Deutsche treiben Koopertion mit AT&T voran Trotz Umsatzeinbussen sieht die NCR Gewinnchancen fuer 1993

13.08.1993

MUENCHEN (ciw) - Der Umsatz der im vergangenen Jahr erstmals in die Verlustzone geratenen deutschen NCR sank im ersten Halbjahr 1993 um drei Prozent auf 400,3 Millionen Mark. Trotz des verbesserten Auftragseingangs und -bestandes beduerfe es grosser Kraftanstrengungen, um Ende 1993 wieder profitabel zu sein, raeumte Geschaeftsfuehrer Herbert Fuchs ein. Fuchs kuendigte ausserdem einen engeren Schulterschluss mit den deutschen AT&T-Niederlassungen und den Verkauf von PCs ab Fabrik an.

Der Ordereingang belief sich nach Angaben des Unternehmens auf 327,2 Millionen Mark und war damit um 15 Prozent hoeher als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Der Auftragsbestand nahm dagegen nur um 4,5 Prozent auf 217,4 Millionen Mark zu. Obwohl die NCR Osteuropa mit 18,5 Millionen und die NCR OEM mit 3,8 Millionen Mark ihre Erloese um 78 beziehungsweise 31 Prozent gegenueber den ersten sechs Monaten des Vorjahres steigern konnten, fuehrten die um 21,2 Millionen auf 383 Millionen Mark gesunkenen Einnahmen der NCR GmbH zu einem insgesamt drei Prozent niedrigeren Konzernumsatz als 1992.

Das Industriegeschaeft

ist ruecklaeufig

Fuchs, der den Vorsitzenden der Geschaeftsfuehrung, Rainer Liebich, vertrat, erklaerte, man halte trotz des nach wie vor starken Drucks auf Preise und Gewinnspannen an dem Ziel fest, noch in diesem Jahr zur Profitabilitaet zurueckzukehren. Dazu duerfte die Senkung der Gesamtkosten und die Verringerung der Mitarbeiter um neun Prozent auf 2493 Beschaeftigte beitragen. Ausserdem verzichten die nicht tarifgebundenen Mitarbeiter in diesem Jahr auf eine Gehaltserhoehung. "Die Tendenz ist erfreulich fuer NCR. Wir sind wieder auf dem Wachstumspfad, die Talfahrt ist beendet", sagte Fuchs.

Seinen Angaben zufolge entwickelt sich besonders die Nachfrage und das Geschaeft mit Banken und Einzelhandelsunternehmen positiv. Bei diesen Kundengruppen wurden mit Geldautomaten, Kassen und Rechnersystemen Zuwaechse von 80 beziehungsweise 50 Prozent erreicht.

Um 28 Prozent ruecklaeufig gegenueber dem Vorjahreszeitraum ist dagegen das Geschaeft mit Industriekunden und der oeffentlichen Hand.

Im PC-Sektor habe sich die Einfuehrung von NCR-Direkt bewaehrt. Deshalb plane das Unternehmen ueber die bestehenden Zielgruppen hinaus, ins Massengeschaeft einzusteigen. Ziel sei es, zu den fuenf groessten PC-Verkaeufern in Deutschland zu gehoeren. Dazu muesste man allerdings den fuer dieses Jahr geplanten Absatz von 25 000 PCs mindestens vervierfachen. Neue Vertriebskanaele und eine dem Massengeschaeft angepasste Preisstruktur sollen das ermoeglichen. Unter anderem will NCR einen Fabrikverkauf in Augsburg einrichten.

Erst zwei Jahre nach der Uebernahme durch den Telekommunikationsriesen AT&T beginnen die Verantwortlichen der deutschen Toechter, die hiesigen Niederlassungen der beiden Unternehmen enger zu verzahnen. Nach Angaben von Fuchs soll eine fuenfkoepfige Gruppe unter Leitung von Rainer Liebich die Zusammenarbeit intensivieren. AT&T beschaeftigt in drei deutschen Gesellschaften, die in den Bereichen Telefonverkehr, Mikroelektronik und Netzwerke agieren, etwa 300 Mitarbeiter. Bevor eine gemeinsame organisatorische und rechtliche Basis geschaffen werde, sollen die Beteiligten vorerst in Marketing und Vertrieb kooperieren, erlaeuterte Fuchs. Er fuehrt diese Veraenderungen nicht zuletzt auf den neuen Chef der NCR Corp., Jerre Stead, zurueck. Der vormalige AT&T-Manager setze seit seinem Eintritt am 1. Juni 1993 nicht nur im organisatorischen Bereich, sondern auch in der Unternehmenskultur neue Akzente.