Konsolidierung fordert Opfer

Deutsche TK-Branche baut jede fünfte Stelle ab

21.02.2003
MÜNCHEN (CW) - Stellenabbau und Insolvenzen auf der einen Seite, höhere Kundenzahlen und bessere Netzauslastung auf der anderen - ob die Telekommunikationsbranche in der Krise steckt oder nicht, scheint Ansichtssache. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post gibt sich jedenfalls optimistisch.

Erstmals seit der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes im Jahr 1998 kommt die ehemalige Wachstumsbranche ins Straucheln: Die Zahl der deutschen Beschäftigten sank um fünf Prozent auf 230 100, die Umsätze der Akteure steigen langsamer. Dies geht aus dem Jahresbericht der Regulierungsbehörde hervor.

Die meisten Arbeitsplätze verschwanden letztes Jahr offenbar bei der Konkurrenz der Deutschen Telekom: Die Wettbewerber des rosa Riesen strichen binnen Jahresfrist 12000 Jobs und damit jeden fünften Arbeitsplatz. Bei ihnen arbeiten nun noch 51500 Beschäftigte, während die Telekom die Zahl ihrer Mitarbeiter leicht auf 178600 steigerte. Allerdings berücksichtigt diese Zahl noch nicht den bei den Bonnern geplanten Abbau von 42500 Stellen.

Effizienz kostet Arbeitsplätze

Den Arbeitsplätzeschwund bezeichnet Matthias Kurth, Präsident der Regulierungsbehörde, als Konsequenz aus Marktaustritten von Anbietern sowie der allseitigen Bemühungen um mehr Effizienz. Als positives Signal wertete der Behördenchef, dass die Branche im vergangenen Jahr insgesamt 61 Milliarden Euro umgesetzt habe. Das entspricht allerdings nur einer Wachstumsrate von drei Prozent, der niedrigsten seit Marktöffnung.

Kurth betonte, dass der junge Wettbewerb trotz aller Bereinigung nicht gefährdet sei. Die Auslastung der Netze sowie die Zahl der Lizenznehmer für TK-Dienstleistungen sei im Jahr 2002 weiter gewachsen. Der Regulierungschef verwies außerdem auf regionale Telekom-Konkurrenten, die etwa in Hamburg zwölf Prozent, in Köln 21 Prozent und in Oldenburg sogar 23 Prozent der Telefonkanäle stellten. Dies beweise, dass andere Anbieter durchaus Marktanteile erobern könnten.

Eine Analyse, die der Branchenverband VATM (Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e.V.) nicht teilt: Der geringe Gesamtanteil der Telekom-Konkurrenten an Telefonanschlüssen von nur 4,4 Prozent bundesweit spreche vielmehr dafür, dass die Verdrängungsstrategie der Telekom sich weiter auszahle, so Geschäftsführer Jürgen Grützner. So könne man nicht von einem funktionierenden Wettbewerb sprechen.