Didas gibt Midicomputern im Kampf gegen aufkommende Mikros die schlechteren Chancen:

Dezentrale Mini-Zentraleinheiten als Ausweg

16.10.1981

HAAR (je) - Nicht das Vergrößern der Wortlängen beispielsweise von 16 auf 32 Bit ist der Ausweg, der den Minicomputer-Herstellern bei ihrer Flucht vor den Mikros empfohlen werden kann, sondern das Umschalten auf ein neuartiges Master-Slave-Konzept in Verbindung mit einem ebenfalls neuen Multiuser-/Multitask-/Multiprozessor-/Timesharing-Betriebssystem. Dieser Auffassung ist die Digital Data System (Didas) GmbH, Haar bei München, und will dies auf der SYSTEMS unter Beweis stellen.

"Überrennt der Mikrocomputer den 16-Bit-Mini?" Diese Frage stellt Didas rhetorisch und antwortet: "Noch schrecken viele Anwender vor dem Umsteigen auf die billigeren Mikros zurück, weil dann der umfangreiche Softwarefundus ihrer Minisysteme nicht mehr genutzt werden könnte." Hersteller - so Didas weiter in der Beschreibung der Situation - beschreiten auf ihrer Suche nach Alternativen zwangsläufig den Ausweg "nach oben", also zu "Midicomputern" solchen Minis, die sich meist durch größere Wortlängen auszeichnen.

Anpassungsschwelle

Midis haben nach Beschreibung von Didas größere Arbeitsspeicher und komplexe Zentraleinheiten, die häufig aus vielen Mikroprozessoren zusammengesetzt sind. In aller Regel können dann auf diesen Midis die Programmpakete der Vorgänger-Minis eingesetzt werden. Wolle man jedoch die gewonnene größere Rechnerleistung auch optimal nutzen, so seien vielfach erhebliche Softwareentwicklungen notwendig, die zum ohnehin hohen Anschaffungspreis der neuen Hardware hinzugerechnet werden müßten.

Weil dies so ist, rechnet Didas sich für sein neues " S " - System - es kommt in diesen Tagen frisch getestet aus Amerika herüber - gute Chancen aus. Wie schon die bisherigen B-Modelle emuliert auch die S-Serie den Befehlssatz des Nova-Minicomputers von Data General. Die Rechnerleistung wird jedoch nicht durch eine neuentwickelte Zentraleinheit mit größerem Arbeitsspeicher-Adreßbereich, sondern durch eine neuartige Multiprozessorstruktur erreicht, in der die einzelnen Prozessoren angeblich alle wesentlichen Nova-Eigenschaften beibehalten.

Richtlinienkompetenz

Der Hauptrechner (Master-CPU) eines S-Systems korrespondiert über eine Verteilerlogik (Multiple Computer Adapter) mit mehreren Nebenrechnern (Slave-CPUs), die jeweils eine komplette Zentraleinheit mit 129 KB Arbeitsspeicher darstellen. Die wichtigsten Aufgaben des "Masters" sind die Überwachung des internen Kommunikationsflusses und die Verteilung der Daten von externen Massenspeichern und der übrigen Peripherie auf die "Slaves".

Als "Seele des S-Systems und das eigentlich Kreative daran" bezeichnet Didas das Betriebssystem VMOS (Virtual Memory Operating System), das mittels einer virtuellen Speicherverwaltungstechnik die Beschränkungen im Adressierungsvolumen den 16-Bit-Rechner praktisch aufhebe. Jeder "Slave"-Rechner arbeitet dennoch mit seinem eigenen VMOS-Untersystem. Der Master-Rechner koordiniert diese Untersysteme und stellt die Verbindung zu den Benutzern her.

VMOS ist nach Darstellung von Didas ein echtes Multiuser-/Multitask-/Multiprozessor-/Timesharing-Betriebssystem, das es mehreren Benutzern gleichzeitig ermöglicht, mit unterschiedlichen Programmsprachen zu arbeiten. Die wichtigsten verfügbaren Sprachprozessoren sind Fortran IV, Cobol (ANSI 1974 mit Erweiterungen), Basic (ANSI 1975 mit Erweiterung) für interpretativen oder Compilerbetrieb und Pascal (UCSD mit Erweiterungen), teilt Didas mit.

"Einmalige Software-Kompatibilität"

Daneben stehe ein komfortabler Zeilen-Editor und Asgol, ein an Algol- und Assembler-Elementen zusammengesetzter Compiler für stukturierte Programmierung, zur Verfügung. Alle Prozessoren, heißt es, verwenden die gleichen Dateistrukturen Damit sei es möglich, daß in verschiedenen Sprachen geschriebene wenderprogramme auf gemeinsame Datensätze zugreifen könnten.

Als Vorteile des VMOS-Betriebssystems auf der S-Serie nennt Didas: Die Anschaffungskosten der Hardware sind nur wenig höher als die der alten Mini-Hardware; die vorhandenen Programmpakete könnten praktisch ohne Änderungen weiter benutzt werden, und der Einsatz verschiedener Prozessoren schaffte eine einmalige Software-Kompatibilität. Damit, glaubt Didas, eröffnen sich neue Anwenderbereiche, wie etwa die Ingenieurbüros, die nunmehr auf der gleichen Anlage und zur gleichen Zeit technische Probleme in Pascal oder Fortran auf und kaufmännische Aufgaben in Cobol oder Basic bewältigen können.

Auch über die Preisgestaltung hat Didas schon erste Vorstellungen mitzuteilen: Ausgehend davon, daß das "nackte" Betriebssystem in den USA 2000 und jeder Sprachprozessor zusätzliche 1000 Dollar kostet, glaubt man hierzulande mit runden 10 000 Mark für Betriebsystem und Sprachen richtig zu liegen. Hardwareseits ist der Preis für die Master-CPU (128 KB) noch nicht bekannt; die Zusatzplatine mit zwei Slaves á 128 KB kostet "drüben" 5000 Dollar.

Informationen: Didas Digital System GmbH, Münchener Str./Dreier-Haus, Postfach: 1243, 8013 Haar bei München, Telefon: 089/ 46 40 61.

Auf der SYSTEMS: Halle 2, Stand 2655.