. Hier empfiehlt sich die Air Mouse bestenfalls als Zusatz- und nicht als Ersatzgerät. Die Software bietet eine breite Konfigurationspalette und lässt den Anwendern damit viele Möglichkeiten offen, die Maus für individuelle Einsatzbereiche zu konfigurieren. Grundsätzlich empfiehlt sich, das Gerät vor dem Kauf zu testen. Dabei können interessierte Nutzer prüfen, ob die Maus von der Form und den Funktionen für den geplanten Einsatz passt.

Zu haben ist die Air Mouse hierzulande unter anderem bei Medium. Der Hersteller Gyration empfiehlt einen Preis von 100 Euro. Zusätzlich lässt sich eine drahtlose Soft-Touch-Tastatur ordern. Das Paket aus Tastatur plus Maus kommt dann auf 150 Euro. Damit dürfte es die Gyration-Maus auf dem deutschen Markt allerdings schwer haben. Die vergleichbare "MX Air" von Logitech, die bereits seit längerem verfügbar und im Markt etabliert ist, können Anwender bereits ab etwa 65 Euro in Online-Shops kaufen.