Probleme der IBM könnten auch Mitbewerber treffen:

Dicker Ärger mit 3380-Dünnfilmplatten

03.04.1981

STUTTGART (rs) - Bei der Konkurrenz scheint alles in Ordnung zu sein. Beim Marktführer vermutet sie Schwierigkeiten in der Dünnfilmtechnik. Zur Verzögerung der 3380-Platten (CW 13/81, Seite 1) hat IBM jetzt gegenüber der COMPUTERWOCHE eine Stellungnahme abgegeben.

Zu den Problemen teilen die Stuttgarter folgendes mit: "Die Erstauslieferung der Magnetplatteneinheit 3380 und der Magnetplattensteuereinheit 3880, Modelle 2 und 3, mußte leider verschoben werden. Die derzeit geplanten Liefertermine werden überarbeitet.

Während der intensiven Tests, denen jedes IBM-Produkt unterzogen wird, wurde ein technisches Problem festgestellt, das gelöst werden muß, bevor die Auslieferungen der Maschine an unsere Kunden beginnen können. Diesbezügliche Änderungen werden duchgeführt, und die Tests laufen weiter.

Basierend auf dem erfolgreichen Abschluß der Tests, die diese Änderungen beinhalten, erwarten wir, daß wir den Kunden die neu eingeplanten Liefertermine für die Magnetplatteneinheit 3880 im 3. Quartal '81 bekanntgeben können.

Die Erstauslieferung ist nunmehr für das 2. Quartal 1982 vorgesehen. Die geplanten Liefertermine der Einheiten mit Festkopfeinrichtung werden zu einem späteren Zeitpunkt festgesetzt. Wir bedauern die Verzögerung, fühlen uns jedoch verpflichtet, den Kunden ein Produkt mit hohem Qualitätsstandard zur Verfügung zu stellen."

Die Magnetspeicher-PCMs auf dem bundesdeutschen Markt zeigen sich gelassen. Lutz Dorn von der Memorex GmbH hat noch nichts von seiner US-Mutter gehört. Er geht davon aus, daß die Memorex-Termine eingehalten werden können. Auch bei NAS herrscht Ruhe, bestätigt ein Sprecher des Frankfurter Unternehmens. Seitens Hitachi, das die Platteneinheiten herstellt, sind keine Probleme bekannt.

"Voraussichtlich pünktlich" will Storage Technology (STC) mit den 3380-kompatiblen Platten auf den Markt kommen. "Nur wenn IBM den neuen Termin auch nicht halten kann", stichelt Ralf Lichtenstein, "liefert STC nicht. Erst wenn wir so eine Maschine haben, können wir sichergehen, daß unser Produkt auch wirklich kompatibel ist." Der ehemalige Marketing-Manager von STC und jetzige freie Mitarbeiter des Unternehmens vermutet die IBM-Probleme in der Dünnfilmtechnik selbst. Bei dem sehr geringen Abstand von Kopf und Platten spiele die Oberflächenbeschaffenheit eine große Rolle.

Krater unter Mikroskop

Bei der derzeitigen Technik werden magnetisierbare Partikel auf die Platte "aufgeschwemmt", wodurch, unter dem Elektronenmikroskop sichtbar eine "Kraterlandschaft" entsteht. Vermutungen eines Mit-PCM, IBMs Probleme könnten "irgendwie mit der Datentransferrate" zu tun haben, teilt Lichtenstein nicht. Eventuell gäbe es auch, spekuliert er, Probleme mit den Köpfen selbst.

Den nächsten Schritt in der Plattenspeicher-Technologie, reine Metalloberflächen zu verwenden, werde IBM jetzt aber noch nicht gehen. Die Produktion sei noch sehr teuer und der Produktionsablauf stecke ohnehin noch in den Kinderschuhen.

"Planmäßig" will nach Aussage von Marketing-Manager Hans Barthelme Control Data seine Platteneinheiten fertig haben. Auch er vermutet Probleme im Kopf/Platte-Verhältnis der IBMer. Dem BASF-Pressesprecher Günter Mallmann ist von seiten seines Plattenlieferers gleichfalls keine Verzögerung bekannt.

Marktanalysten verweisen laut VWD darauf, daß die Verzögerung bei der IBM einige Unternehmens hindern könnte, ihre Computer-Kapazitäten zu erweitern.

Mit der Einführung neuer Modelle sei IBM ebenso wie die Konkurrenten offenbar abgeneigt, die Kapazitäten älterer Baureihen zu erweitern. Die Kunden müßten, so Beobachter, bis zu zwei Jahre warten, um Speichereinheiten des Typs 3350 vom IBM zu erhalten. Das gleiche gelte für Geräte der Storage Technology Corp., der Memorex Corp., Control Data Corp. und anderer Hersteller, die IBM-kompatible Speichereinheiten produzieren.

Das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage sei, so David Stein von der Gartner Group, größer denn je, und die Situationen könnte sich infolge der verzögerten Einführung des neuen IBM-Modells weiter verschlechtern. Nach den Worten Steins sei es möglich, daß einige Kunden den Kauf neuer IBM-Computer so lange zurückstellen, bis neue Peripherie-Geräte verfügbar seien und sich dies negativ auf das lBM-Geschäftsergebnis auswirken könnte.