Berliner Kraft- und Licht-AG:

Dezentralisierung mit HP-Tischrechnern

02.09.1977

BERLIN - Um die Arbeit einer Fachabteilung zu rationalisieren, entschied sich die Berliner Kraft- und List-AG für eine außergewöhnliche dezentrale Lösung: Statt - wie vielerorts üblich - intelligente Terminals oder MDT-Anlagen einzusetzen, gaben die Berliner

programmierbaren, wissenschaftlichen Tischrechnern den Vorzug. Das Elektrizitätsunternehmen versorgt insgesamt rund 1,2 Millionen Verbraucher mit Energie, darunter zirka 100 000 gewerbliche Kunden mit verbrauchsabhängiger Tarifgestaltung.

Während die 1,1 Millionen Kleinabnehmer schon seit längerer Zeit von einem zentralen Großrechnersystem, einer Univac 1108, "bearbeitet" wurden, erfolgte die Erfassung der gewerblichen Abnehmer noch "von Hand": Routinemäßige Überwachung und Bestandsaufnahme des Energieverbrauches der einzelnen Abnehmer sorgten dafür, daß bei Änderung der Abnahmemenge eine Umstufung des Kunden in die entsprechende Tarifgruppe erfolgte. Die Umstellung auf EDV sollte hier in erster Linie eine Verbesserung und Beschleunigung des Überwachungsverfahrens bringen.

Die Entscheidung zugunsten einer dezentralen Lösung hatte mehrere Gründe. Einmal sollten der gute Kontakt zu den Kunden sowie die erforderliche Flexibilität erhalten bleiben, "zum anderen wäre der Großrechner für diese Aufgabe zu schwerfällig gewesen", argumentiert Wolfgang Jablonski, Organisator bei der BEWAG. "Außerdem", so Jablonski weiter, "war es aus Gründen der Mitarbeiter-Motivation vorteilhafter, die Verantwortung für die DV in die Fachabteilung zu verlegen.

Daß sich die Berliner jetzt gerade für drei in Basic programmierbare Tischrechner des Typs 9830 A von Hewlett Packard entschieden, hatte vor allem historische Gründe: "Vor einigen Jahren realisierten wir eine kleinere Anwendung mit einem Modell 9830 A, weil es damals nichts Vergleichbares auf dem Markt gab. Die guten Erfahrungen mit diesem Rechner und dem Service ermutigten uns, für die geplante Rationalisierung ebenfalls diese HP-Modelle einzusetzen", begründet Jablonski. "Außerdem legten wir großen Wert auf einfache Bedienung und eine leicht zu erlernende Programmiersprache", so Wolfgang Jablonski weiter, "denn in der betreffenden Fachabteilung gab es keine EDV-Spezialisten; mehrere Mitarbeiter mußten für Bedienung und Programmierung der Tischrechner geschult werden. Die Sachbearbeiter taten sich anfangs zwar schwer, doch nachdem der Groschen dann gefallen war, hatten die Leute die Geräte im Griff und konnten schließlich auch selbst kleinere Programme schreiben", berichtet der BEWAG-Organisator.

Nach dreimonatiger Vorbereitungszeit, einem halben Jahr für Organisation und Programmerstellung sowie einem vierwöchigen Probelauf konnten die Rechner voll in Betrieb genommen werden und arbeiten seither nach Jablonskis Worten zur vollsten Zufriedenheit.

Die Konfiguration umfaßt insgesamt zwei HP 9830 A mit je 4 KB Kernspeicher, einen HP 9830 A mit 8 KB und angeschlossenem Plattenspeicher als DFÜ-Station zum Großrechner sowie einen Schnelldrucker HP 9881. Kosten der Investitionen inklusive Hardware und Softwareentwicklung: zirka 300 000 Mark.

Nach den guten Erfahrungen mit diesem Projekt stellten die Berliner anschließend auch gleich die Abrechnung von rund 3500 Groß- und Sonderkunden auf EDV um. Sie orderten hierfür drei HP 9830 B, drei Plattenspeicher HP 9880 B, zwei Schnelldrucker sowie drei Datensichtgeräte. Diese Rationalisierungsstufe kostete insgesamt eine Million Mark inklusive Hard- und Software.