Bitkom-Prognose für 2012/2013

Deutscher ITK-Markt wächst kräftig

19.10.2012
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Der Bitkom hat seine Prognose für den ITK-Markt deutlich angehoben. Statt einem Plus von 1,6 Prozent rechnet der Verband nun mit einem Wachstum von 2,8 Prozent auf ein Gesamtvolumen von 152 Milliarden Euro.
Dieter Kempf, Bitkom-Präsident
Dieter Kempf, Bitkom-Präsident
Foto: Bitkom

Bitkom-Präsident Dieter Kempf zog eine positive Herbstbilanz für die deutsche ITK-Branche: "Die vielen Innovationen von neuen Tablet-Computern bis hin zu Smart Grids sorgen für eine starke Nachfrage im ITK-Markt. Privatverbraucher und Industrie investieren derzeit vermehrt in neue Geräte und Lösungen." Zudem wirke sich der positive Trend im Kreis der Bitkom-Unternehmen günstig auf die Gesamtkonjunktur aus.

IT-Sektor bleibt Wachstumstreiber

Auf Grundlage einer Markteinschätzung des European Information Technology Observatory (EITO) rechnet der Verband im laufenden Jahr mit einem Wachstum von 2,8 Prozent auf ein Gesamtvolumen von 152 Milliarden Euro. Im Frühjahr war die Prognose mit 1,6 Prozent noch deutlich vorsichtiger ausgefallen. Der kleinere Wachstumsmotor ist derzeit die Informationstechnik, die um 2,3 Prozent auf 72,8 Milliarden Euro zulegen kann. Hier boomen vor allem der Softwaremarkt, der um 4,4 Prozent auf 16,9 Milliarden Euro wachsen soll, und die Nachfrage nach IT-Services, die laut Bitkom-Prognose um 2,1 Prozent auf 34,9 Milliarden Euro steigt. Der Hardwaremarkt wächst mit voraussichtlich 1,1 Prozent auf 20,9 Milliarden Euro.

Smartphones helfen dem TK-Markt

Für die Telekommunikationsbranche wird für 2012 sogar ein Wachstum von 3,4 Prozent auf 66,4 Milliarden Euro erwartet. Positiv hebt der Verband die starke Nachfrage nach Smartphones hervor. Der Umsatz mit diesen Geräten soll im laufenden Jahr um 45,7 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro zulegen. Bei den Telekommunikationsdiensten sei die Entwicklung wie schon in der Vergangenheit uneinheitlich. Während das Geschäft mit mobilen Datendiensten um 13 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro zulegen könne, gehe der Umsatz mit mobilen Gesprächen um vier Prozent auf 12,8 Milliarden Euro zurück. Das Geschäft mit Sprachdiensten im Festnetz reduziere sich sogar um 7,5 Prozent auf 11,3 Milliarden Euro. Das neben IT und TK dritte Segment, die Unterhaltungselektronik, soll laut Bitkom in diesem Jahr um 2,3 Prozent auf 12,9 Milliarden Euro wachsen.

10.000 neue Stellen

Angesichts der guten Prognosen erwarten die Bitkom-Verantwortlichen auch positive Impulse für den Arbeitsmarkt. Nachdem bereits 2011 die Zahl der in der ITK-Branche beschäftigten Personen im Vergleich zum Vorjahr um 3,6 Prozent auf 876.000 gestiegen war, rechnet der Verband auch für 2012 mit weiteren Neueinstellungen. Demnach soll die Zahl der Beschäftigten um 1,2 Prozent auf dann 886.000 Beschäftigte steigen. "Die ITK-Branche stabilisiert nicht nur die Konjunktur, sie gibt auch dem Arbeitsmarkt zusätzliche Impulse", betonte Kempf.

Kritik an Rahmenbedingungen

Auch im kommenden Jahr müssten steigende Umsätze in neue Stellen umgesetzt werden, forderte der Bitkom-Präsident. Der Verband rechnet für 2013 mit einem Wachstum der Branche von 1,6 Prozent auf 154,3 Milliarden Euro. Dazu mahnt Kempf allerdings "attraktive Rahmenbedingungen am Technologiestandort Deutschland und ein leistungsfähiges Bildungswesen, das den Nachwuchs auf Berufswege in der IT vorbereitet", an. Hier sieht der Bitkom weiterhin Defizite.

Demnach hat mehr als die Hälfte der Unternehmen Probleme, geeignete Fachkräfte zu finden. Außerdem fühlten sich 43 Prozent der Firmen durch die politischen Rahmenbedingungen in ihren Geschäften behindert. Zu Jahresbeginn war es knapp ein Drittel. Zudem verschlechtere sich offenbar die Finanzierungssituation. Fast jedes fünfte Unternehmen klagte über einen schwierigeren Zugang zu Krediten, zu Jahresbeginn war es nicht einmal jede zehnte Firma. (mhr)