Durchschnittsalter und Frauenanteil in der DV deutlich gestiegen

Deutschlands Datenverarbeiter kommen langsam in die Jahre

16.03.1990

MÜNCHEN (gs) - Jetzt ist es offiziell: Die Datenverarbeitung ist kein Kinderspiel. Mit einem Durchschnittsalter von 36 Jahren zählen Computerfachleute höchstens noch zur reiferen Jugend. Neben den Älteren konnten auch die Frauen ihre Position ausbauen: Bereits jeder fünfte DV-Spezialist ist eine DV-Spezialistin.

52 Jahre ist es her, daß Konrad Zuse den ersten Computer baute. Mit ihrem Arbeitsgerät kommen jetzt langsam auch die Datenverarbeiter in die Jahre. Bei den Herren der Schöpfung, die hier etwa 81 Prozent der Stellen besetzen, stieg nach einem Bericht des Diebold Management Reports seit 1978 das Durchschnittsalter von 34 auf 37 Jahre und liegt damit nur noch um ein Jahr unter dem aller erwerbstätigen Männer. Nach dem kräftigen Anstieg der Arbeitslosenquote in den letzten Jahren (siehe COMPUTERWOCHE Nr. 33 vom 11. August 1989) ist dies ein weiteres Indiz für eine langsame Normalisierung des DV-Arbeitsmarktes.

Nahezu unverändert blieb das Durchschnittsalter bei den Frauen der Branche, deren Anteil in den vergangenen zehn ,Jahren von 13 auf 19 Prozent anstieg: Damals wie heute liegt es knapp unter 32 Jahren. Die stärkste Altersgruppe ist hier die der 29jährigen; bei den Männern sind es die 31jährigen.

Die meisten sind zwischen 25 und 40

Bedeutet dieser Anstieg des Durchschnittsalters, daß die Befürchtungen älterer DV-Leute, abgeschoben zu werden, unbegründet sind? Keineswegs, denn das Gros der Beschäftigten etwa 60 Prozent - liegt derzeit in der Altersgruppe zwischen 25 und 40.

In erster Linie hat das - für eine Branche, die so stolz auf ihre Jugendlichkeit ist - ziemlich hohe Durchschnittsalter damit zu tun, daß relativ wenig wirklich Junge in ihr beschäftigt sind. Während die Altersgruppe der bis 20jährigen bei allen Arbeitnehmern in der Bundesrepublik mehr als neun Prozent ausmacht, sind es in der Datenverarbeitung gerade eben 1, 25 Prozent. Bei den Älteren kehrt sich das Bild um: Nur etwas mehr als 28 Prozent der DV-Leute (gegenüber 37 Prozent aller Beschäftigten) sind älter als 40 Jahre. Über 50 sind in der DV gerade noch sechs Prozent. Im allgemeinen Durchschnitt sind es immer noch über 14 Prozent.

Zum großen Teil hat diese Verteilung natürlich damit zu tun, daß die absolute Zahl der in der DV Beschäftigten in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat. Trotz des verhältnismäßig hohen Einstiegsalters von derzeit 30 Jahren bleibt der Anteil der Älteren damit relativ niedrig und die Berufsgruppe als ganzes noch halbwegs jugendlich.

Akademikeranteil hat sich mehr als verdoppelt

Immerhin ist fast die Hälfte der männlichen Datenverarbeiter, nämlich 45 Prozent, erst im Lauf der Letzten zehn Jahre in dieses Berufsfeld eingestiegen. Bei den Frauen beträgt der Anteil der Neuen sogar zwei Drittel. Diese Neueinsteiger sind im Schnitt nicht nur 13 Jahre jünger als die Altgedienten, sie sind auch wesentlich höher qualifiziert: Bei den Männern kamen fast 40 Prozent von der Hochschule. Eine vergleichbare Ausbildung können von denjenigen, die seit mehr als zehn Jahren in der Datenverarbeitung zu Hause sind, gerade 18 Prozent aufweisen.

Frauen haben hier noch wesentlich schlechtere Voraussetzungen: Von den "Oldtimern" unter ihnen haben nur magere sieben Prozent eine Hochschule absolviert, von den Aussteigerinnen gar nur fünf Prozent. Die vergangenen Jahre brachten allerdings auch hier einen Qualitätssprung: Von denen, die in den letzten zehn Jahren neu einstiegen in die DV, waren bereits mehr als 27 Prozent Hochschulabsolventinnen.

Die Abwanderung war demgegenüber relativ gering: Sie betrug fünf Prozent bei den Männern und zwei Prozent bei den Frauen.

Das durchschnittliche Ausstiegsalter lag bei 57 beziehungsweise 63 Jahren. Bei den Männern beginnt der Ausstieg mit 45 Jahren und verteilt sich recht gleichmäßig auf die folgenden Altersgruppen.

Die Zahl der Älteren wird in den nächsten Jahren weiter steigen - und sei es allein deshalb, weil in den Computerberufen nach wie vor großer Mangel an qualifizierten Arbeitskräften herrscht.

Um die Erfahrungen mit älteren Mitarbeitern, die es hier, wie der Diebold Report anmerkt, noch kaum gibt, wird die Industrie wohl nicht herumkommen. Daß sie nicht unbedingt negativ sein müssen, zeigt , die Erfahrung in anderen Bereichen.

Die Alten haben auch ihre guten Seiten

Trotz ihrer etwas überholten Ausbildung, der meist geringeren Flexibilität im Denken und Handeln sowie einer geringeren Belastbarkeit sind, wie es in dem Report weiter heißt, die Älteren aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung oft kompetenter und eher fähig, Dinge in die richtigen Zusammenhänge zu stellen, dazu seien sie ruhiger, kooperativer und eher geneigt, ihrem Unternehmen die Treue zu halten.