Deutschland hat den Outsourcing-Blues

08.07.2005
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Dieses und weitere Beispiele (JP Morgan versetzt IBM, Selfridges gibt Capgemini den Laufpass) führten in den USA bereits zu Spekulationen über einen bevorstehenden Insourcing-Trend. Gegenüber dem Brancheninformationsdienst "Global IT Service Report" warnt Varun Grover, Outsourcing- und IT-Serviceexperte und Professor an der Clemson University, vor starren Auslagerungsverträgen, die Firmen in ihrer Wettbewerbsfähigkeit behindern können. "Die Unternehmen suchen permanent nach Marktlücken und müssen schnell auf neue Chancen reagieren. Das geht nicht, wenn Änderungen in der Infrastruktur nur über externe und mehrstufige Genehmigungsverfahren erfolgen können", mahnt der Professor.

Das alles schafft ein Klima, in dem neue Abkommen kaum gedeihen können. "Unterm Strich gibt es zu viele Unternehmen mit schlechten Erfahrungen, und das ist weder für die Kunden noch für die Anbieter und den Markt gut", bestätigt Frank Dzierzon, Geschäftsführer der Clearview Consulting GmbH, Frankfurt am Main, die zurückhaltende Stimmung in deutschen Firmen. "Die Unzufriedenheit hat sich verbreitet, weil es viel mehr Unternehmen mit laufenden Auslagerungsprojekten gibt."

Auf die Geschäftsaussichten deutscher IT-Dienstleister hat sich die schlechte Stimmung bislang nicht niedergeschlagen. Die Marktforscher von PAC halten an ihren Prognosen für den IT-Outsourcing-Markt fest. Im Jahr 2004 legten ihren Berechnungen zufolge die Einnahmen mit Auslagerungsdiensten um neun Prozent zu, 2005 rechnen sie mit zwölf Prozent Wachstum - an eine Korrektur dieser Daten ist nicht gedacht. Die steigenden Einnahmen gehen zum Teil aber auf die Groß-Deals des vergangenen Jahres zurück, die sich erst jetzt auf die Umsatzzahlen der Anbieter auswirken. "Ich sehe keinen Trend bei den Anwendern, sich vom Outsourcing abzuwenden", wehrt Leclerque Spekulationen über einen Markteinbruch ab. "Es gibt eine Zurückhaltung seitens der Anbieter, neue Offerten insbesondere im BPO-Markt zu entwickeln. Einige Dienstleister waren zuletzt mit sich selbst beschäftigt."