Deutscher IT-Servicemarkt wächst um fünf Prozent

21.06.2007
Die Experten von Gartner sehen die hiesige Branche auf einem "sehr guten Weg".

Das Umsatzvolumen des deutschen IT-Servicemarkts wird den Analysten von Gartner zufolge in diesem Jahr um 5,4 Prozent auf 33,59 Milliarden Euro zulegen (2006: 31,86 Milliarden Euro). Damit bleibt der deutsche Markt der zweitgrößte in Europa nach Großbritannien (60,11 Milliarden Euro). Auch den neuesten Berechnungen des Ifo-Instituts zufolge entwickelt sich das Geschäftsklima trotz eines leichten Rückgangs immer noch insgesamt erfreulich.

Ingesamt prognostizieren die Analysten für die Branche eine durchschnittliche jährliche Zuwachsrate von 5,3 Prozent für den Zeitraum von 2005 bis 2010. "Der deutsche IT-Servicemarkt ist insgesamt auf einem sehr guten Weg", fasst Michael von Uechtritz und Steinkirch, Market Research Director bei Gartner, zusammen. Hauptgründe seien die ökonomische Erholung und der Drang der hiesigen Anwender zu Innovation und Modernisierung bestehender IT-Strukturen.

Auch europäische Direktiven wie Sepa (Single Euro Payment Area), die den europaweit einheitlichen bargeldlosen Zahlungsverkehr zum Ziel hat, sowie europäische Innovationsprogramme beeinflussten den lokalen Markt. Ein Wachstumstreiber sei vor allem die IT-Beratung. Dieses Segment soll in diesem Jahr um 5,5 Prozent auf 2,05 Milliarden zulegen.

Marktführer in Deutschland ist nach wie vor T-Systems. Die Telekom-Tochter erzielte 2006 einen Umsatz von 2.263 Millionen Euro. Auf den Plätzen zwei und drei folgen IBM mit 1.556 Millionen und Siemens SIS (ehemals SBS) mit 1.358 Millionen Euro.

Laut Gartner hat der deutsche IT-Servicemarkt seine speziellen Eigenheiten. So währten Geschäftsbeziehungen hierzulande im Schnitt zehn bis zwölf Jahre und damit länger als in den angelsächsischen Ländern. Zudem sei die Zeitwahrnehmung um bis zu 35 Prozent höher als zum Beispiel in den USA. Dies bedeute, dass IT-Projekte in Deutschland wesentlich länger dauerten, was intensive Bindungen zwischen Anwendern und Dienstleistern zur Folge habe.

Ein weiteres Merkmal des hiesigen IT-Servicemarkts: Große Anbieter sind auf wenige Branchen spezialisiert – etwa T-Systems auf den Automotive-Bereich oder IBM auf die Finanzbranche. Außerdem beobachten die Experten, dass der Wettbewerb um die T-Budgets großer Unternehmen hierzulande besonders hart ist. Grundsätzlich sei der Bedarf an globalen, extern erbrachten IT-Services höher als in vielen anderen Ländern.

Während die Bereitschaft für das Auslagern von Dienstleistungen steigt, ist die Skepsis gegenüber Offshoring nach wie vor groß. "Heimische IT-Dienstleister mit Lieferkapazitäten nach Osteuropa, etwa Polen, haben in dieser Hinsicht zur Zeit bessere Chancen, große Aufträge an Land zu ziehen", so Analyst von Uechtritz und Steinkirch.

Für die Anbieter bietet vor allem der Mittelstand noch viel Potenzial. Auch mit innovativen Ansätzen können die IT-Dienstleister hierzulande punkten. "Deutsche Unternehmen sind entgegen der öffentlichen Wahrnehmung sehr innovationsgetrieben, und zwar nicht nur die Großen", hat der Gartner-Experte beobachtet. "Innovationsorientierte IT-Serviceanbieter, die ein bis zur Forschungsebene reichendes Verständnis in bestimmten Branchen aufweisen und darauf aufbauend vertikale Lösungen anbieten, werden gute Chancen haben, Marktanteile zu gewinnen."

Ein Trend ist laut Gartner zudem die immer stärkere Verbindung von wirtschaftlichen und technischen Zusammenhängen. CIOs und IT-Abteilungen müssten verstärkt den wirklichen Geschäftsnutzen einer Dienstleistung in Betracht ziehen. "Die Unternehmen sollten nicht nur auf die Kosten schauen, wenn sie sich für IT-Services entscheiden", empfiehlt Roger Albrecht, Managing Vice President und Head of Consulting Germany bei Gartner. "Auf den ersten Blick billigere Anbieter können sich auf lange Sicht als die teurere Wahl erweisen. CIOs sollten hier mehr wie CEOs denken und strategische und gesamtwirtschaftliche Aspekte bei ihren Entscheidungen berücksichtigen."

Extrem wichtig sei auch die Wahl des richtigen Dienstleisters. Die Geschäftsmodelle der Anbieter änderten sich rapide. Dabei kristallisiere sich eine Zweiteilung heraus: Auf der einen Seite gibt es Anbieter mit sehr stark angepassten Kundenlösungen, das andere Lager bemüht sich dagegen darum, die Leistungserbringung zu standardisieren und zu industrialisieren. "Je klarer die Anwender wissen und auch formulieren können, für welches konkrete Geschäftsproblem sie welche IT-Dienstleistung und insbesondere welchen Mehrwert erwarten, umso leichter finden sie den passenden Lieferanten", so Albrecht. "Die Frage nach Investitionen in Innovationsthemen kann hierbei ein guter Anfang sein." (sp)