VDMA und ZVEI kritisieren Zustand der hiesigen DV-Industrie

Deutschland faellt im Rennen um die Infogesellschaft zurueck

22.03.1996

Bereits 1995 habe der Gesamtmarkt um sieben Prozent zugelegt. Der Bereich Kommunikationstechnik ging um zwei Prozent von 16,2 auf 15,9 Milliarden Mark zurueck. Die Telekommunikationsdienste legten hingegen um rund acht Prozent von 64,5 auf 70 Milliarden Mark zu.

Um den Weg in die Informationsgesellschaft zu sichern, muesse der Liberalisierungsfahrplan fuer die Telekommunikationsmaerkte allerdings wie geplant vorangetrieben werden. Die Empfehlungen des Berichts der Bundesregierung "Info 2000" seien zuegig umzusetzen.

Harms sagte, der deutsche Gesamtmarkt fuer buero- und informationstechnische Hardware, Software und Dienstleistungen habe 1995 um 8,3 Prozent zugelegt und ein Volumen von gut 80 Milliarden Mark erreicht.

Treibende Kraft sei im vergangenen Jahr die Hardware gewesen. Dieser Marktsektor habe um 11,3 Prozent von 31 auf 34,6 Milliarden Mark zugelegt. Fuer 1996 werde mit einem Marktwachstum von neun Prozent auf 38 Milliarden Mark gerechnet.

Der Softwaremarkt wachse stabil um acht bis neun Prozent pro Jahr. Das Volumen von 18,8 Milliarden Mark im vergangenen Jahr werde, so die Erwartungen von VDMA und ZVEI, auf 20,5 Milliarden Mark anwachsen.

Die Umsaetze mit informationstechnischen Dienstleistungen haetten im vergangenen Jahr ein Volumen von 22,4 Miliarden Mark erreicht. Bis 1997 duerfte dieser Wert auf knapp 25 Milliarden Mark steigen.

Der deutsche Telekommunikationsmarkt expandierte, so Harms weiter, 1995 um knapp 6,5 Prozent von 80,7 auf 85,9 Milliarden Mark. Nahmen allerdings die Umsaetze mit Telekommunikationsdiensten um rund acht Prozent auf 70 Milliarden Mark zu, so verzeichnete die Kommunikationstechnik einen Rueckgang von etwa zwei Prozent.

Harms beklagte, dass Deutschland im internationalen Vergleich hinter andere Nationen zurueckfalle. Zwar weise das Land eine gut ausgebaute Netzinfrastruktur auf. Bei der Verbreitung leistungsfaehiger Endgeraete schneide die Bundesrepublik etwa im Vergleich zu den USA aber ziemlich schlecht ab: Kaemen in den Vereinigten Staaten auf 100 Einwohner 48 PCs, seien dies in Deutschland nur halb so viele.

Jeder fuenfte US-Haushalt besass 1995 ein Modem, in Deutschland nutzt bislang nur einer von 25 Haushalten diese Moeglichkeit. 0,4 Internet-Direktanschluessen pro 100 Einwohner hierzulande stehen immerhin 1,7 in den USA gegenueber.

Fuer den Rueckstand machte Harms auch eine Grundhaltung verantwortlich, in deren Folge die Risiken von Techniken oft staerker gewichtet wuerden als ihre Chancen. Dies zeige sich etwa an der nur schleppend anlaufenden Bildungsoffensive. Bereits im vergangenen Herbst habe der VDMA/ZVEI auf die Maengel in der Lehrerausbildung, in den Lehrplaenen und auf die desolate Ausstattung der Schulen aufmerksam gemacht. Die Lehrergewerkschaft habe jedoch keinen Handlungsbedarf gesehen.

In den USA nutzten 1993 bereits zirka 61 Prozent der 50 Millionen Schueler einen Computer im Unterricht. In Kalifornien hatten bis Ende 1995 alle 12 000 Schulen einen Internet-Zugang. Waehrend zudem Praesident Clinton ein Zwei-Milliarden-Dollar-Programm ankuendigte, mit dem alle amerikanischen Schulraeume mit Rechnern und Internet- Zugang ausgestattet werden sollen, beschraenke man sich in Deutschland auf Pilotvorhaben.

Die Kritik des Verbandes ist offensichtlich auf offene Ohren gestossen: Bundesforschungsminister Juergen Ruettgers (CDU) kuendigte anlaesslich der Eroeffnung der CeBIT eine Initiative zur besseren Ausbildung von Lehrern und Schuelern in den Informationstechnologien an. Gemeinsam mit der Telekom wolle er zudem ein Projekt "Schulen ans Netz" starten. Hierzu werde ein gemeinnuetziger Verein gegruendet, an dem sich neben Bund, Laendern und der Telekom auch Hard- und Softwarehersteller beteiligen koennen. Ruettgers will innerhalb kurzer Zeit 10000 Schulen an die Datenautobahnen anklinken.