SaaS

Deutscher Markt für Business-Software on Demand nimmt Gestalt an

22.05.2009
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany
Noch dominieren amerikanische Firmen wie Salesforce.com den Markt für Software-as-a-Service (SaaS). Doch immer mehr deutsche Anbieter wie Sage, Lexware, Myfactory.com, Actindo, SoftM, CSS und Collmex legen Mietlösungen auf. Die Angebote reichen von CRM-Software über ERP-Systeme bis hin zu Ergänzungen von bestehenden Geschäftsapplikationen.

Software über das Internet zu nutzen, statt sie auf eigenen Servern zu installieren, entwickelt sich langsam zum Trend. Das meinen zumindest die Anbieter von Software-as-a-Service, kurz SaaS. Einer Erhebung der Marktforscher von Gartner zufolge planen fast 90 Prozent der Unternehmen eine gleich bleibende oder stärkere Nutzung von Software as a Service (SaaS). Als Gründe dafür geben sie Kosteneffizienz sowie die Einfachheit und Geschwindigkeit der Anwendungen an. Die Studie nennt als Haupttreiber für die Verbreitung von SaaS den Austausch bestehender Anwendungen sowie die Einführung von neuen Internet-basierenden Applikationen. Gartner hatte hierzu rund 260 Firmen in acht Ländern befragt.

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Bei SaaS-Angeboten läuft die Anwendungssoftware in einem Rechenzentrum, der Nutzer benötigt einen Web-Browser und einen Internet-Zugang. Neben international aktiven Herstellern im Markt für Geschäftsapplikationen wie Oracle, Rightnow, Netsuite, Sugar CRM und Salesforce.com etablieren sich immer mehr Angebote von deutschen Unternehmen.

Software-as-a-Service ist keine Revolution der IT, sondern ein anderes Distributionsmodell von Programmen. Der Kunde zahlt für die Nutzung der Software sowie für die Bereitstellung der zum Betrieb erforderlichen Infrastruktur. Beides überlässt der Anbieter dem Mieter als Dienstleistung gegen Gebühr.

Welche geschäftliche Software ist SaaS-tauglich?

Nicht jede Art von Anwendungssoftware eignet sich für SaaS. Nach den Worten von Peter Dewald, Chef von Sage Software aus Frankfurt am Main, sind solche Produkte dafür prädestiniert, die:

  • sich gut standardisieren lassen;

  • keine umfangreiche kundenspezifischen Anpassungen erfordern;

  • keine allzu tiefe Integration in bestehende IT-Systeme des Anwenders voraussetzen.

Aus diesem Grund zählten Anwendungen für die Vertriebssteuerung als Teil des Kundenbeziehungs-Managements (Customer-Relationship-Management, kurz CRM) zu den ersten SaaS-Angeboten. Allen voran hat Salesforce.com diesen Markt geprägt. Mittlerweile tummeln sich andere Softwarehersteller in dem Segment, vermehrt auch deutsche Firmen. Sage etwa ist mit der Mietsoftware "Sagecrm.com" vertreten. Ein weiterer deutscher Anbieter ist die CAS Software AG ("CAS PIA"), und auch SAP bietet eine Mietvariante von "SAP CRM" feil.

ERP-Komplettpakete zur Miete

Doch nicht nur CRM-Produkte werden vermietet. Der ERP- und Rechnungswesenanbieter SoftM etwa hat in Zusammenarbeit mit IBM ein Mietmodell für die Java-basierende ERP-Software "Semiramis" aufgelegt. Mit IBM kooperiert auch der Rechnungswesen- und Controlling-Spezialist CSS, der ein SaaS-System auf Grundlage der "eGECKO"-Lösung entwickelt hat. Ein ERP-Komplettpaket zur Miete hat auch die AP AG im Angebot. Grundlage dafür ist das .NET-gestützte "APplus".

Als einer der ersten ERP-Spezialisten in Europa hatte 2007 myfactory International eine SaaS-Variante der hauseigenen Software auf den Markt gebracht. Das Paket soll kleine und mittelständische Betriebe ansprechen. Die Lösung "myfactory.com" deckt dem Anbieter zufolge neben der Finanzbuchhaltung, Warenwirtschaft und Vertrieb auch die Produktionsplanung das Personalwesen ab. Ein ERP-Komplettpaket entwickelt auch SAP mit Business ByDesign. Noch ist aber unklar, wann das Produkt marktreif ist.

Mietsoftware bietet den Vorteil, dass Release-Wechsel zentral im Rechenzentrum des Anbieters erfolgen, so dass nicht jeder einzelne Anwender ein Update einspielen muss, wie es bei herkömmlicher Software der Fall ist.

SaaS für neue Kundengruppen

SaaS-Lösungen eignen sich auch dort, wo das Internet ohnehin eine zentrale Rolle spielt. Neben Webshops trifft dies auch auf Programme für den elektronischen Einkauf zu. Onventis aus Stuttgart etwa vermarktet Funktionen ("Tradecore SRM"), mit denen Unternehmen Lieferanten auswählen und bewerten sowie Bestelltransaktionen ("E-Procurement") abwickeln können.

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Firmen wie CAS, CSS, SoftM und Sage erwirtschaften ihren Umsatz vornehmlich mit dem Verkauf von Softwarelizenzen. SaaS sehen sie als Ergänzungsgeschäft an. Die Mietangebote sollen neue Kundengruppen ansprechen, meist kleinere Firmen.

Neben diesen Softwarehäusern gibt es SaaS-Spezialisten, die wie Salesforce.com ausschließlich Mietlösungen vermarkten. Collmex beispielsweise wendet sich mit "ERP On Demand" an kleine Unternehmen, Freiberufler, Händler, Vereine und Handwerker. Mit dem "Collmex Komplettpaket" etwa sollen Unternehmen ihre Buchhaltung, Warenwirtschaft und den Verkauf erledigen können, ohne dafür Software zu installieren.

Ein weiterer SaaS-Player, Actindo, offeriert Webshop-Funktionen zur Miete. Darüber hinaus bietet die Firma ERP-Software an. Aus einer Reihe von Modulen kann sich der Anwender die gewünschte Umgebung zusammenstellen. Darunter befindet sich neben den ERP-Standardkomponenten für Warenwirtschaft und Buchhaltung auch ein Archiv für Dokumente, eine Zeiterfassung sowie ein Fahrtenbuch.