Development-Programme ermöglichen internationale WeiterbiIdung:Bausteine für Topmanager-Karrieren

02.05.1986

KÖLN - Das Development-Programm als Karrierebaustein ist "in". Auf dem internationalen Weiterbildungsmarkt für Manager erfährt diese Exekutive-Education nicht nur in den USA, sondern gerade auch in Europa einen regelrechten Boom. Dies belegt zumindest eine Dokumentation des Instituts für Berufs- und Ausbildungsplanung (iba) in Köln, als dessen Leiter der Kölner Unternehmensberater Joerg E. Staufenbiel verantwortlich zeichnet, und der eine Skizze dieser Management-Seminare gibt.

Der Bedarf nach Management-Weiterbildung wurde vor allem durch folgende Entwicklungen stimuliert:

- Grundlegende Innovationen, insbesondere die Computerisierung der Arbeitswelt, haben zu veränderten Aufgaben- und Unternehmensstrukturen geführt und damit auch das Anforderungsprofil an Führungskräfte beeinflußt; erwähnt seien hier zum Beispiel die Entwicklung und Anwendung neuer unternehmensstrategischer Konzepte oder Mitarbeiterführungsmodelle.

- Internationalisierung und Globalisierung der Märkte bei gleichzeitig gestiegenem Wettbewerbsdruck erfordern eine Ausweitung des "Blicks" auf wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Gegebenheiten außerhalb der eigenen Landesgrenzen.

- Der gesellschaftliche Wertewandel, nicht nur bezogen auf die Unternehmensumwelt, sondern vor allem im Selbstverständnis der Mitarbeiter (einschließlich der Führungskräfte), verlangt nach individuellen Konzepten der Mitarbeiterförderung und Personalentwicklung.

Das Programmangebot bei Executive-Education läßt sich in die zwei Kategorien "General Management Programs" und "Functional Management Programs" einteilen, wenngleich die Übergänge teilweise fließend sind. "Functional"-Management-Programme werden vorwiegend von Führungskräften der mittleren Ebene besucht, während sich die Teilnehmer der "General Management Programs" vor allem aus Führungskräften der oberen und obersten Ebene zusammensetzen.

Ein Blick auf die Referenzlisten der Management-Institute zeigt, daß von deutscher Seite vor allem internationale Großunternehmen und Großbanken sowie bekannte Markenartikler vertreten sind. Deutsche Unternehmen entsenden dabei vorzugsweise Führungskräfte des oberen Managements, die als Kandidaten mit Potential für eine größere Führungsaufgabe im In- oder Ausland identifiziert wurden.

Functional-Management-Programme setzen den Schwerpunkt auf einzelne betriebliche Funktionsbereiche, ohne allerdings auch hier den Bezug zu vernachlässigen. Das Gros der Programme widmet sich folgende Themengebieten:

- Finance & Accounting, International Finance;

- Human Resource Management;

- Computers and Information Systems;

- Marketing;

- Operations and Manufacturing;

- Transportation and Logistics;

- Research & Development, Technology.

Functional-Management-Seminare dauern durchweg zwischen ein und zwei Wochen und bewegen sich kostenmäßig zwischen 2000 und zirka 6000 US-Dollar.

Das Themenspektrum von General-Management-Programmen umfaßt durchweg folgende Gebiete, wenngleich mit unterschiedlicher Gewichtung:

- Strategic Management/Strategy Formulation and Business Implementation/Business Policy;

- Organizational Behavior and Human Resource Development, Industrial Relations;

- Economics and Business Environment/The external Environment of the Enterprise;

- Accounting and Financial Management/Control;

- Marketing and Operations Management;

- Managerial Decision Making.

Wesentlich stärker unterscheiden sich die Programm-Kategorien hingegen durch ihre Dauer (zwischen 3 und 16 Wochen), die angewandten Lehrmethoden, die Teilnehmerstruktur und nicht zuletzt durch die Kosten.

Die Teilnehmerstruktur der Programme ist vor allem durch Internationalität gekennzeichnet. Altersmäßig bewegen sich die Kandidaten zwischen Anfang 30 und Mitte 50 das Durchschnittsalter liegt vielfach in die 40 Jahre. Die Klassenstärke ist größenteils auf 40 bis 50 Kandidaten begrenzt, kann allerdings auch bis zu 100 Teilnehmer erreichen.

Unterrichtssprache ist durchweg Englisch, lediglich das INSEAD in Fontainebleau bietet alternative Kurse in Französisch an.

Das Repertoire an Lehrmethoden reicht über Fallstudien, Planspiele und Computersimulationen, Projektarbeit, Workshops mit Gruppenarbeit, Seminardiskussionen, Einzelstudium bis hin zu der traditionellen Form des Vortrags und der Vorlesung, den sogenannten "lectures".

Während zum Beispiel Harvard extensiven Gebrauch von der Fallmethode macht, präferiert Stanford hingegen eine ausgewogene Mischung von case studies, Vorträgen und Seminardiskussion, Workshops und Gruppenarbeit. Für die europäischen Anbieter wie INSEAD, IMEDE, IMI und auch das USW gilt ebenfalls eine ausgewogene Methodenvielfalt.

Gemeinsam ist jedoch allen Programmen, daß das Erfahrungsspektrum der Teilnehmer, ihr Input und ihre aktive Mitwirkung wesentlicher Programmbestandteile sind.

Den Nutzen von Management-Development-Programmen sehen ehemalige Teilnehmer bei weitem nicht nur in der Wissensauffrischung und "Wissensinjektion". Reflektion und neue Denkanstöße, das Aufbrechen einer eventuell entwickelten Betriebsblindheit durch den Gesprächs- und Gedankenaustausch mit Teilnehmern aus anderen Ländern und anderen Branchen, das Knüpfen neuer Kontakte und nicht zuletzt der intensive und gehobene Gebrauch der englischen Sprache sind weitere "Nutzenkriterien". Vieles davon läßt sich unter dem Stichwort Persönlichkeitsentwicklung subsumieren.

Wie bei MBA-Absolventen werden auch die Teilnehmer von ExecutiveProgrammen in die bestehende Alumni-Organisation, das "old boys network", aufgenommen. Damit wird der Austausch über die Dauer des Seminars hinaus gefördert.

Ein weiteres Novum für die deutschen Seminarteilnehmer ist die Einbeziehung der Ehepartner ("spouse program") gegen Ende des Weiterbildungsprogramms.

Die Kosten für ein General-Management-Programm bewegen sich je nach Dauer und Institution zwischen zirka 5000 und über 22 000 US-Dollar inklusive Unterkunft und Verpflegung. In Euorpa liegen die Programmkosten umgerechnet zwischen 20 000 und über 40 000 Mark .

Die Gründe für diese stattlichen Gebühren liegen zum einen in den angewandten Lehrmethoden und zum anderen im Lehrpersonal. Die Konstruktion von Fallstudien, die Entwicklung von Planspielen einschließlich Computer-Simulationen und die Arbeit in Kleingruppen sind äußerst zeit- und kostenaufwendig. Zudem stehen den Teilnehmern hochqualifizierte Dozenten aus Wissenschaft und Praxis nahezu rund um die Uhr zur Verfügung. Der Einsatz solcher Lehrmethoden, verbunden mit einem lernfreudigen Klima, bringt damit auch zwangsläufig eine beachtliche Lerneffizienz hervor.

Im Zuge einer wirtschaftlichen Entwicklung, die langfristig weniger hochspezialisierte Fachkräfte als überwiegend den Typ des "General Managers" in der Führungsspitze fordert, werden Kenntnisse über internationale Entwicklungen und technologische, ökonomische und ökologische Zusammenhänge zunehmend wichtiger.