KfW-ifo-Mittelstandsbarometer

Deutsche Unternehmen stellen wieder kräftig ein

03.11.2010
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.
Die Stimmung der mittelständischen Firmen in Deutschland ist positiv. Selten war sie quer durch alle Unternehmensgrößen so gut wie zurzeit. Dies belegt das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer.

Laut KfW-ifo-Mittelstandsbarometer verbesserte sich im Oktober das Geschäftsklima im Mittelstand, der zentrale Indikator des Barometers, um beachtliche 4,0 Zähler auf 23,2 Saldenpunkte. Damit machte dieser Indikator nicht nur den Rückgang aus dem Vormonat mehr als wett, sondern erreicht zugleich auch den höchsten Stand seit rund dreieinhalb Jahren.

Optimistischer Blick in die Zukunft

Während der abermalige Anstieg bei den Lagebeurteilung im Rahmen der Erwartungen liegt (+2,6 Zähler auf 28,3 Saldenpunkte), ist die Entwicklung der Geschäftserwartungen im Mittelstand für die kommenden sechs Monate eine faustdicke positive Überraschung: Diese ziehen um 5,3 Zähler beziehungsweise dem Zweieinhalbfachen einer durchschnittlichen Monatsveränderung auf 17,7 Saldenpunkte an und egalisieren damit die Rückgänge in den beiden Monaten davor. Dass sich der deutsche Mittelstand auch von den drohenden globalen Belastungen aus der schwachen US-Konjunktur, der leichten Abkühlung in Asien, den ungelösten Strukturproblemen in der Europeripherie sowie der absehbar restriktiven Fiskalpolitik nicht beeindrucken lässt, spricht für sein ausgeprägtes Selbstbewusstsein.

Solides Niveau in der deutschen Wirtschaft

Doch nicht nur im Mittelstand ist die Stimmung ausgezeichnet, sondern auch bei den großen Unternehmen. Hier hat sich der Aufwärtstrend des Geschäftsklimas seit Februar ununterbrochen fortgesetzt. Deshalb genügt eine nochmalige eher moderate Verbesserung um +1,3 Zähler auf 27,4 Saldenpunkte, um es im Oktober auf den höchsten jemals gemessenen Stand seit Beginn der Zeitreihe im Januar 1991 zu heben. Auch bei den Großunternehmen trugen sowohl die Lageurteile (+1,2 Zähler auf 32,6 Saldenpunkte) als auch die Erwartungen (+1,4 Zähler auf 21,8 Saldenpunkte) zu der Klimaverbesserung bei.

Bemerkenswert ist ferner, dass weder die Lageurteile noch die Erwartungen für sich genommen ein neues Allzeithoch erklimmen konnten. Dies bedeutet, dass der neue Spitzenwert beim Geschäftsklima nicht aus einem extremen Ausschlag bei einer seiner Komponenten, sondern aus einem sehr soliden Niveau bei beiden resultiert. Derselbe Befund zeigt sich auch bei der Untergliederung des Klimas nach Branchen. Dies darf als weiteres Indiz für eine zurzeit sehr robuste Wirtschaftsentwicklung mit breitem Fundament gewertet werden.

Deutsche Unternehmen schaffen neue Arbeitsplätze

Sowohl die großen Firmen (+2,6 Zähler auf 21,4 Saldenpunkte) als auch die Mittelständler (+4,4 Zähler auf 18,1 Saldenpunkte) korrigieren ihre Beschäftigungspläne im Oktober kräftig nach oben. Bei beiden Unternehmensgruppen haben die Beschäftigungserwartungen damit Spitzenniveaus erreicht: Für die Großunternehmen ist es sogar - wie bei deren Klimaindikator - der höchste jemals gemessene Wert seit Einführung der Zeitreihe, im Mittelstand der zweithöchste nach dem Januar 2007 (19,4 Saldenpunkte). Der Abbau der Arbeitslosigkeit dürfte sich angesichts dieser Zahlen auch in den kommenden Monaten fortsetzen.

Globale Konjunkturrisiken sind ein Wermutstropfen

Norbert Irsch: Die deutsche Wirtschaft kann sich den globalen Konjunkturrisiken nicht entziehen.
Norbert Irsch: Die deutsche Wirtschaft kann sich den globalen Konjunkturrisiken nicht entziehen.
Foto: KfW

Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW: "Das Mittelstandsbarometer hat im Oktober ohne Zweifel positiv überrascht, insbesondere was die Verbesserung der Zukunftseinschätzung anbelangt, die von den expansiven Beschäftigungsplänen der Firmen eindrucksvoll unterstrichen wird. Gleichwohl darf man nicht vergessen, dass die Luft mit jedem Schritt nach oben immer dünner wird. Globale Konjunkturrisiken sind durchaus vorhanden, denen sich das exportorientierte Deutschland wohl kaum vollständig entziehen kann. Das anhaltend sehr gute Geschäftsklima ist aber ein starkes Signal, dass Deutschland im kommenden Jahr auch dank einer lebhafteren Binnennachfrage erneut eine Topposition im Wachstumsranking der Eurozone erreichen kann. Beim Realwachstum ist eine Zwei vor dem Komma aus heutiger Sicht auf jeden Fall realistisch."