Dem Burnout zuvorkommen

Die 120-Stunden-Arbeitswoche

15.08.2011
Von Andrea König

CIO: Wie aussagekräftig ist so ein Test?

Jacobsen: Ein solcher Test kann aber nur ein erster Indikator sein, für eine gesicherte Diagnose sollte immer ein Facharzt oder Psychologe hinzugezogen werden.

Worauf man während der Arbeit achten muss

CIO: Kann man selbst gegensteuern, wenn man betroffen ist?

In der Parkklinik der Heiligenfeld Kliniken gibt es eine Gruppe speziell für betroffene Führungskräfte.
In der Parkklinik der Heiligenfeld Kliniken gibt es eine Gruppe speziell für betroffene Führungskräfte.
Foto: Heiligenfeld Kliniken

Jacobsen: Es gibt da ganz unterschiedliche Erfahrungen. Viele Patienten kommen mit einer vier- bis siebenjährigen Vorgeschichte zu uns. Da bahnt sich ein schleichender, andauernder Überlastungsprozess über einen längeren Zeitraum an. Ob man dem gegensteuern kann, hängt sehr stark von der Selbstwahrnehmung und der Ehrlichkeit sich selbst gegenüber ab. Eine Überlastung an sich selber zu registrieren ist eine wesentliche Grundvoraussetzung dafür, mit entsprechenden Schritten gegensteuern zu können.

CIO: Was für Schritte sind das?

Jacobsen: Da gibt es kein Patentrezept, aber es gibt eine Reihe von Punkten, die man benennen kann. Wesentlich ist es zum Beispiel, im Alltag mehrmals täglich kleine Pausen zu machen. Es ist erwiesen, dass nach acht, neun oder zehn Stunden Arbeit die Aufmerksamkeit und Konzentration und damit auch die Leistungsfähigkeit sinken.

CIO: Worauf muss man noch während der Arbeit achten?

Jacobsen: Man sollte die Arbeit so organisieren, dass man möglichst längere Zeit unterbrechungsfrei an einer Aufgabe arbeiten kann und nicht immer wieder von einer Aufgabe zur nächsten zu springt. Dies erfordert auch eine Fähigkeit, Grenzen zu setzen und einen klaren Umgang mit "Ad Hoc-Anfragen" zu entwickeln. Hier ist also eine gute Selbstführungskompetenz erforderlich, die im Therapiekonzept der Heiligenfeld Kliniken eine zentrale Rolle einnimmt. Überlastungen lassen sich im IT-Bereich in der Regel aber nur schwer vermeiden. Deshalb sind IT-Experten wirklich gefordert, für arbeitsfreie Zeitfenster zu sorgen und darin Regenerationsquellen außerhalb der Arbeit zu finden.

CIO: Was kann das sein?

Jacobsen: Das kann zum Beispiel das Aktivieren oder Reaktivieren von sozialen Kontakten sein oder auch ein regelmäßiges Hobby. Hilfreich kann es zum Beispiel sein, ein bis zwei feste private Abendtermine in der Woche zu haben, etwa das Volleyballtraining am Mittwoch sollte dann genauso wichtig sein wie berufliche Termine. Alles was einem Spaß macht oder früher einmal Spaß gemacht hat, ist dazu geeignet. Solche aktiven positiven außerberuflichen Tätigkeiten helfen dabei, wieder ein Stück weit zu regenerieren. Auch Entspannungsübungen wie zum Beispiel autogenes Training, Yoga und Qi Gong können Regeneration wirksam unterstützen.