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Dicker Gewinn beschert Siemens Polster für Internet-Investitionen

28.04.2000
Halbjahresgewinn überrascht Analysten

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mit einem respektablen Ergebnis schloss der Siemens-Konzern Ende März das erste Halbjahr seines Geschäftsjahres 2000 ab. Ein Gutteil der Erlöse soll in Akquisitionen, ein Aktienrückkauf-Programm und den Ausbau der Internet-Stratgie fließen.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern wuchs im operativen Geschäft um 108 Prozent auf knapp 2,2 Milliarden Euro und lag damit klar über den Erwartungen der Finanzanalysten, die von einem 80prozentigen Gewinnwachstum ausgegangen waren. Nach Steuern belief sich der operative Profit auf 1,4 Milliarden Euro – ein Plus von 98 Prozent. Der hohe Zuwachs ist auch damit zu erklären, dass die Münchner im Vorjahr ein eher schwaches erstes Halbjahr bilanzierten und der Profit erst im vierten Quartal deutlich angezogen war.

Der Börsengang der Halbleiter-Tochter Infineon trug wesentlich dazu bei, dass die Zahlen in den abgelaufenen sechs Monaten unter dem Strich noch deutlich besser ausfielen. Das außerordentliche Ergebnis nach Steuern belief sich auf 4,6 Milliarden Euro, so dass insgesamt ein Konzernresultat nach Steuern von sechs Milliarden Euro ausgewiesen werden konnte – im Vorjahr waren es nur 700 Millionen Euro.

Den Umsatz steigerte Siemens im ersten Halbjahr um 13 Prozent von 31,3 auf 35,5 Milliarden Euro. Dabei weisen alle Geschäftsbereiche - auch die im Vorjahreszeitraum noch verlustreichen Sparten Siemens Business Services und Energieerzeugung (KWU) - zumindest vor Steuern und Zinsen positive Ergebnisse auf.

Mit dem verdienten Geld hat Siemens-Chef von Pierer große Pläne. Neben einem Aktienrückauf-Programm sind Akquisitionen von Firmen für den Bereich Information und Kommunikation sowie Prozessautomatisierung geplant. Außerdem will der Siemens-Chef jetzt das Internet-Geschäft mit "deutlich dreistelligen Millionenbeträgen" pro Jahr anschieben.

Ab dem 1. Mai sollen in einem sogenannten Center of E-Excellence alle Konzerntätigkeiten im E-Business, insbesondere der elektronische Materialeinkauf, gebündelt werden. Außerdem will von Pierer den Internet-Verkauf von Mobiltelefonen, sowie Hardware und Software vorantreiben.

Gut verdient hat nicht nur Siemens, sondern auch der ausgegründete Halbleitersektor Infineon, der vor wenigen Monaten an die Börse ging. In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres stieg der Umsatz vdes Chipproduzenten um 68 Prozent auf 3,07 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern belief sich auf 497 Millionen Euro, der Konzernübschuss auf 279 Millionen Euro gegenüber einem Minus von sechs Millionen Euro in der Vergleichsperiode des vergangenen Geschäftsjahres.

Trotz der guten Zahlen zeigte sich Infineon-Chef Ulrich Schumacher besorgt, da sein Unternehmen von großen Kapazitätsengpässen überrascht worden sei. Wolle Infineon keine Marktanteile verlieren, müsse man im großen Stil Bauteile zu hohen Kosten von anderen Herstellern beziehen. Schumacher vezichtete angesichts dieses Dilemmas auf eine Ertragsprognose.

Nach den erfreulichen Börsengängen von Infineon und dem Bauelemente-Hersteller Epcos will Siemens nun mit Unisphere eine weitere Tochtergesellschaft an die Börse bringen. Die US-Gesellschaft ist auf IP-basierte Netzwerklösungen spezialisiert und soll dem Münchner Konzern die nächsten außergewöhnlichen Einkünfte bescheren.