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Developerworks: Wladawsky-Berger predigt Grid

10.05.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - IBMs Chefstratege Irving Wladawsky-Berger will das Internet zu einer Rechenplattform entwickeln: Grid Computing heisst das Schlagwort, das in Zukunft auch Unternehmen ungeahnte Möglichkeiten bieten soll. Was heute nur akademischen Zirkeln vorbehalten ist, soll nach IBMs Meinung morgen auch den Unternehmen zugute kommen: Rechenintensive Aufgaben werden nicht mehr von den eigenen Servern erledigt, sondern von Rechenressourcen, die irgendwo im Internet ihre Dienste anbieten. Was den Entwicklern dazu bislang fehlt, sind Services, mit denen auf die Ressourcen im Internet zugegriffen wird. Big Blues Lösung dazu: Virtualisierung der Infrastruktur.

Wladawsky-Berger stellt sich darunter einen "layer of service request interfaces" vor, gegen den die Softwareentwickler programmieren. Die anderen Aufgaben - Verwaltung der Anfrage, Routing durch das Internet etc. - könnten die Hersteller und Service-Provider übernehmen. Allerdings müssten sich die Hersteller auf einen einheitlichen Zugriffsmechanismus für die Ressourcen im Internet einigen, forderte Wladawsky-Berger auf der "Developerworks Live Conference" in San Francisco. Die akademische Grid-Gemeinde "Globus International Internet Research Organization" hat bereits Protokolle entwickelt, um auf Dienste zuzugreifen und Rechenleistung oder Datenbanken im Netz aufzuspüren.

Nun gehe es darum, die Grid-Protokolle mit den Web-Services-Protokollen kompatibel zu machen. Erst damit würden Unternehmen in die Lage versetzt, die neue Art des Ressourcen-Sharings zu nutzen. IBM selbst steuert die "Open Grid Services Architecture" (OGSA) bei, die auf XML, WSDL, Soap und UDDI basiert. Im kommenden Jahr soll das neue "Globus Toolkit" fertig sein, das diese Integrationsarbeit leistet.

Unternehmen sollten sich mit dem Grid-Gedanken langsam anfreunden und etwa mit der Einrichtung von "Intragrids" erste Versuche starten. Zum Sammeln von Erfahrungen würden sich rechenintensive Aufgaben wie Finanzanalysen eignen. Dazu gibt es bereits Protokolle, mit denen sich solche Arbeiten auf viele Rechner verteilen ließen. Eine andere Aufgabe für Grid Computing im Unternehmen könnte die Replizierung von Daten sein, die sich über viele Standorte verteilen ließen und so mehr Sicherheit brächten. (kk)